Gedanken zum Sonntag: Digitalisierung und Kirche?

Die evangelische Kirche in Württemberg hat sich viel vorgenommen. Sie will Vorreiterin in Sachen Digitalisierung werden. Wie bitte? Eine Kirche?

Gedanken zum Sonntag: Digitalisierung und Kirche?

Christoph Braunmiller, Evangelische Kirchengemeinde Engstlatt-Auf Schmiden

Ja gut, dass Digitalisierung notwendig ist in der Industrie, in der Verwaltung. Einverstanden. Aber was, bitte, hat das mit Kirche, mit der Vermittlung des Glaubens zu tun? Starren nicht sowieso viel zu viele viel zu oft nur noch auf ihr Smartphone, statt miteinander zu reden?

Bei der Vorstellung dieser Pläne in Stuttgart vor zwei Wochen hat Ingo Dachwitz, Netzjournalist und EKD-Synodaler, darauf hingewiesen, dass wir als Kirche mit der üblichen Skepsis und dem erhobenen Zeigefinger auf dem „besten“ Weg sind, uns dauerhaft aus der Gesellschaft zu verabschieden. Stattdessen lobte er den Plan, in allen Bereichen zu prüfen, wie Digitalisierung als Chance begriffen werden kann. Viel zu lange habe man sich als Kirche darauf beschränkt, nur zu „senden“. Soziale Netzwerke bieten zum Beispiel. auch die Chance, Rückmeldung zu bekommen. Auch wenn die manchmal unbequem ist.

Und Twitter, Facebook und Co. öffnen eine Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu treten, die auf unseren bisher üblichen Wegen schon lange nicht mehr erreicht werden.

Landesbischof July berichtete von Gemeinden, in denen man sich spontan für den Abend im Gemeindehaus oder zu einer Freizeit verabredet – via GemeindeApp. In denen Menschen ihre Anliegen schnell kommunizieren. In denen eine „Predigtvorschau“ am Freitagabend auf Facebook sowohl einlädt für den „analogen Gottesdienst“, als auch schon vorab Rückmeldung und Fragen möglich macht. Vielleicht könnte es gerade Menschen, die dem Heiligen Geist Gottes trauen, ein bisschen leichter fallen, die virtuelle Welt auch als Chance für die Vermittlung des Evangeliums zu begreifen.

Wir sind als Christen Teil dieser Welt. Und in dieser Welt findet die Kommunikation immer schneller und immer öfter auf neuen Kanälen statt. Warum diese Kanäle also nicht auch für das Weitertragen des Evangeliums nutzen? Und dabei genau hinhören, was Menschen brauchen. Wichtig dabei: Weder die Risiken auf diesem Weg zu übersehen, noch nur die Risiken zu sehen. Oder wie es Paulus sagt: Prüft aber alles, und das Gute behaltet!