Gesamtelternbeirat Albstadt fordert zum Schutz der Kinder: Keine Präsenzpflicht mehr an Schulen

Von Pressemitteilung

Mit einem offenen Brief wendet sich der Arbeitskreis der Gesamtelternbeiräte in Baden-Württemberg an Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Gesundheitsminister Manfred Lucha sowie Kultusministerin Theresa Schopper. Auch der Gesamtelternbeirat Albstadt gehört zu den Unterzeichnern. In dem Schreiben wird die derzeitige akute Corona-Situation thematisiert, verbunden mit der Bitte, als Sofortmaßnahme die Präsenzpflicht auszusetzen, umfassend zu testen und auch Schulschließungen nicht völlig zu verwerfen.

Gesamtelternbeirat Albstadt fordert zum Schutz der Kinder: Keine Präsenzpflicht mehr an Schulen

Die Maskenpflicht für Schüler, so bemängeln die Gesamtelternbeiräte des Landes, sei viel zu spät wieder eingeführt worden.

Der Arbeitskreis der Gesamtelternbeiräte in Baden-Württemberg ist ein Zusammenschluss nach der aktuellen Elternbeiratsverordnung mit derzeit 22 Gesamtelternbeiräten der Schulen und acht Gesamtelternbeiräten von Kindertageseinrichtungen auf überkommunaler Ebene. Jürgen Langenkämper hat das Schreiben für den Gesamtelternbeirat Albstadt als dessen Vorsitzender unterschrieben. Mitunterzeichner sind die Vertreter des Gesamtelternbeiräte aus Lahr, Ludwigsburg, Remseck, Lauda-Königshofen, Müllheim, Mannheim, Stuttgart und Heilbronn.

Sofortmaßnahme: Präsenzpflicht aussetzen

„Bitte“, so die Forderung, „setzen Sie als Sofortmaßnahme die Präsenzpflicht aus, damit verantwortungsbewusste Eltern frei entscheiden können, ob sie Ihre Kinder durch das Homeschooling schützen möchten.

Die Formulierung „verantwortungsbewusste Eltern“, so betont der Gesamtelternbeiratsvorsitzende von Albstadt in seinen Anmerkungen zum offenen Brief, solle keinesfalls bedeuten, dass alle Eltern, die ihre Kinder nicht durch Homeschooling schützen wollen, im Umkehrschluss verantwortungslos handeln würde. Das Wort „verantwortungsbewusste“ in dem offiziellen Schreiben des Arbeitskreises, so Langenkämper, sollte daher sinngemäß unbeachtet bleiben.

Umfassende PCR-Tests gefordert

Man brauche, betont der Arbeitskreis weiter in seinem Schreiben, gesunde Kinder, gesunde Lehrkräfte und gesunde Eltern, um Bildung zu gewährleisten. Dazu müssen Covid-19-Infektionen so unter Kontrolle sein, damit Eltern diese Gesundheit weitgehend gewährleisten können. Auch PCR-Tests an allen Schulen sowie auch das Testen von genesenen oder geimpften Kindern und Jugendlichen wird in dem Brief dringend gefordert.

Schulschließungen nicht ausschließen

Auch wenn ein Lockdown oder Schulschließungen das letzte Mittel der Wahl sein sollten, sollte man, fordern die Elternvertreter, diese Option letztendlich zum Schutz der Kinder nicht ausschließen: „Das Virus macht nicht vor Schulgebäuden halt, so sehr wir uns das wünschen.

Verhindern Sie die weitere Ausbreitung durch geeignete Maßnahmen. Sorgen sie bitte dafür, dass die Schülerinnen und Schüler Abstand in der Schule und im ÖPNV halten können. Nehmen Sie ihre Verantwortung für unsere Kinder und die Gesundheit für alle wahr“.

Logistische Hürden berücksichtigen

Speziell mit dem Blick auf die Gegebenheiten in Albstadt fügt Gesamtelternbeiratsvorsitzender Jürgen Langenkämper hinzu, dass PCR-, respektive Pool-Tests im Albstädter Raum von der Genauigkeit her sicher sinnvoll wären, aber allein die logistischen Hürden wie Transport, Labore und Ähnliches und der damit unter Umständen verbundene Zeitverzug hier im ländlichen Raum zu bedenken sei.

„Präsenzunterricht durch nichts zu 100 Prozent zu ersetzen“

Auch wenn er sich persönlich grundsätzlich zur Präsenzpflicht bekenne, so müsse doch auch den Eltern Rechnung getragen werden, die aktuell zum Beispiel aufgrund der nicht möglichen Impfung (U12) und der gleichzeitig extrem hohen Inzidenz von um die 800 bei der Altersgruppe 5 bis 14 Jahren ein erhöhtes Schutzbedürfnis für ihre Kinder empfinden würden. Grundsätzlich hingegen, so Langenkämper, sei „Präsenzunterricht durch nichts zu 100 Prozent zu ersetzen“.

