Eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn werden noch die letzten Vorbereitungen für den Abend getroffen. „Jetzt laufen alle Rädchen zusammen“, berichtet Alexander Maute, Mitglied des Aktionsbündnisses für die SPD. Ob mit dem Bereitstellen von Brezeln, Getränken, Einkaufsgutscheinen oder der persönlichen Arbeitskraft am Abend – jeder gebe was er könne und leiste damit seinen Beitrag zur Veranstaltung.

„Jetzt liegt es nicht mehr an uns, wir haben auf den Weg gebracht, was ging“, so Maute im Gespräch mit unserer Redaktion, der das Aktionsbündnis lediglich als „Anschubser“ des Ganzen sieht. „Ob Firmen, das DRK, die Feuerwehr oder Privatpersonen, es wirken so viele heute mit“, sagt er. „Uns haben ganz viele Nachrichten von Leuten erreicht, die helfen wollen.“

Mit Bus von Meßstetten und Owingen nach Balingen

Das Busunternehmen Maas beispielsweise erklärte sich bereit, den Transport der Geflüchteten zur Volksbankmesse zu übernehmen. Insgesamt drei Busse mit insgesamt rund 140 Menschen starteten in Meßstetten und Owingen zum Event. Und auch die Stadt sowie das Team der Stadthalle haben das Aktionsbündnis unterstützt – „sowohl organisatorisch als auch rechtlich“, ergänzt Maute.

Und dann um etwa 18.45 Uhr ist es soweit: Die Glocken des ACDC-Hits „Hells Bells“ ertönen für rund eine Minute. „Die Höllenglocken“, übersetzt Erwin Feucht, Mitglied des Grünen-Kreisvorstands und des Aktionsbündnisses, den ACDC-Titel.

Man befinde sich in der Karwoche, „in der es um Leid und Trauer geht, aber mit der Auferstehung Jesu beginnt ein neuer Abschnitt“. Das solle symbolisch für die Ukraine stehen, die auch wieder „auferstehen“ werde, so Feucht. „Und wir helfen dabei so gut es geht.“

Mit ihm auf der Bühne: Natalia Aculova, die an der Waldorfschule in Frommern unterrichtet. „Meine Muttersprache ist Russisch“, erzählt sie im Vorab-Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER. Sie habe sich bereit erklärt, die Ansprachen des Abends zu übersetzen. Seit 20 Jahren ist sie in Deutschland und bietet ihre Übersetzungshilfe auch dem DRK in Meßstetten an, damit die Menschen im Ankunftszentrum ohne Sprachbarrieren medizinisch betreut werden können.

Ihre Kollegin Valeriia Makarova kommt aus der Ukraine. Seit 2016 ist sie in Deutschland und unterstützt ebenfalls beim Übersetzen des Programms. Etwa 15 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine besuchen momentan die Waldorfschule, sie seien privat untergekommen und lernen nun Deutsch, erzählen die beiden Frauen. Auch sie sind am Abend zu Gast in der Volksbankmesse. Ein Teil von ihnen wird später ebenfalls auf der Bühne zu sehen sein.

Helfer für die DRK-Kleiderkammer gesucht

Nach der Begrüßung durch Erwin Feucht und die beiden Frauen, betreten Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann und DRK-Kreisgeschäftsführer René Mey die Bühne. Erwin Feucht möchte von den beiden wissen: „Wie läuft es, wo können wir helfen und wo finden die Menschen Anlaufstellen?“

Laut Mey gibt es in der Kleiderkammer des DRK im Ankunftszentrum in Meßstetten den größten Unterstützungsbedarf, rund 20 Helfer werden gesucht. Die Krankenstation habe man schnell und zügig umsetzen und mit qualifiziertem Personal besetzen können.

Betreuungsangebote stehen in den Startlöchern

Helmut Reitemann betonte, wie wichtig es sei, dass sich die Geflüchteten hier wohl fühlen. Und er wünschte ihnen, dass sie im Zollernalbkreis eine neue Heimat finden. Gemeinsam mit dem Jugendbüro Balingen möchte man bereits kommende Woche mit einem Betreuungsangebot starten, um die Zeit, bis beispielsweise zu einem freien Kita-Platz, zu überbrücken.

Die VHS biete Deutschkurse an, die Agentur für Arbeit und das Jobcenter helfen bei der Arbeitssuche. „Ich danke allen, die Geflüchtete aufnehmen“, betonte Reitemann. „Es ist erstaunlich, wie viel Wohnraum zur Verfügung gestellt wird.“

Tanz und Musik begeistern das Publikum

Am Anschluss betritt die 10-jährige Alischa die Bühne. In einem weißen Kostüm begeistert sie das Publikum mit einer Tanzeinlage. Nach ihr eröffnen „Leeeza“ mit dem Lied „Wir leben den Moment“ von Christina Stürmer den musikalischen Teil des Abends. Unter anderem spielen sie auch „Dear Mr. President“ von Sängerin Pink.

Anschließend betreten Michael Maier und sein Team die Bühne. Der 32-Jährige ist seit Ende Februar an der rumänisch-ukrainischen Grenze tätig. Was als privat finanziertes Projekt begann, wird mittlerweile von lokalen Organisationen und Unternehmen unterstützt. Gemeinsam bringen sie Lebensmittel und Medizin zu den Geflüchteten, organisieren Transporte sowie Unterkünfte. Dokumentiert wird alles auf der Webseite betterplace.org.

Lieder aus der Heimat

Auf ihn folgen „Human Zoo“, eine sechsköpfige Hardrock-Band aus dem Ländle, die die Volksbankmesse zum Beben bringen. Mit ihren T-Shirts, auf denen jeweils ein Buchstabe gedruckt ist, bilden sie das Wort „Peace“, zu Deutsch „Frieden“.

Kurz danach singen die beiden ukrainischen Mädchen Kateryna und Jaroslava Lieder aus ihrer Heimat. Und auch wenn viele den Text nicht verstehen, die gesamte Messehalle ist für einen Moment ganz ruhig. Lediglich die Geflüchteten im Publikum sind zu hören, die die Lieder mitsingen und sich damit ein Stück Heimat in den Zollernalbkreis holen.

„We Are The World“

Gegen 21.15 Uhr betreten „The Dewy Lilies“ die Bühne, mit Songs wie „Nutbush City Limits“ von Tina Turner und „Don’t Stop Believin‘“ von „Journey“ bringen sie das Publikum zum Schluss noch einmal zum Tanzen. Zu guter Letzt finden sich alle drei Bands des Abends auf der Bühne ein und singen das bekannte Lied „We Are The World“, das von Michael Jackson und Lionel Richie geschrieben wurde.

Die Gelder, die über den Abend eingesammelt worden sind, landen auf einem Spendenkonto des Landkreises, erklärt Reinhold Schäfer, Mitglied des Aktionsbündnisses für die Freie Wählervereinigung.

Denn das Aktionsbündnis könne keine Spendenbescheinigungen ausgeben, der Landkreis schon. Doch keine Sorge: „Wir entscheiden, wo das Geld regional eingesetzt wird“, betont Schäfer. Sicher werde ein Teil nach Meßstetten an das Ankunftszentrum Ukraine gespendet, aber auch an andere Projekte für die Hilfe von Geflüchteten.