Gibt es bald ein Feuerwerksverbot? Wie die Institutionen im Zollernalbkreis die Lage einschätzen

Von Janine Lehleiter

In Berlin und anderen deutschen Städten kam es in der Silvesternacht zu zahlreichen Angriffen auf Menschen, insbesondere Rettungskräfte, bei denen Feuerwerkskörper als Waffen missbraucht wurden. Auch eine Woche nach den Krawallen läuft die Debatte um ein generelles Verbot privater Feuerwerke weiter. Doch wie stehen die betroffenen Stellen im Zollernalbkreis dazu? Und wie haben sie die Silvesternacht miterlebt?

Gibt es bald ein Feuerwerksverbot? Wie die Institutionen im Zollernalbkreis die Lage einschätzen

Dass Verpackungsmüll von Raketen und Böllern die Umwelt verschmutzt, ist nur ein Grund dafür, dass sich viele für ein Verbot von privatem Feuerwerk einsetzen.

Nach zwei Jahreswechseln mit Verkaufs- sowie An- und Versammlungsverbot durfte dieses Mal wieder geböllert und geschossen werden. Das nutzten – wie erwartet – viele Menschen deutschlandweit sowie im Zollernalbkreis, um ins neue Jahr hineinzufeiern.

Einschränkungen wie vor der Pandemie

Einschränkungen bezüglich des Zündens von regulären Raketen und Böllern gab es dieselben wie vor der Pandemie. Der Verkauf von Pyrotechnik durfte ohne Ausnahmegenehmigung nur an Erwachsene und in festen Verkaufsräumen sowie ausschließlich zwischen dem 29. und dem 31. Dezember stattfinden. Das Abbrennen war nur an Silvester und am Neujahrstag und gemäß der Sprengstoffverordnung nicht in der Nähe von Kirchen, Kinder- und Altenheimen sowie Krankenhäusern erlaubt.

Viele Gründe für Feuerwerksverbot

Während einzelne Städte wie Rottweil oder Tübingen zumindest für ihre historischen Altstädte schon länger ein Feuerwerksverbot verordnet haben, setzen sich Umwelt-, Ärzte- und Tierschutzverbände seit einiger Zeit gemeinsam für ein allgemeines Verbot von privaten Feuerwerken ein. Überlastete Notaufnahmen, beschädigte Bauwerke, erschreckte Haustiere, verletzte oder verendete Wildtiere, Luftverschmutzung oder großflächig verteilter Müll – die Liste der angeführten Gründe für ein solches Feuerwerksverbot ist lang.

Ausschreitungen in der Silvesternacht

Die Debatte erreicht in diesem Jahr infolge der Ausschreitungen in einigen Städten aber wohl einen Höhepunkt. Vor allem in Berlin wurde das Silvester-Brauchtum missbraucht und Pyrotechnik als Waffe gegen Menschen eingesetzt. Unzählige dieser Angriffe richteten sich dabei gegen Rettungskräfte. „Berliner Zustände gab es bei uns nicht. Im Zollernalbkreis hatten wir keinerlei solche Vorkommnisse“, stellt Polizeisprecher Christian Wörner vom Präsidium Reutlingen aber klar. Auch dem Pressesprecher des DRK-Kreisverbands Zollernalb sowie dem Kreisbrandmeister Stefan Hermann seien solche Fälle nicht bekannt, auch nicht in der Vergangenheit.

Kein außergewöhnlicher Jahreswechsel im Zollernalbkreis

Im Zollernalb-Klinikum verlief der Jahreswechsel ebenfalls nicht außergewöhnlich. Es habe laut Dr. Otto Tschritter, Chefarzt und Leiter des Zentrums für klinische Notfall- und Akutmedizin, einige Brandverletzungen gegeben, jedoch nicht mehr als in den Jahren vor der Pandemie. Das sei, „was halt passiert, wenn Laien Feuerwerk bedienen“, so der Chefarzt. Das Team habe in Normalbesetzung gearbeitet, sei aber ohnehin jederzeit mit einem Klinikalarmeinsatzplan auf einen sogenannten MANV (Massenanfall von Verletzten) vorbereitet.

Rettungskräfte sind immer vorbereitet

Ähnlich sah das beim DRK aus. „Die Rettungswachen im Zollernalbkreis sind an Silvester wie üblich personell besetzt. Wenn die Einsatzlage es erfordert, werden weitere Einsatzkräfte alarmiert. Diese Praxis hat mit Silvester nichts zu tun, so agieren wir immer, unerheblich an welchem Tag oder zu welcher Uhrzeit die Verstärkung notwendig ist“, erklärt Dietmar Dieter vom DRK-Kreisverband Zollernalb. Auch das Rote Kreuz habe den Jahreswechsel als sehr ruhig empfunden.

Kommt das Feuerwerksverbot?

Ob ein flächendeckendes Verbot von privaten Feuerwerken also angemessen sei? Dazu wollen sich die Stellvertreter der betroffenen Stellen im Zollernalbkreis nicht äußern. Das sei eine Sache der Politik, so der Tenor. Kreisbrandmeister Stefan Hermann fügt dem lediglich hinzu: „Ein Aufruf zu respektvollem und sicherheitsbewusstem Umgang scheint mir persönlich angebrachter als ein plumpes Verbot.“

Die Frage eines generellen Böllerverbotes im gesamten Zollernalbkreis kam laut Landratsamt bisher auch noch nicht auf. Außerdem könnte nur die Ortspolizeibehörde ein solches Verbot verordnen und das auch nur, wenn sich brandempfindliche Gebäude in unmittelbarer Nähe befinden. Ansonsten müsste die Anordnung „von oben“, also von Bund oder Land kommen.