Geislinger Frühschwimmer erobern Freibad: „Das ist wie Weihnachten und Ostern zusammen“

Von Rosalinde Conzelmann

Die Sonne lacht, der erste Kaffee duftet auf den Tischen der Terrasse und Betriebsleiter Franz Schall blickt zufrieden auf die Schwimmer, die ihre Bahnen im gebührenden Abstand ziehen: Einen besseren Auftakt hätte sich das Geislinger Schlossparkbad in Zeiten von Corona nicht wünschen können.

Geislinger Frühschwimmer erobern Freibad: „Das ist wie Weihnachten und Ostern zusammen“

Die Frühschwimmer ziehen am Mittwochmorgen glücklich ihre Runden im großen Becken.

Betriebsleiter Franz Schalla wurde am Mittwochmorgen schon von einer kleinen Menschentraube, den treuen Frühschwimmern, erwartet, als er um 8 Uhr das Bad öffnete. Er wurde freudig begrüßt, erzählt er.

Eine Gruppe von Jahrgängern ist da

„Ja, das stimmt“, bestätigt eine Besucherin. „Wir haben es kaum erwarten können, dass unser Freibad wieder öffnet“, erzählt sie. Sie ist gemeinsam mit ihren Jahrgängern da. „Wir haben uns vorgenommen, dass wir mehrmals pro Woche zum Frühschwimmen kommen“, erzählt sie.

Zeit hätten sie, da sie alle Rentner seien. Dieser Plan wurde am Mittwoch zum ersten Mal in die Tat umgesetzt.

Nach dem Training hat das Quartett ein kleines Frühstück auf der Sonnenterrasse eingenommen.

Die vier haben wie der Großteil der Besucher, die zur Eröffnung gekommen sind, Saisonkarten für Randzeiten, sprich für die Früh- und Abendstunden. Franz Schalla hat die Karten eingescannt und die treuen Schwimmer, die in den Randzeiten kommen, brauchen sich auch nicht mehr jedes Mal online anmelden.

130 Besucher haben reserviert

„Es hat alles toll geklappt“, sagt eine Besucherin. Franz Schalla bestätigt, dass es kein Gemecker und keine Stockungen gab. Laut der städtischen Sprecherin Theresa Schaitel wurden am Mittwoch 130 Plätze reserviert. Also eine überschaubare Zahl. Erlaubt sind maximal 491. „Wir sind froh, dass wir überhaupt aufmachen konnten“, sagt Schaitel.

Insgesamt wurden bis jetzt 191 Familienkarten, 20 Saisonkarten und 18 ermäßigte Saisonkarten verkauft. Von den neuen Randzeit-Saisonkarten wurden 66 reguläre und 20 ermäßigte verkauft. Die Stadt wird den Betrieb ganz genau beobachten und jeden Tag eine Bilanz ziehen. „Wenn nötig, werden wir nachjustieren“, betont Schaitel.

Wasser ist 26 Grad warm

In den vergangenen beiden Wochen hätten der Bauhof und das Team mit Hochdruck gearbeitet, um alles für die Öffnung in dieser besonderen Zeit vorzubereiten, nachdem der Gemeinderat das Drei-Schichten-Modell abgesegnet hatte. Um 8 Uhr hatte das mit Sonnenkraft beheizte große Becken 23,4 Grad. „Bis heute Nachmittag sind es 26 Grad“, so Schalla.

Das Kinderbecken, das morgens noch unbenutzt war, war sogar ein Grad wärmer.

Vor Corona waren es zwischen 25 und 30 Geislinger, die sich mit Frühschwimmen fit halten. „Es sind nahezu alle da“, sagt Schalla, der viele bekannte Gesichter begrüßte. Was die Abstandsregeln betrifft, sprach er allen ein Lob aus. „Sie sind freundlich und glücklich, dass sie wieder schwimmen können.“

Mit einem Zwinkern fügt Schalla an, dass er schon ein- zweimal nett darauf hinweisen musste, weiter auseinanderzugehen. „Wenn sie am Plappern sind, vergessen sie manchmal den Abstand.“

Eine Stunde Bahnen ziehen

Im Becken hört man Stimmen, vor allem Frauen ziehen ihre Bahnen. „Es ist einfach wundervoll, dass wir wieder hier sein können“, sagt eine Schwimmerin. Ihre Bekannte nickt: „Das ist wie Ostern und Weihnachten zusammen.“ Eine Stunde werde sie nun ihre Bahnen ziehen. „Schließlich muss der Coronaspeck wieder weg.“

Der Kiosk ist geöffnet

Auch die Familie Setzkorn, die den Freibad-Kiosk in der fünften Saison betreibt, freut sich über den gelungenen Auftakt. Während Birgit Setzkorn den ersten Kaffee verkauft, arbeitet im hinteren Gebäudeteil noch der Elektriker.

Am Dienstag erst hätten sie Strom bekommen, erzählt sie. Deshalb sei das Angebot auch noch nicht vollständig. Es sei quasi ein Notlauf. „Aber es gibt fast alles“, sagt die Kioskbetreiberin, die im Neubau mehr Platz hat. Sie und ihr Team hoffen nun auf eine heißen Sommer, damit es eine schöne Saison wird – trotz Corona.