Balingen

Graffiti erzählen die Geschichten: Interview mit den Ausstellungsmachern von „Revolte!“

27.05.2019

von Pressemitteilung

Graffiti erzählen die Geschichten: Interview mit den Ausstellungsmachern von „Revolte!“

© Christian Böhm

Eines der Bilder des Münchner Künstlers WON ABC, der in der Frommerner Schwelhalle zu sehen sein wird.

Frank Türke und Roman Passarge, die Verantwortlichen der Ausstellung „Revolte! Creative Urban Art“ in Frommern, erzählen von ihrer Beziehung zur Streetart.

Am 7. Juni findet in Frommern die Vernissage zur Graffiti-Ausstellung „Revolte! Creative Urban Art“ mit geladenen Gästen statt. Ab 8. Juni ist sie für Jedermann täglich von 10 bis 22 Uhr zugänglich.. Veranstalter Frank Türke und Kurator Roman Passarge sprachen vorab im Interview darüber, was die Besucher in der Schwelhalle erwartet.

Atelier Türke hat einige Kunstausstellungen in Balingen begleitet. Jetzt sind Sie selber Ausstellungsmacher. Graffiti ist ja etwas ganz anderes, oder gibt es für Sie Schnittpunkte?

Frank Türke: Die Verbindung zu Graffiti kam mit der Kirchner-Ausstellung. Die Kunst der frühen 1900-er Jahre war für mich wie Graffiti. Das was heute Graffiti sind, dieses Aufmüpfige, das Widerständische – dafür standen Künstler wie Kirchner früher. Das hat mich gereizt und mir den Zugang zu Graffiti verschafft.

Sie haben sogar einen Kurator, Roman Passarge, engagiert?

Türke: Wir wollen ja eine tolle Ausstellung machen, etwas richtig Großes. Um das gebührend darzustellen habe ich Roman gefragt, ob er uns dabei nicht unterstützen möchte.

Graffiti erzählen die Geschichten: Interview mit den Ausstellungsmachern von „Revolte!“

© Lydia Wania-Dreher

Von links: Kurator Roman Passarge, Veranstalter Frank Türke und sein Sohn Lasse Pekdag organisieren die Ausstellung.

Herr Passarge, was war Ihr erster Gedanke, als Herr Türke mit der Idee einer Graffiti- und Street-Art-Ausstellung auf Sie zukam?

Roman Passarge: Ich habe die letzten 20 Jahre immer im Kunstbetrieb gearbeitet. Es war ganz viel angewandte Kunst, Design, Architektur, Bildende Kunst – was wir so ganz klassisch unter Kunst verstehen. Die erste Reaktion als er von WON und Cowboy erzählt hat, war auch erst mal „Ouh, Graffiti. Das wird spannend, wie man das erzählt.“

Was macht das Thema Graffiti so besonders?

Passarge: Wenn man sich ein bisschen mit dem Thema beschäftigt, merkt man schnell: Es gibt das, was wir alle als Schmiererei empfinden aber es gibt eben noch viel mehr. Ganz tolle Graffitikunst, ganz tolle Typen, Geschichten, die die erzählen, Grenzen sprengen, die Auseinandersetzung mit der Realität – In dem Thema steckt ganz viel drin. Wie in allen anderen angewandten bildenden Kunstrichtungen auch.

Was erwartet uns in der Frommerner Schwelhalle?

Passarge: In der Halle haben wir originale Graffitikunst. Da erzählen wir über die Geschichte von Graffiti, über Street Art. Da kann man riesige Wände in der Reproduktion sehen. Übrigens: Was Frank hier macht, ist genau so wie Graffiti grenzenüberwindend. Nämlich aus einem relativ banalen Industriegebiet einen lebendigen, urbanen Ort zu machen.

Graffiti erzählen Geschichten. Welche Geschichte erzählt Revolte! Creative Urban Art?

Passarge: Wir erzählen die Geschichte von den zwei Protagonisten WON ABC und Cowboy 69. Die Geschichte ist ganz eng mit den letzten 30 Jahren in Deutschland verbunden, mit den ganzen Widerständen, Entwicklungen, wie sich Städte verändern – all den Dingen, die so spannend sind. Das werden wir in der Halle erzählen. Im Inneren des Glaskubus hat es Werke, die hat sonst noch niemand gesehen. Es wird eine Mischung aus einer echten Kunstausstellung und dem Hintergrund dazu. „Für was ist das gut, warum ist das eigentlich Kunst?“ – Das wollen wir zeigen.

Die unterschiedliche Lebensgeschichte der zwei Sprayer WON ABC und Cowboy 69 steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Warum und was ist die Botschaft, die Sie uns mit der Geschichte übermitteln wollen.

Türke: Der Ausgangspunkt bei beiden Künstlern ist ja derselbe. Beide haben ein Riesentalent, der eine eher für das Figürliche, der andere für Schriftmotive. Der eine wurde gefördert, der andere nicht. Wäre er gefördert worden, dann hätte er die gleichen Chancen gehabt. Wir wollen den Leuten sagen, wenn eure Kinder Talente haben, fördert sie, unterstützt sie. Dann ist die Chance, dass etwas aus ihnen wird höher und das Risiko, dass sie abdriften geringer.

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