„Für ein gutes Foto muss man Strapazen in Kauf nehmen“: Fotogruppe Bisingen präsentiert ihre Werke

Von Michael Würz

Diesen Termin hatten sich viele Fotofreunde in der Region dick im Kalender angestrichen: Die Fotogruppe Bisingen präsentierte am Wochenende ihre besten Werke in der Hohenzollernhalle; vertreten waren Aufnahmen sämtlicher fotografischen Genres – von Architektur bis Porträt, von Akt bis Landschaft.

„Für ein gutes Foto muss man Strapazen in Kauf nehmen“: Fotogruppe Bisingen präsentiert ihre Werke

Da ist viel Sehenswertes dabei: Gebannt betrachten die Besucher die zahlreichen Exponate der Bisinger Hobbyfotografen.

Bereits bei der Vernissage am Samstagmorgen sparte Bürgermeister Roman Waizenegger nicht mit Lob für die 20 Hobbyfotografen. „Sie bereichern nicht nur die Kulturszene und tragen ihren Teil zur Kommunikation im Kirchspiel bei“, sagte Waizenegger. „Sie waren auch schon im Auftrag der Gemeinde tätig.“ Beispiel Maute-Areal: Vor dem Abriss durften die Hobbyfotografen exklusive Fotos im Inneren der Gebäude schießen. Erkennbar sei bei den Mitgliedern der Fotogruppe zweifelsohne das fotografische Auge und eine gehörige Portion Kreativität, konstatierte Waizenegger.

Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung vom vierköpfigen Schlagzeug-Ensemble der Jugendmusikschule Hechingen, mit Werken wie „Soccer Peace Cup“ oder der Uraufführung „Meditation“. Letztlich ermögliche die VHS Bisingen der Fotogruppe die Ausstellung, sagte Detlef Marr, Leiter der Fotogruppe. Unter deren Dach „firmiert“ auch die Fotogruppe. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder im kleinen Saal der Hohenzollernhalle zur Bildkritik.

Bildkritik: Der wertschätzende Umgang miteinander ist wichtig

„Wir wollen voneinander lernen“, erklärt Marr die Motivation der Gruppe. Besonders wichtig: Man gehe immer wertschätzend miteinander um, übe ausschließlich konstruktive Kritik. Ein rüder Umgang, wie er im Netz häufig herrscht: bei der Fotogruppe Bisingen Fehlanzeige, betont Marr. Außerdem treffe sich die Gruppe regelmäßig zu Exkursionen und Ausflügen – dazu zähle freilich auch der gemeinsame Besuch der vom ZOLLERN-ALB-KURIER mitveranstalteten World-Press-Photo-Ausstellung in der Balinger Stadthalle

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Der Rangendinger Detlef Marr leitet die Fotogruppe Bisingen, die aus 20 Mitgliedern aller Altersklassen besteht. Im Gespräch mit dem ZAK spricht er über den Reiz der klassischen Fotografie und verrät, was ein gutes Foto der Burg Hohenzollern ausmacht.

Beim Thema Fotografie denken heute viele zuerst an Instagram. Sie hingegen stellen Ihre Fotos klassisch an der Wand aus. Wieso?

DETLEF MARR: Ein engagierter Fotograf setzt sich etwas länger mit dem Motiv oder der Motivsuche auseinander. Wenn man dann das optimale Ergebnis hat, zeigen wir das auch gerne öffentlich. Und nachdem wir uns die ganze Arbeit gemacht haben, freuen wir uns natürlich, wenn sich auch andere an den Fotos erfreuen. Ein Print ist langlebiger, nicht so kurzfristig. Aber viele unserer Mitglieder zeigen auch Fotos auf Facebook oder Instagram.

Wie unterscheidet sich das Foto an der Wand denn ganz konkret vom digitalen Foto auf Instagram?

Viele Fotos auf Social Media sind mit dem Handy gemacht, das ist natürlich von der Qualität her schon etwas anderes. Wenn man ein schönes Poster an der Wand haben will, muss man mehr Aufwand betreiben, sich mit der Bildgestaltung auseinandersetzen, schon im Vorfeld gut planen. Man hat eine Idee im Kopf und setzt das dann um. Das ist eben das Längerfristige an der Geschichte, während viele Fotos auf Social Media vielleicht eher spontan entstehen.

Sie zeigen Fotos sämtlicher Genres. Welches Thema in der Fotografie ist eigentlich gerade besonders angesagt?

Ein bestimmtes Thema gibt es da nicht. Architektur, Landschaft, Tiere, Porträt, Akt, die Themen hat es immer gegeben, sie wird es auch immer geben.

Ein fotografischer Themen-Schwerpunkt der Ausstellung ist die Burg . . .

Ja. Wir hatten die Möglichkeit, hinter die Kulissen der Burg Hohenzollern zu blicken, auch Dinge zu fotografieren, die der Öffentlichkeit bei Führungen nicht zugänglich sind.

Auf Instagram finden sich unter dem Stichwort „Burg Hohenzollern“ zehntausende Aufnahmen. Was muss ein Foto der Burg mitbringen, damit es da noch aus der Masse heraussticht?

Die Herausforderung bei der Burg ist immer wieder die besondere Lichtstimmung. Ich hatte die Idee, die Burg im roten Licht zu fotografieren, am frühen Morgen mit abziehendem Nebel. Dreimal war ich vergeblich am Zeller Horn. (lacht) Es geht eben darum, das eine besondere Foto zu machen, das man noch nicht gesehen hat.

Das heißt, ein Fotograf nimmt für ein gutes Bild auch Strapazen in Kauf?

Das kann ich persönlich bestätigen. Das war ja im Winter, wenn es viele Nebelsituationen gibt. Da muss man eben noch vor dem Sonnenaufgang durch Schnee und Eis da hoch stapfen. Wenn es dann -7 Grad hat …

Der frühe Vogel fängt den Wurm?

Ganz genau. Früh oder spät. Und die guten Fotos entstehen nicht im Vorbeigehen, sondern nur bei entsprechender Planung. Man muss das Wetter anschauen, planen und ganz gezielt losgehen.

Das Smartphone hat die Fotografie revolutioniert. Jetzt kommt die Künstliche Intelligenz. Wo sehen Sie die Fotografie in 10 Jahren?

Diese Techniken sind faszinierend, sie werden deshalb Verbreitung finden. Aber es gibt auch eine Menge Fotografen, die bewusst darauf verzichten oder beides parallel machen. Das ist ähnlich wie bei der CD und der Schallplatte. Anfangs hat die CD die Schallplatte überholt. Aber die Leute haben gemerkt: Die Qualität einer analogen Aufnahme ist am Ende besser. In der Fotografie gibt es bei einigen sogar den Trend zurück zum Analogfilm, der ja auch wieder verkauft wird. Künftig wird weiterhin gelten: Der Fotograf macht das Bild, nicht die Kamera. Sie ist nur das Werkzeug.