Handball

Gedankenspiele offengelegt: HBW treibt Kaderplanung weiter voran

27.10.2019

Von Marcus Arndt

Gedankenspiele offengelegt: HBW treibt Kaderplanung weiter voran

© Moschkon

Oddur Gretarsson wechselte 2017 zum HBW. Am Saisonende läuft der Vertrag des treffsichereren Linksaußen aus.

Wichtig für die Moral: Nach Melsungen besiegte der Aufsteiger auch das favorisierte Berlin und verschaffte sich etwas Luft im Tabellenkeller.

Der Bundesliga-Aufsteiger aus Balingen stoppte vor der Länderspielpause seine Negativserie, düpierte die Füchse. Die Unterbrechung der Punkterunde nutzten die „Gallier“, um branchenübliche Blessuren auszukurieren.

Rückblick auf den jüngsten Erfolg

„Viele Dinge waren wirklich gut“, bilanziert der Balinger Kommandogeber nach dem 31:30-Erfolg über die Hauptstädter zufrieden, „sportlich war es ähnlich wie in den vergangenen Begegnungen – mit dem Unterschied, dass wir diesmal gepunktet haben.“

Nach den knappen Spielen gegen Wetzlar (Endstand: 33:34), Erlangen (30:32) und Leipzig (26:27) belohnte sich der Aufsteiger. „Endlich“, sagt der frühere Erstliga-Kreisläufer. Akribisch arbeitete der Sportwissenschaftler die Ergebniskrise auf, „aber dann war es auch abgehakt“, betont der 39-Jährige.

Mit dem dritten Heimerfolg festigten die Schwaben Rang 14, hielten die Konkurrenz aus Stuttgart, Lemgo, Ludwigshafen und Nordhorn auf die Distanz. „So wie sich die Situation dargestellt, können wir damit leben“, sagt Bürkle, welcher gegenüber dem Saisonstart eine deutliche Steigerung ausmacht: „Wir haben die Fehlerquote massiv reduziert und schießen mit einer hohen Konstanz Tore.“

HBW-Akteure spielen für ihr Land

Das war nach dem Aufstieg nicht unbedingt zu erwarten, doch die Transfers von Vladan Lipovina und Filip Taleski greifen. Zeit zur Regeneration bleibt dem Rückraumduo aus Montenegro und Mazedonien, das im Sommer von den Rhein-Neckar Löwen zum Zweitliga-Meister wechselte, nicht. Beide waren international am Ball, kommen erst heute zurück und haben am Dienstag frei.

In der vergangenen Woche gestaltete Bürkle große Teile des Trainings individuell, „da doch einige angeschlagen oder krank waren“, verrät der HBW-Coach. Dieser musste auf acht Akteure verzichten, „und dann bricht schon einiges weg.“ Genügend Zeit also, um in Kleingruppen im Detail zu arbeiten, die nicht so hoch belastet waren.

„Wir machen am Mittwoch dennoch frei“, erklärt Bürkle, „ab Donnerstag bereiten wir uns auf Minden vor.“ Am Sonntag sind die „Gallier“ bei GWD gefordert – mit Kapitän Martin Strobel. „Ich denke, dass wir ihm die ersten Minuten geben können“, vermutet Bürkle, der eingesteht: „Die Pause kommt uns nicht ungelegen, da wir doch einige angeschlagene Leute haben.“

Der Blick richtet sich auf Minden

Diese sind en gros wiederhergestellt, die Konzentration gilt nun dem Duell mit dem Altmeister. „Der Blick ist einzig und allein auf das Minden-Spiel ausgerichtet“, so Bürkle weiter. Er fügt hinzu: „Wir denken von Woche zu Woche.“ Dennoch steht der Aufsteiger vor einem richtungsweisenden Monat – wenn es gegen Stuttgart, Ludwigshafen und Lemgo geht. Nicht weniger brisant: das Derby in Göppingen.

Auch neben der Platte sind die Entscheider gefordert – schließlich laufen am Rundenende neun Verträge aus. Vorzeitig verlängert haben die Schwaben mit Marcel Niemeyer. Bereits in der Vorsaison haben die Verantwortlichen mit dem 26-Jährigen erste Gespräche geführt, diese nun frühzeitig abgeschlossen.

Personalplanungen laufen auf Hochtouren

„Wir wollten zeitig einen der beiden Verträge der beiden Kreisläufer verlängern“, hebt Wolfgang Strobel hervor, „um Planungssicherheit zu schaffen.“ Der Manager möchte schnell „weitere positive Nachrichten vermelden“ (O-Ton Strobel). Mit Romas Kirveliavicius und Jona Schoch sind zwei abwehraffine Rückraumlinke nur noch bis 2020 an den HBW gebunden.

„Wir wollen auf dieser Position bald Klarheit haben“, so der 35-Jährige, welcher eingesteht: „Wir haben einen großen Kader und werden in den nächsten Wochen und Monaten ein paar Dinge auf den Prüfstand stellen. Das ist legitim.“ Dennoch steht für ihn fest: „Wir wollen keinen großen Umbruch, sondern die Mannschaft halten.“

Nicht ohne Grund, schließlich ist die Eingespieltheit der „Gallier“ ein Vorteil gegenüber den Konkurrenten um den Klassenerhalt. Punktuell verstärkte sich der HBW nach dem Aufstieg sinnvoll und ist auch in der Breite – durch die enge Verzahnung mit dem Perspektivteam – gut aufgestellt.

HBW 2 und JSG sehr wertvoll

„Es wird Härtefälle geben“, prognostiziert der langjährige Balinger Kapitän, „das ist uns klar.“ Doch der Kader soll perspektivisch aufgestellt werden. „Wir gehen im Vergleich zu vielen Klubs der Liga einen anderen Weg“, meint Strobel, „das Perspektivteam und die JSG sind unsere Existenzgrundlage.“

Wichtig für den Manager, „dass der Sprung in die erste Liga für die jungen Spieler auch Sinn macht.“ Aktuell haben fünf oder mehr das Potenzial, um künftig im Kader von Jens Bürkle zu stehen. „Das erhöht den Druck auf die arrivierten Akteure“, sagt Strobel, „das bringt uns weiter und schafft Alternativen.“

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