Albstadt/Mengen

Gestiegene Kosten: Warum sich die Preise bei Kinobesuchen in der Region unterscheiden

17.03.2023

von Mareike Keiper

Gestiegene Kosten: Warum sich die Preise bei Kinobesuchen in der Region unterscheiden

© Mareike Keiper/Kino Mengen

Die Kinopreise in Mengen sind angestiegen. Betreiberin Petra Engler nennt dafür mehrere Gründe.

Die Coronapandemie ging auch an den Kinobetreibern in der Region nicht spurlos vorbei. Teilweise waren gar keine Vorstellungen mehr möglich. Jetzt können Filmfans endlich wieder die neuesten Blockbuster auf der Leinwand anschauen, müssen aber mit höheren Preisen rechnen. Wie zum Beispiel in Mengen: Petra Engler betreibt das dortige Kino, sie hat die Preise zum 1. März erhöht. Warum das so ist und wieso Gäste in Albstadt zum Beispiel weniger zahlen.

Zwei Jahre lang haben die Kinos immer wieder coronabedingt schließen müssen. Zeit, die viele Kinos in Renovierungs– und Umbauarbeiten investiert haben, auch in der Region. Jetzt kommt mit den steigenden Energiepreisen ein weiterer Kostenfaktor hinzu.

Das hat Folgen für die Besucher: Die Preise für Kinotickets in Mengen sind ab 1. März um einen Euro gestiegen. In Bad Saulgau und Albstadt hingegen halten sich die Preise stabil. Petra Engler, Geschäftsführerin des Gloria–Kinocenters in Mengen, hat aber Erklärungen für die Preispolitik.

/

Ab Januar sind die Energiekosten um 60 Prozent teurer. Kinobetreiberin Petra Engler

Kino ist ein Luxusgut, deshalb kann ich nicht nachvollziehen, dass andere Betreiber gerade in Zeiten von Inflation und weniger Kaufkraft die Preise erhöhen. Kinobetreiber Ralf Merkel

Die sieht wie folgt aus: Ab dem 1. Juli 2021 zur Wiedereröffnung nach dem Lockdown hat das Kino die Preise angepasst. Das reguläre Ticket kostete seitdem 9 Euro und war damit 50 Cent teurer als zuvor. Seit 1. März dieses Jahr kostet das reguläre Ticket 10 Euro. Je nach Tag und Zeit fallen die Preise aber unterschiedlich aus — ein 3D–Film mit Überlänge aus dem Hause Disney, das zusätzlich erhöhte Mietforderungen mit sich bringt, kann laut Engler bis zu 16,50 Euro pro Ticket kosten.

Kinobesuch soll allen ermöglicht werden

Sie spricht von einer Mischkalkulation: Auf der einen Seite müsse sich das Betreiben des Kinos weiter rentieren, auf der anderen Seite soll es weiter Gäste anziehen. „Kino sollte für alle bezahlbar bleiben“, sagt sie. Deshalb gebe es auch Ermäßigungen. Mittwochs beispielsweise gibt es ganztägig Ermäßigungen, genauso für Familien für sämtliche Vorstellungen vor 18 Uhr an jedem Öffnungstag.

Gleichzeitig möchte sie die Kosten decken. „Auch während der langen Einschränkungen in der Pandemie mussten wir wirtschaftlich sein und haben uns überlegt, wie wir am besten die Besucher halten“, sagt Engler. Deshalb habe das Kino umgebaut und unter anderem in breitere Sessel investiert. Dadurch hat sich allerdings die Sitzzahl in den Sälen verringert. „Deshalb brauchten wir eine andere Kalkulation“, sagt sie.

Energiekosten und Mindestlohn steigen

Auch der gestiegene Mindestlohn auf 12 Euro und die Energiekosten setzen dem Kino zu. Es werde zwar mit Öl beheizt, was automatisiert ablaufe und somit Kosten spare, aber die neuen Projektoren brauchen laut Engler enorm viel Strom: „Ab Januar sind die Energiekosten um 60 Prozent teurer.“ Die Strompreisbremse wiederum beziehe sich auf den Verbrauch vor zwei Jahren — genau auf den Zeitraum, in dem das Kino geschlossen war. Aus diesem Gründen sei die Entscheidung gefallen, den Preis anzuheben.

Teurer geworden ist auch das Kino in Bad Saulgau. Nachdem er die Säle in der Coronazeit umgebaut hatte, hat Geschäftsführer Jürgen Burth die Preise zum 1. Juli 2021 um einen Euro angehoben, gleichzeitig aber auch neue Kategorien eingeführt, um allen Besuchern ein Kinoerlebnis zu ermöglichen. Das reguläre Ticket kostet seitdem 9 Euro.

Strom, Popcorn und Co. werden teurer

Auch bei den Süßwaren gebe es regelmäßig Korrekturen nach oben, allerdings wäge er bei jeder Verteuerung durch die Lieferanten, ob er das mittragen möchte. Wichtig sei es, das nicht sofort an die Kunden weiterzugeben — trotz der auch für ihn hohen Stromkosten. Burth setze daher auf andere Sparmaßnahmen, zum Beispiel das Umrüsten auf LED und Bewegungsmelder im Kino.


Verglichen mit den Kinos in Bad Saulgau und Mengen schneidet Albstadt bei den regulären Tickets ähnlich ab, ist insgesamt aber doch günstiger. Der Capitol–Filmpalast, dessen Inhaber Ralf Merkel fünf Kinos betreibt, verlangt für die reguläre Karte 9 Euro, am Kinotag nur 6 Euro. Zum Vergleich: Auch am Kinotag zahlen Erwachsene in Mengen 8,50 Euro. „Kino ist ein Luxusgut, deshalb kann ich nicht nachvollziehen, dass andere Betreiber gerade in Zeiten von Inflation und weniger Kaufkraft die Preise erhöhen“, kritisiert er.

Gaskosten pro Monat: 9500 Euro

Auch ihm haben der gestiegene Mindestlohn, der Umbau auf breitere Stühle und vor allem die steigenden Energiekosten zugesetzt. In Spitzenzeiten habe er 9500 Euro im Monat für Gas aufbringen müssen. „Aber wenn ich die Preise erhöhe, kommen weniger Gäste“, so seine Sorge.

Aus diesem Grund habe er in den vergangenen Jahren die Tickets lediglich einmal um 50 Cent pro Karte erhöht und gleichzeitig von Rücklagen und Zuschüssen gewirtschaftet. Derzeit erhole sich die Situation wieder, die Zuschauer besuchen vermehrt seine Säle. „Kino hat sich immer wieder neu erfunden“, sagt er. Auch Engler zeigt sich zuversichtlich. Kino werde ein Erlebnis bleiben, das die Menschen anzieht — womöglich auch bei höheren Preisen.

Diesen Artikel teilen: