Gründer stellen beim „Tower Pitch“ auf dem Rottweiler Testturm ihre Start-ups vor

Von Jasmin Alber

Hoch oben, im Konferenzbereich des Thyssenkrupp-Testturms, stellten Gründer und Jungunternehmer am Mittwochabend ihre Start-ups vor. Ihr Ziel: Investoren eine Beteiligung schmackhaft zu machen.

Gründer stellen beim „Tower Pitch“ auf dem Rottweiler Testturm ihre Start-ups vor

Die Gründer und jungen Unternehmer stellten beim "Tower Pitch" im Konferenzbereich des Thyssenkrupp-Testturms ihre Geschäftsideen vor. Im Publikum waren zahlreiche Unternehmer aus der Region.

Die „Startup Angels Alb-Bodensee“ hatten bereits zum zweiten Mal zum „Tower Pitch“ auf 232 Metern Höhe eingeladen. Vor einem hochkarätigen Publikum mit Persönlichkeiten aus der regionalen Wirtschaft und Start-up-Szene wurden insgesamt zwölf Geschäftsideen vorgestellt.

Geschäftsidee kurz und knapp vorstellen

Dabei gab es zwei Wege, wie die Gründer bzw. Jungunternehmer ihre Geschäftsideen vorgestellt haben. Zum einen hatten sie bei Start-up-Pitches zehn Minuten lang Zeit, den Zuhörern ihre Geschäftsmodelle vorzustellen. Zum anderen – und dies wurde in aufgezeichneten Videosequenzen abgespielt – beim Elevator-Pitch. Diese Art der Firmenpräsentation biete sich geradezu an, wenn eine Veranstaltung hoch oben auf einem Turm stattfindet, in dem Aufzüge getestet werden, sagte Thomas Hoffmeister.

Ein Elevator-Pitch ist sinngemäß übersetzt eine Aufzugspräsentation. Der Ursprungsgedanke: Die Geschäftsidee soll in 90 Sekunden, quasi die Dauer einer Aufzugsfahrt, vorgestellt werden. Da die modernen Aufzüge im Thyssenkrupp-Turm allerdings in nur 30 Sekunden die Besucherplattform erreichen, hatten die Start-up-Vertreter schon auf der Erdgeschossebene eine Minute Redezeit, ehe sich die Türen schlossen und die Fahrt nach oben begann.

Preis für den Sieger des Elevator-Pitch-Wettbewerbs

Vom jungen Unternehmen, das bereits die ersten Geschäftsjahre hinter sich hat, bis zum Gründer, der erst vor kurzem seine Idee verwirklicht hat; vom Softwareunternehmen bis zur Zucht und Weiterverarbeitung von essbaren Insekten im Kampf gegen den Klimawandel: Das Spektrum der Start-ups, die vorgestellt wurden, war sehr vielfältig. Abschließend wurde sogar noch ein Sieger der Elevator-Pitcher gekürt: Die Macher hinter „Briefly“, einem E-Mail-Service, dessen Nutzer viel Zeit einsparen sollen, erhalten ein Preisgeld sowie ein zweistündiges Coaching.

Etablierte Unternehmer unterstützen Gründer

Gründer und zukunftsfähige Start-ups gibt es in der Region zur Genüge. Die Mitglieder des Vereins „Startup Angels Alb-Bodensee“ sehen sich als Katalysator für den Erfolg der Jungunternehmer. Ein wichtiges Anliegen ist den Mitgliedern, junge Unternehmen und Gründer in der Region zu halten oder sie in die Region zu holen. Deshalb finden regelmäßig Veranstaltungen wie der „Tower Pitch“ statt. Allein in den zwei Jahren seit der Gründung seien vier Beteiligungen zustanden gekommen, erläuterte Hoffmeister. Das sei eine beachtlich Quote.

Willig: „Du lernst aus einer Niederlage wesentlich mehr als aus einem Sieg“

Doch schon bevor die Gründer an der Reihe waren, drehte sich beim Interview mit Nico Willig, der in letzter Zeit als Interimstrainer der Bundesligamannschaft des VfB Stuttgart auf sich aufmerksam machte, alles ums Thema Start-ups. Der Balinger Unternehmer Michael Klas befragte den gebürtigen Balinger, warum ein Trainer einer abstiegsgefährdeten Fußballmannschaft wie ein Start-up denken und agieren muss. Schnell wurde klar: Hier gibt es zwischen Sport und Wirtschaft viele Parallelen.

Wie bei der Gründung eines Start-ups ging es in der heiklen Zeit vor der Relegation darum, so der VfB-Trainer, Neues zu wagen, alte Strukturen aufzubrechen und fokussiert zu arbeiten. Ein wesentlicher Faktor sei die Kommunikation: Oft seien es kleine Änderungen gewesen, die die Motivation der Spieler neu aufleben ließ – so beispielsweise, die Sprache der Spieler aus anderen Ländern zu sprechen. An einem Moment, als er den Entschluss fasste, den Trainerposten der Stuttgart Profifußballer übergangsweise zu übernehmen, ließ er die Zuhörer teilhaben. Daraus schloss er seinen Appell: „Ich habe eine Idee und ich will die einfach machen – dann mache ich es auch und zwar mit Überzeugung.“ Denn, so Willig: Wer selbst Überzeugung ausstrahlt, überträgt diese an die Spieler.

Kleine Schritte und klar formulierte Ziele

Wie wichtig klar formulierte Ziele, wie der von Willig geprägte Begriff Relegationspokal, sind, erläuterte er anschaulich. Kleine Schritte zu machen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, sei unerlässlich. Im Sport wie im Geschäftsleben gibt es viele Statistiken. Einzelne Punkte daraus gezielt anzugehen und zu verbessern, war auch seine Taktik in den Wochen, in denen er die VfB-Bundesligakicker trainiert hat. Mit Erfolg, denn einzelne Faktoren wie die Zahl der Sprints oder Torschüsse seien von Spiel zu Spiel verbessert worden. Allein das Spielglück sei nicht beeinflussbar. So sieht er trotz Niederlagen viele positive Entwicklungen der VfB-Mannschaft vor dem Abstieg.

Und wie den jungen Unternehmen, die hin und wieder Fehler machen oder falsch entscheiden, mussten Willig und sein Team mit Rückschlägen zurecht kommen. Auch darin sieht er etwas Gutes: „Du lernst aus einer Niederlage wesentlich mehr als aus einem Sieg.“ Wichtig sei dann aber, die Stellschrauben zu drehen und weiterzumachen.

Netzwerken bei grandiosem Weitblick

Im Anschluss an alle Pitches hatten die Gründer und Jungunternehmer die Gelegenheit, mit den Besuchern und potenziellen Geldgebern ins Gespräch zu kommen. Für alle gab‘s bei Getränken und Häppchen den grandiosen Ausblick von der Besucherplattform des Testturms.