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Glück im Unglück: Zweite Chance für jungen Habicht

Ein Habicht knallt bei der Jagd gegen ein Fenster und verletzt sich dabei schwer. Der beherzte Einsatz des Hausmeisters rettet dem Greifvogel diesmal das Leben.

Dominik Striegel, Bundesfreiwilliger im Vogelschutzzentrum (l), hat den genesenden Habicht gut im Griff. Zentrumsleiter Daniel Schmidt-Rothmund (r.) und der Nabu-Landesvorsitzende Andre Baumann lassen den Vogel auf einer Wiese frei.

So etwas hat Andreas Zapp, Hausmeister für die Bisinger Hohenzollernhalle, auch noch nicht erlebt. Ein junger Habicht sitzt verletzt ganz oben im Gebälk der Halle. Wie kommt man an den Vogel heran? Da war Großeinsatz gefordert.

Es muss eine wilde Verfolgungsjagd im Flug gewesen sein. Der Habicht jagte ein Taube, wie Krähen und Elstern seine natürliche Beute. Doch die Jagd endet für beide Vögel fatal: Beide krachen gegen eine Fenster der Hohenzollernhalle. Die Scheibe ist stabil, besteht aus Doppelglas. Doch der tierischen Wucht hält sie nicht stand. Die Taube bricht sich das Genick, sie stirbt. Der Habicht hat mehr Glück: Er durchbricht die Scheibe, verletzt sich zwar dabei, kann sich aber hoch oben ins Hallengebälk flüchten.

Am Abend zuvor war in der Halle gefeiert worden, zwei Narren machen sich am nächsten Tag ans Aufräumen. Sie entdecken den Vogel – und verständigen den Hausmeister. Andreas Zapp ist sofort zur Stelle. Doch was jetzt? Zapp ruft die Feuerwehr und einen befreundeten Jäger an, der wiederum holt einen Kollegen hinzu, der Falkner ist.

„Wir haben dann gut vier Stunden lang versucht, den Vogel zu fangen, mit wenig Erfolg“, erzählt Zapp. Mittlerweile war es draußen dunkel geworden. Da kam die zündende Idee: Machen wird doch in der Halle alle Lichter aus, so dass es auch dort drin stockdunkel ist. Mit dem Hubsteiger, der gehört zum Inventar der Hohenzollernhalle, lässt sich der Falkner in der luftige zwölf Meter Höhe hieven, bis zum Habicht allerdings reicht das immer noch nicht, der Vogel sitzt höher. Eine lange Stange muss her. Sie wird vor den Vogel gehalten, und siehe da, der Habicht greift danach, lässt sich so nach unten bringen. „Wir haben den Vogel dann untersucht und gut eingepackt.“ Andreas Zapp setzt sich ins Auto und fährt das verletzte Tier ins Vogelschutzzentrum nach Mössingen.

„Der Habicht hatte Glück im Unglück“, meint Zentrumsleiter Daniel Schmidt-Rothmund. „Ich hatte befürchtet, dass er sich bei einem so schweren Unfall auch ein paar Knochen gebrochen hat. Das hätte seine Überlebenschancen in den Keller stürzen lassen. Bei unserem Tierarzt haben wir dann aber auf den Röntgenbildern gesehen, dass alle Knochen heil geblieben sind. Nur die Schnittwunde musste genäht werden.“

So konnten Schmidt-Rothmund und sein Team den Habicht zwei Wochen lang gesundpflegen und schließlich wieder in die Freiheit entlassen. Den Flug des Habichts zurück in die Freiheit wollte sich natürlich auch Hausmeister Andreas Zapp nicht entgehen lassen. „Das war schon ein gutes Gefühl.“

Bei dem Habicht handelt es sich um ein etwa ein Jahr altes Weibchen. Der Vogel hat in diesem Alter noch kein Revier, wird noch etwa ein Jahr durch die Gegend ziehen, weshalb der unfreiwillige Ortswechsel für ihn auch kein Problem sein sollte. Mit zwei Jahren wird sich das Habichtweibchen dann einen Partner und ein Revier suchen. Wenn alles gut geht. Stephanie Apelt