Eltern in großer Sorge

Wir geben hier nun den Großteil des offenen Briefes wörtlich wieder: „Die Überlastung vieler Menschen im Land Baden-Württemberg aufgrund der Covid 19 Pandemie ist allgegenwärtig. Unser Gesundheitssystem ist überlastet. Wir Eltern sehen mit großer Sorge, wie die Infektionszahlen insbesondere bei den Kindern rasant voranschreiten.

Wir halten es für nicht nachvollziehbar, warum zum 18. Oktober 2021 die Maskenpflicht am Sitzplatz der Kinder in den Schulen abgeschafft wurde, obwohl bereits zu diesem Zeitpunkt ein Anstieg der Infektionszahlen bekannt war und das RKI von einer weiter zunehmenden Infektionszahl gewarnt hat.

Abschaffung der Maskenpflicht war falsches Signal

Aus unserer Sicht wurde bereits damals eine falsche Entscheidung entgegen der Empfehlungen des RKI getroffen (Empfehlungen des RKI für Schulen, Präventionsmaßnahmen in Schulen während der Covid 19 Pandemie vom 30. September 2021), die dazu geführt hat, dass sich Infektionen weiter ausbreiten konnten und die Sicherheit unserer Kinder in den Schulen stark gefährdet wurde.

Abstandhalten als wichtiger Faktor

In der Pressemitteilung des Kultusministeriums Baden-Württemberg vom 16. November 2021 ‚Alarmstufe: Maskenpflicht gilt in Schulen ab morgen auch wieder am Platz‘ sagt Frau Schopper: ‚Wir wollen einen Beitrag zur Sicherung der Gesundheit und des Präsenzunterrichts leisten.‘

Nach allen bisherigen Erkenntnissen und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts ist bei erhöhten Infektionszahlen unter anderem das Abstandhalten ein wichtiger Faktor zur Verhinderung von Infektionen.

Problematisch: Enge Klassenräume und voll besetzte Busse

Aufgrund enger Klassenräume und ganzer Schulklassen in Präsenz ist ein Abstandhalten in den Klassen nicht gewährleistet. Ein weiteres Problem besteht im ÖPNV. Schulbusse sind voll besetzt zur Winterzeit und ein Abstand halten unmöglich. Es erfolgt ein Durchmischen. Der Einsatz zusätzlicher Busse erfolgt aufgrund von Geldmangel nicht.

PCR-Tests sind vorzuziehen

Ein Problem stellen zunehmend die Schnelltests dar, die ungenaue Ergebnisse liefern. Wir fordern daher PCR-Tests an allen Schulen zur Sicherheit unserer Kinder und der Gesellschaft. Um eine belastbare Entscheidungsgrundlage zu erhalten, setzen wir es als zwingend notwendig voraus, dass das Infektionsgeschehen an den Schulen mittels verlässlicher Daten transparent wird.

Prozesse müssen klar kommuniziert werden

Ungläubig nehmen wir eine Mitteilung des SWR wahr (SWR Aktuell 19. November 2021), welche jegliches verantwortliche Handeln und Entscheiden seitens der Ministerien konterkariert. Weiterhin ist es unserer Meinung nach unabdingbar, dass Prozesse und Verantwortlichkeiten im Infektionsfall allen Beteiligten (Schulleitungen, Eltern, SuS) klar kommuniziert werden. Nur eindeutige Strukturen schaffen Verlässlichkeit und Vertrauen.

Warum werden nicht alle erforderlichen Maßnahmen umgesetzt?

Wenn der Präsenzunterricht tatsächlich das Ziel des Kultusministeriums BW ist, warum werden dann nicht alle erforderlichen Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt? Eltern berichten, dass bei PCR-positiven Fällen im Kindergarten den Eltern der anderen Kinder empfohlen wurde, ihre Kinder einer PCR-Testung zu unterziehen.

Einige Eltern sind dieser Empfehlung nicht nachgekommen, da sie schulpflichtige Kinder haben und somit eine eventuelle Quarantäne verhindern wollten. Aufgrund von Impfdurchbrüchen ist auch eine Testung bereits geimpfter oder genesene Kinder sinnvoll.

„Wir müssen das Ruder herumreißen“

Herr Professor Dr. Lothar H. Wieler, der Präsident des RKI, sagte am 19. November 2021 (Quelle: Tagesschau.de): ‚Wir müssen jetzt das Ruder herumreißen. Wir dürfen wirklich keine Zeit verlieren.‘ Die Maskenpflicht wurde nach den Erfahrungen der letzten Tage viel zu spät mit Beginn der Alarmstufe wieder eingeführt und fahrlässig zu lange abgewartet; selbst nach den Herbstferien sah man keine Veranlassung, die Maskenpflicht wieder einzuführen - trotz anderer Erfahrungen aus der Vergangenheit.

Unbequeme Entscheidungen gehören dazu

Wir müssen endlich aus Fehlern lernen. Wenn eine frühzeitige Schulschliessung die Ausbreitung der Infektionen vermindert – und davon ist nach allen bisherigen Erkenntnissen auszugehen – dann tragen Sie endlich die politische Verantwortung. Dazu gehören auch unbequeme Entscheidungen.“