Emotionaler Strobel-Abschied: „Ein Junge aus Hausen hat keine Flausen“

Von Marcus Arndt

Im Balinger Längenfeld hat die Karriere von Martin Strobel 2006 begonnen – mit dem Aufstieg der „Gallier“ in die Handball-Bundesliga. Am Samstagabend nahm der frühere deutsche Nationalspieler Abschied von den HBW-Fans und der „Hölle Süd“.

Emotionaler Strobel-Abschied: „Ein Junge aus Hausen hat keine Flausen“

Martin Strobel gab am Samstag sein Abschiedsspiel.

Vor ausverkaufter „Hütte“ – 1,67 Kilometer vom Längenfeld entfernt – ging der 36-Jährige final auf die Platte. „Gänsehaut-Atmosphäre“ machte Frank Ettwein bereits vor dem Anpfiff aus. Der Hausener Kumpel aus Kindestagen stand ebenso im „Team Strobel“ wie viele langjährige Weggefährten des Europameisters von 2016 beim HBW, aus der Nationalmannschaft, seiner Zeit bei Ex-Meister TBV Lemgo sowie seine Neffen Bennet, Lenn und Max.

„Eine tolle Mischung“, fand HBW-Trainer Jens Bürkle bereits vor der Partie. Der Sportwissenschaftler konnte allerdings nur auf einen dezimierten Kader zurückgreifen.

HBW startet besser

Dennoch erwischte der Zweitliga-Tabellenführer – vor den Augen der nationalen und internationalen Handball-Prominenz – den besseren Start (2:1/2.). „Trotz einer hochkarätigen Anfangsaufstellung“, wie es Dr. Rolf Brack formulierte. Der Sportwissenschaftler von den Fildern, welcher gemeinsam mit Markus Baur das „Team Strobel“ coachte, freute sich riesig über seine Rückkehr in die Kreisstadt. „Mit dem Matchplan in der Tasche“, merkte Baur süffisant an.

Dieser ging in der Folge besser auf. Die Anfangsformation mit Martin Strobel, „Mimi“ Kraus und Christian Zeitz im Rückraum brauchte etwas Zeit, um sich einzuspielen. Pech, dass Uwe Gensheimer frei an HBW-Keeper Mario Ruminsky scheiterte. Auf der Gegenseite rührten der Ex-Balinger Fabian Böhm und Hendrik Pekeler im Mittelblock Beton an. Guilherme Linhares de Souza fand trotzdem die Lücke, netzte zum 3:2 (8. Minute).

Die „Gallier“ konservierten den knappen Vorteil (5:4/10.). Früh sah das Trainerduo Brack/Baur Gesprächsbedarf – auch um durchzuwechseln. Nun auf der Platte: die HBW-Allstars um „Litty“ Ettwein. Allein der Stuttgarter Silvio Heinevetter blieb zunächst im Kasten der Strobel-Truppe. Die fiel trotzdem weiter zurück: mit 4:7 (12.). Sascha Ilitsch verkürzte. Bitter, dass Patrick Volz umknickte und nach langer Verletzungspause nicht mehr mitwirken konnte.

All-Stars führen zur Pause

So blieben Bürkle nur noch sieben Feldspieler. Dennoch lagen die Schwaben weiter vorne: mit 8:6 (15.). Gregor Thomann zog die nächste Fahrkarte und der HBW stellte auf 9:6 (17.). Per Kempa konservierte Oddur Gretarsson den Drei-Tore-Vorteil (10:7/19.). Heinevetter versuchte sich als Mittelmann. Mit Erfolg: Der Ex-Berliner verkürzte zum 8:10 (21.).

Trotzdem sah Brack Handlungsbedarf, brachte seinen „dritten Block“. Nun mit Jugendnationalspieler Bennet Strobel am Kreis und dem künftigen Balinger Geschäftsführer Felix König in der Mitte. Zum 9:10 verkürzte allerdings Lars Friedrich (22.). Die Strobel-Truppe blieb am Drücker – auch weil der Kieler Keeper, Tomas Mrkva, den Schwaben drei Freie wegnahm.

Mit seinem dritten Treffer sorgte Friedrich für die erste Führung der All-Stars: beim 12:11 (27.). Bennet Strobel und Stefan Kneer erhöhten auf 14:11 zur Pause.

Emotionaler Abschluss

Auch nach dem Seitenwechsel verkürzten Lukas Saueressig und Moritz Strosack (13:14/31.). Die Partie nahm weiter Fahrt auf – weiter mit leichten Vorteilen für die Strobel-Auswahl. Eine Baur-Vorlage veredelte Friedrich zum 14:17 (34.). Trotz kleiner Kapelle blieb der HBW dran (17:18/36.). Mit feinem Dreher durch die Beine von Mike Jensen egalisierte Gretarsson und legte den 19. Balinger Treffer gleich nach (38.).

Wieder in Führung, trat der HBW auf das Gaspedal – und Brack auf die Bremse… Wieder Auszeit, wieder Blockwechsel. Einer fehlte aus Sicht der Balinger Fans: „Litty“ Ettwein. Der kam in der 43. Minute, machte vom Kreis den Treffer zum 23:21 für die Strobel-Truppe (45.). Die baute den Vorsprung weiter aus, während bei den „Galliern“ nach einer intensiven Trainingswoche langsam die Kräfte schwanden. Trotzdem egalisierten Linhares de Souza und Tobias Heinzelmann noch einmal (25:25/52.).

Beim 27:28 endete in der 55. Minute die Karriere von Martin Strobel – nach einer Doppelauszeit von Baur und Bürkle. „Ein Junge aus Hausen hat keine Flausen“, blickte Bernhard Bauer, Ehrenpräsident des Württembergischen Handball-Verbandes, auf die imposante Karriere des langjährigen Balinger Regisseurs zurück. Der Ex-Nationalspieler sagte zum Abschied: „Ich habe vor kurzem einen Satz gelesen: Zeit hat man nicht, die nimmt man sich. Ich bin unglaublich dankbar, dass sich viele Spieler und Zuschauer heute die Zeit genommen haben, hier her zu kommen. Ich kann nur sagen: Wir sind Eins für die Ewigkeit!“