Gemeinderäte machen den Weg frei für das Wohnquartier gegenüber des Balinger Zollernschlosses

Von Lydia Wania-Dreher

Bis zur Gartenschau soll die neue Wegeverbindung entlang der Eyach stehen und vier neue Mehrfamilienhäuser im Roßnägele gebaut werden. Weitere Veränderungen seien eher langfristig zu sehen, so Baudezernent Michael Wagner. Die Grünen äußerten Bedenken zur Gestaltung.

Gemeinderäte machen den Weg frei für das Wohnquartier gegenüber des Balinger Zollernschlosses

Innerhalb der blauen Umrandung kann künftig gebaut werden. Die bisherigen Häuser sind hellgrau eingezeichnet. Entlang der Eyach soll es ein neues Wegenetz geben. Dafür müssen Flächen gekauft (orange) oder können zu den Grundstücken hinzugeschlagen werden (blau).

Direkt an der Eyach, gegenüber des Zollernschlosses und nahe an der Innenstadt: Für die Balinger Stadtverwaltung haben die Grundstücke entlang des Roßnägeles viel Potenzial. Derzeit seien sie „untergenutzt“, wie es in der Sitzungsvorlage des Gemeinderats heißt.

Das soll sich ändern. Die Gemeinderäte stimmten in der jüngsten Sitzung mehrheitlich – die Grünen-Fraktion enthielt sich – für die Billigung des Bebauungsplanentwurfs.

Mit dem neuen Bebauungsplan soll der Weg für eine sogenannte Nachverdichtung und Innenentwicklung frei gemacht werden. Konkret heißt das, dass in Zukunft zwischen der Heinzlenstraße und dem Strasser-Areal bis zu elf Mehrfamilienhäuser entstehen könnten.

Bedenken bei der Gestaltung

Doch nicht bei allen Gemeinderäten kam das Vorhaben gut an. Erwin Feucht merkte im Namen der Grünen-Fraktion an, dass sie auf diesem Filetstück „keine langweilige Stadtvillenbebauung und Wohnen nur für gut Betuchte möchten“.

Die Fraktion forderte für eine so wichtige Bebauung einen Wettbewerb auszurufen. So einfach sei das aber nicht, erklärte Oberbürgermeister Helmut Reitemann. Denn es handle sich größtenteils um private Flächen. Auch sei der Bebauungsplan dafür nicht der richtige Rahmen.

„Wie einzelne Gebäude aussehen, ist nicht Teil des Bebauungsplans“, sagte Reitemann. Die Frage nach der Gestaltung stelle sich erst später.

Grünen-Stadträtin Martina Hittinger sprach ebenfalls ihre Bedenken aus. Es gebe schon viele viereckige Kästen in Balingen. „Ich fände es schade, wenn Einheitsbauten da hinkommen“, sagte sie.

Bauten sollen Blickachsen ermöglichen

Reitemann betonte, dass man bewusst keine zusammenhängenden Baukörper wolle, um Blicke auf das Zollernschloss und Klein Venedig zu ermöglichen. FDP-Stadträtin Dr. Ingrid Helber erklärte, sich Schlimmeres vorstellen zu können. „Überall in der Stadt wird so gebaut“, sagte sie.

Architekt Markus Wochner von den Freien Wählern stellte die Frage, wie man die Bauträger dazu bekommen kann, die Qualität zu bringen, die sich die Gemeinderäte wünschen.

„Ob wir Architekten wie in Heilbronn nach Balingen bekommen, ist fraglich“, gab er zu Bedenken. Die Stadträte hatten sich erst kürzlich die dortige Bundesgartenschau angeschaut, bei der ein ganzes Stadtviertel am Neckarbogen neu gebaut wurde.

Vier neue Mehrfamilienhäuser vor der Gartenschau

Relativ zeitnah und wahrscheinlich noch vor der Gartenschau möchte die Wohnbaugenossenschaft Balingen im nördlichen Bereich vier neue Mehrfamilienhäuser errichten. Dafür werden die bisherigen Gebäude im Roßnägele 8 und 10 abgerissen.

Wann sich das restliche Gebiet verändert, steht noch nicht fest. Ein Großteil des Geländes befindet sich in privatem Eigentum und die dortigen Häuser haben Bestandschutz. Bei der Grundstücksneuordnung entlang des Roßnägeles handle es sich um eine langfristige Veränderung, erklärte Baudezernent Michael Wagner in der Sitzung.

Sicher ist, dass es auf dem Areal bis zur Gartenschau einen neuen Weg entlang der Eyach geben soll. Damit wird die Lücke zwischen dem Wehr beim Zollernschloss und der Stingstraße geschlossen.