Graffiti-Legenden in der Frommerner Schwelhalle – keine gewöhnliche Kunstausstellung

Von Benno Schlagenhauf

Am Freitag wird die Ausstellung „Revolte! Creative Urban Art“ eröffnet. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen WON ABC und Cowboy 69, die Vorreiter der deutschen Graffiti-Szene.

Graffiti-Legenden in der Frommerner Schwelhalle – keine gewöhnliche Kunstausstellung

Von links: Kurator Roman Passarge, Veranstalter Frank Türke und Künstler Markus Müller alias WON ABC.

„Das wird etwas anderes als eine gewöhnliche Kunstausstellung“, stellt Veranstalter Frank Türke schon zu Beginn klar. Und das sieht man schon an der Location: Nicht etwa in der Stadthalle, wie bei den Balinger Kunstausstellungen üblich, sondern in der Frommerner Schwelhalle, einem alten Industriegebäude, findet sie statt.

Industriecharme trifft auf Kunst von der Straße

„Die Stadthalle wäre dafür zu steril“, sagt Türke und auch WON ABC, der bürgerlich Markus Müller heißt, meint: „Es sieht hier aus wie in einer endzeitlichen Kathedrale, das passt perfekt zu den Bildern.“

WON ABC und sein Münchner Kollege Cowboy 69 stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Den Rahmen dafür bildet die Lebensgeschichte der beiden Künstler, die sich seit Teenagertagen kennen und die sich doch komplett konträr entwickelt hat. Einer ist heute gefragter legaler Sprayer, der andere sitzt aktuell im Gefängnis.

Müller hat die Ausstellungslocation, in der aktuell letzte Aufbauarbeiten vor der Vernissage laufen, am Montag erstmals gesehen. „Ich war begeistert, wie vielschichtig das Thema aufbereitet wird“, sagt der Künstler.

Ausstellung ist in drei Teile untergliedert

In der Schwelhalle bekommen die Besucher richtig etwas geboten: In großen Glaskuben im Eingangsbereich wird die Biografie der beiden Hauptkünstler erläutert, ebenso wird dort die Geschichte von Graffiti nachgezeichnet.

Im mittleren Teil der Halle werden Original-Werke auf Leinwand verschiedener Künstler ausgestellt: „Die hat zuvor noch niemand gesehen“, erklärt Kurator Roman Passarge. Unter anderem sind dort Werke von Cowboy 69, die im Gefängnis entstanden sind, zu sehen.“

Der dritte Teil der Ausstellung widmet sich der Entwicklung von Graffiti und Street Art und zeigt internationale Beispiele: Paris, Athen, München, Berlin, Hamburg – jede Stadt und deren Graffiti haben ihren eigenen Charakter. Auch Werke aus Balingen sind zu sehen.

„Graffiti ist eine der größten globalen Kunstbewegungen und verbindet die Menschen weltweit“, kommentiert Müller.

Kunst ohne Gebrauchsanleitung

Erklärt werden bei der Ausstellung jedoch nur die Hintergründe zum Thema Graffiti, nicht die Werke selbst: „Ich finde es nicht gut, wenn man für Kunst eine Gebrauchsanleitung bracht“, sagt Müller: „Entweder das Bild macht etwas mit einem, oder eben nicht.“

Allgemein soll es etwas lockerer zugehen, als bei einer gewöhnlichen Ausstellung: „Im Museum stößt mich diese Stille ab. Wer sagt denn, dass man Kunst ruhig auf sich wirken lassen muss? Man darf doch auch mal dabei lachen“, sagt Müller. Er wolle kein Museum, sondern viel lieber ein Amuseum (englisch: amuse = amüsieren) machen.

Amuseum statt Museum

Dieses „Amuseum“ soll die Zeit der Ausstellung überdauern. Denn an der Frontseite der Schwelhalle wird Müller ein großes Bild eines Drachen anfertigen.

In seinem Skizzenbuch hat Müller sogar schon die gesamte Fassade verplant. „Eine weiße Wand ist für einen Künstler nur schwer zu betrachten“, erklärt er. Es wäre also möglich, dass der Drache noch Gesellschaft bekommt.

Zudem sollen sich mehrere Künstler auf einer sogenannten „Hall of Fame“, einer frei zur Verfügung gestellten Wand, verewigen dürfen.

Vision der Veranstalter soll die Ausstellung überdauern

Und auch in den Köpfen soll etwas von der Ausstellung zurückbleiben: „Ich fände es schön, wenn wir mit der Ausstellung den Mut und die Offenheit zur Kreativität in den Menschen wecken könnten“, sagt Roman Passarge.

Und Frank Türke ergänzt: „Vielleicht geht ein Kind in die Ausstellung und bekommt dadurch den Ansporn, seine Kreativität auszuleben und verändert deswegen in zehn Jahren die Welt.“

Infos zur Ausstellung

Vernissage Eröffnet wird die Ausstellung am Freitagnachmittag mit geladenen Gästen, ab Samstag ist sie dann für die Allgemeinheit geöffnet.

Öffnungszeiten Von 8. Juni bis 8. September ist die Ausstellung täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet.

Rahmenprogramm Während der dreimonatigen Ausstellungszeit wird es immer wieder Veranstaltungen geben Es sind Workshops, Diskussionsrunden udn Filmvorführungen geplant.