Für den Notfall: Holcim will Wasser zur Kühlung aus dem firmeneigenem Ölschiefersee

Von Renate Deregowski

Mit einer Enthaltung hat der Dotternhauser Gemeinderat einem Antrag von Holcim sein Einvernehmen erteilt, Wasser aus dem Ölschiefersee auf dem Werksgelände in Dotternhausen entnehmen zu dürfen. Der Beschluss wurde nach einer Diskussion erweitert.

Für den Notfall: Holcim will Wasser zur Kühlung aus dem firmeneigenem Ölschiefersee

Der Teich im Nordwesten des Abbaugebiets von Holcim.

Laut Sitzungsunterlagen benötigt Holcim das Wasser zur Kühlung. „Normalerweise“, so heißt es dort weiter, „wird hierfür Oberflächenwasser aus der Schlichem-Talsperre gemäß der hierfür erteilten wasserrechtlichen Erlaubnis verwendet.“ Da dies begrenzt ist, will Holcim „für den Notfall und zeitlich befristet“ Wasser aus dem Ölschiefersee entnehmen, der sich im nordwestlichen Werksgelände befindet.

Der firmeneigene See weist ein Gesamtvolumen von 48.840 Kubikmetern auf, ist komplett eingezäunt, der Öffentlichkeit nicht zugänglich und wird seit 1971 fischereirechtlich als Anglersee von Mitarbeitern benutzt. Im Brandfall dient er als zusätzliches Reservoir für Löschwasser.

Untere Wasserbehörde: Keine Bedenken

Das Regierungspräsidium Tübingen entscheidet über das Vorhaben Holcims. In Dotternhausen ging es an diesem Abend um eine Anhörung. Von anderen Behörden hatte Holcim bereits Stellungnahmen erhalten, wie Bürgermeisterin Marion Maier ausführte: Aus Sicht der Unteren Wasserbehörde bestünden keine Bedenken, sofern der Lebensraum aquatischer Organismen erhalten bleibt; das Umweltamt empfehle die Festsetzung einer im See zu verbleibenden Mindestwassermenge; auch der Kreisbrandmeister habe keine Einwände, da es sich um eine temporäre Reduzierung handle.

Georg von Cotta merkte an, dass der Antrag Holcims an das Regierungspräsidium Tübingen fünf Tage nach einer gemeinsamen Sitzung von Vertretern des Unternehmens und der Gemeinde gestellt wurde. „In dieser haben wir gehört, dass weitere Ersatzbrennstoffe verwendet werden“ und sich damit die Brandlast ändere. Cotta war der Ansicht, dass dieses noch nicht im Antrag berücksichtigt worden ist. Die Frage, die man seiner Meinung nach stellen müsste, lautete: „Beruht der Antrag denn auf aktuellen Daten?“

Längerer Vorlauf des Verfahrens

Merkwürdig sei für ihn auch, dass in dieser Sitzung der Antrag nicht angesprochen worden sei. Das Verfahren scheine einen längeren Vorlauf zu haben, schloss er, indem er die Stellungnahme des Kreisumweltamts heranzog, die vom 22. November 2018 stammt.

Ein weiterer Punkt, der ihn stutzig mache, sei der Zufluss. Das beigelegte Gutachten vom Juli 2020 gibt diesen mit 260 Kubikmetern Wasser täglich an. Im Antrag schreibt Holcim, dass der See aus Regenwasser gespeist wird, das sich auf der Fläche zwischen Werk, Schiefererlebnispark und Dormettingen sammelt, hinzu kommt „nicht fassbarer Grundwasserzustrom“. Einen natürlichen Abfluss gebe es nicht, jedoch „einen künstlichen Überlauf, der über eine Verdohlung und anschließend über einen offenen Graben in die Schlichem führt“.

Tägliche Maximalentnahme: 1300 Kubikmeter

Das Gutachten empfiehlt weiter, dass der Wasserspiegel maximal 1,5 Meter unter den Normalpegel fallen darf und nimmt eine tägliche Maximalentnahme von 1300 Kubikmetern an. Um an die Schwelle zu kommen, würde es bei diesen Werten 74 Tage dauern. „Aber was ist, wenn wir wieder so eine Trockenperiode wie 2018 haben“, fragte Cotta.

Edgar Uttenweiler schloss sich mit einer weiteren Frage an: „Wer überprüft die Werte?“ Otto Scherer ging auf die Löschwasserthematik ein. Entlang der B27 am ehemals Mergelbruch benannten See, befänden sich Ansaugstutzen für die Feuerwehr. Dann knüpfte er an Uttenweiler an und forderte, dass die entnommene Wassermenge jährlich der Gemeinde vorgelegt werden müsse. Hier gehe es um die Berechnung der Abwassergebühr. Außerdem ließe sich so kontrollieren, von wo welche Menge Wasser stammt.

Die Anregung Scherers zur Vorlage der Entnahmemenge nahm Bürgermeisterin Mairon Maier in den Beschlussvorschlag mit auf und ergänzte ihn weiter um den Hinweis, das alle Daten im Antrag aktualisiert werden sollen.