⚡ Google AMP Ansicht ⚡

Gremium für die Auflösung aller drei Kirchengemeinden

Von Holger Much

Die Thomaskirchen-, Friedenskirchen- und Martinskirchengemeinde sollen zur evangelischen Kirchengemeinde Ebingen vereint werden. Der Weg ist komplex. Mit Kommentar.

Walter Schwarz (links) und Pfarrer Walter Schwaiger beim Auszählen der Stimmzettel im Spitalhof.

Das Ziel war schon lange klar: Die Fusion der drei evangelischen Kirchengemeinden in Ebingen. Nur der Weg dorthin war bisher unklar.

Der bisher bestehenden Möglichkeit, einfach die drei Kirchengemeinden aufzulösen, womit quasi automatisch eine einzige Kirchengemeinde übrig geblieben wäre, hat das Kultusministerium einen Riegel vorgeschoben.

Davon erfuhr Pfarrer Schwaiger offenbar erst wenige Tage vor der Sitzung. Nun hätte man angesichts der neuen Situation natürlich den Tagesordnungspunkt verschieben können, um die nun neuen Gegebenheiten zu überdenken. Die Entscheidung wurde trotzdem am Donnerstagabend gefällt.

Jetzt, so erläuterte Pfarrer Walter Schwaiger in der jüngsten Sitzung des evangelischen Ebinger Gesamtkirchengemeinderates, gab es zwei neue Wege.

Der Fiskus könnte anklopfen

Erste Variante: Alle drei bisher bestehenden Kirchengemeinden werden aufgelöst. Im gleichen Zug wird als Rechtsnachfolge die neue evangelische Kirchengemeinde Ebingen ins Leben gerufen. „Eine Leerstelle bleibt dabei nicht“, versicherte Walter Schwaiger. Auch das Kultusministerium hat bei dieser Variante noch ein Wörtchen mitzureden.

Der Knackpunkt hierbei: Bei dieser Variante bestünde die Wahrscheinlichkeit, dass die Befreiung von der Umsatzsteuer, die bisher bestehende Kirchengemeinden genießen, nicht mehr gilt. Ab 2021 sind zwar alle Gemeinden ab Einnahmen von 17.000 Euro steuerpflichtig. Doch im Jahr 2020 könnte es eben sein, so Schwaiger, dass man Steuern zahlen müsse.

Dabei könne es sich, bezogen auf die evangelische Kirche in Ebingen, um eine Summe zwischen 10.000 und 12.000 Euro handeln. Entsprechende Einnahmen werden vor allem im Kaufwaschcafé, im Waldheim, im Spitalhof sowie bei Konzerten gemacht.

Der zweite Weg hin zur Fusion würde zumindest diese mögliche Gefahr abwenden. Bei ihm würden nur zwei der drei bestehenden Gemeinden aufgelöst. Die dritte Gemeinde, vermutlich die Martinskirchengemeinde, bliebe bestehen und würde zur neuen evangelischen Kirchengemeinde Ebingen umgewidmet.

Dabei würde der bisherige Steuervorteil zumindest noch bis Ende 2020 bestehen bleiben. Die Gefahr, in diesem einen Jahr eventuell 10.000 bis 12.000 Euro an Umsatzsteuer zahlen zu müssen, wäre gebannt.

Ganze 23 von 31 anwesenden Stimmberechtigten des evangelischen Gesamtkirchengemeinderates entschieden sich für die erste Variante, also für die Auflösung der drei Kirchengemeinden und die Gründung einer neuen Gemeinde. Wurde bei anderen Punkten noch offen per Akklamation abgestimmt, wurde bei diesem Punkt um geheime Wahl gebeten.

Die Befürworter dieser Lösung, darunter auch Pfarrer Walter Schwaiger, hatten ihren Standpunkt in einer vorangegangenen Diskussion damit begründet, dass dieser Weg der „emotional sauberere“ sei. Es wäre ein echter Neuanfang.

Pfarrer Schwaiger befürchtete sonst einen „Webfehler“, der gleich zu Anfang an der neuen Gemeinde hafte. Man habe diesen Weg so beschritten und auch so kommuniziert, nun sei es nur konsequent, ihn auch so weiter zu gehen, bestätigten andere.

Auf 10.000 Euro verzichten

Andere Mitglieder äußerten sich angesichts der doch beträchtlichen Summe, die bei dem dann tatsächlich gewählten Weg zusätzlich gezahlt werden könnte, sehr kritisch. „Wir können nicht überall Opferbüchsen aufstellen und dann einfach so nebenbei auf rund 10.000 Euro verzichten. Das sehe ich als wirklich schwierig an“, gab Thorsten Rach zu bedenken.

Ganz ist die Entscheidung damit noch nicht gefallen. Im Dezember diesen Jahres werden sich die Gremien der einzelnen Gemeinden – der Thomas-, der Friedenskirchen- und der Martinskirchengemeinde – jeweils ebenfalls noch mit dem Thema befassen.

Kommentar: Fusion teuer erkauft