Sprayer WON ABC erklärt, wie in Frommern aus einer Fassade ein Graffiti-Kunstwerk wird
14.06.2019
Von Lea Irion
© Lea Irion
Der Künstler Markus Müller und Kurator der Kunstausstellung Revolte Roman Passarge (auf der Bühne, von links) stellten sich am Donnerstagabend den Fragen der interessierten Zuhörer.
Bei der Ausstellung „Revolte - Creative Urban Art“ in der Schwelhalle wird Graffiti-Kunst gezeigt. Parallel dazu entsteht aber auch ein monumentales Werk auf der Außenhülle des Gebäudes. Wie das funktioniert, erklärte am Donnerstagabend der Künstler.
Im Rahmen der Kunstausstellung Revolte entsteht seit einigen Tagen an der Fassade der Frommerner Schwelhalle – in der die Kunstwerke noch bis 8. September bestaunt werden können – das riesige Bild eines Drachen. Der kreative Kopf hinter dem überdimensionalen Graffiti ist der Münchner Künstler WON ABC, der mit bürgerlichem Namen Markus Müller heißt. Am Donnerstagabend erzählte Müller in einer Diskussionsrunde mit dem Kurator der Veranstaltung, Roman Passarge, wie er mit dem Großprojekt vorankommt.
„Bald beginnt der eigentliche Teil des Bildes, nämlich das Malen“, berichtet der renommierte Sprayer. In den vergangenen Tagen war Müller primär damit beschäftigt, die riesige Fläche mit grüner Farbe auszumalen und somit das Gerüst des Kunstwerks anzubringen.
Der Künstler braucht jede Menge Farbe
Nun steht er jedoch vor einem Problem: Der Zulieferer der Farbe hat nicht genügend Dosen auf Lager. Über 15 Eimer mit jeweils zwölf Litern der laubgrünen Farbe habe er bereits vermalt, insgesamt brauche er über Tausend Spraydosen für das Kunstwerk. „Wenn ich Pech habe, muss ich bis zum 24. Juni auf die neue Farbe warten, eigentlich soll das Bild nächste Woche fertig sein“, führt Müller aus. Bei der Farbe handelt es sich um spezielle UV-beständige Pigmente, für die es nur zwei Hersteller gibt. Dafür halte ein solches Gemälde aber auch ein gutes Jahrhundert, meint der Sprayer.
An einem Tag male er geschätzt zwölf Stunden durch, was auch körperlich sehr fordernd sei. In den vergangenen Jahren habe er ähnliche Projekte auch international durchgeführt, beispielsweise in China oder Thailand. „Da arbeitet man unter verschiedensten Wetterbedingungen, woran ich mich mittlerweile gewöhnt habe“, erörtert Müller.
© Volker Bitzer
WON ABC bei der Arbeit an der Frommerner Schwelhalle: Auf die grüne Grundierung wird nun gesprüht.
Das interessierte Publikum durfte Fragen stellen. Ein Zuhörer erkundigte sich nach der Planung eines solchen Kunstwerks. Müller zeigte anhand einer Skizze auf, wie er durch ein Punktesystem die Quadratmeteranzahl der Fläche ausrechnet und dadurch kalkuliert, wie viele Liter der laubgrünen Farbe er benötigt. „Das Werk ist in 35 auf 16 Einzelpunkte aufgeteilt, für einen Quadratmeter Wand braucht man circa 300 Milliliter Farbe“, beschreibt Müller den Entstehungsprozess.
Ein Großteil geschieht während des Malens
Ein Großteil des fertigen Werks entsteht aber während des Malens, was für den Künstler die eigentliche Magie der Kunst ausmache. 30 bis 40 Prozent des nun entstehenden Drachen male er spontan, trotz seiner vorgefertigten Skizze. „Aus meiner Sicht gibt es auch keine Fehler, da ist nichts umsonst“, kommentiert Müller.
So sei ihm in den vergangenen Tagen ein Farbeimer umgefallen, dessen Rückstände auf dem Boden er kurzerhand an den Körper des Drachen integrierte. Wenn nun also mit der grünen Farbe alles vorangehe, könne er bald mit den Details des Werks fortfahren, damit bereits kommende Woche ein bemerkenswerter Drache die Fassade der Schwelhalle ziert.
