Frauenleiche blieb wochenlang unentdeckt in Obdachlosenunterkunft in Hechingen

Von Hardy Kromer

In einer städtischen Obdachlosenunterkunft in der Hechinger Steinäckersiedlung fand die Polizei die Leiche einer 64-Jährigen. Wochen-, vielleicht monatelang hatte sie niemand vermisst. Die Todesursache ist noch unklar.

Frauenleiche blieb wochenlang unentdeckt in Obdachlosenunterkunft in Hechingen

Die Wohnung, in der die Frauenleiche gefunden wurde, ist amtlich versiegelt. Es läuft ein Todesermittlungsverfahren.

Seit Wochen, vielleicht sogar schon seit Monaten ist eine 64-jährige Frau tot – und keiner hat sie vermisst. Einer schließlich doch: Ihr Sohn, der seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter gehabt hatte, verständigte vergangene Woche die Polizei.

Die Beamten suchten die Frau an ihrer Wohn­adresse in einer städtischen Obdachlosenunterkunft in der Hechinger Steinäckersiedlung – und machten eine grausige Entdeckung: Sie fanden in der erbärmlichen Baracke eine Frauenleiche, die dem Augenschein nach schon seit sehr langer Zeit unbemerkt dort lag.

Staatsanwaltschaft ermittelt routinemäßig

Seither ist die Wohnung amtlich versiegelt. Es läuft, wie Dr. Philipp Wissmann, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hechingen, bestätigte, ein „Todesermittlungsverfahren“.

Das ist eine Routinehandlung bei einem Leichenfund dieser Art. Geklärt werden soll, ob die 64-Jährige eines natürlichen Todes gestorben ist, ob sie sich vielleicht das Leben genommen hat, oder ob es sich womöglich um ein Tötungsdelikt handelt.

Keine Hinweise auf Beteiligung Dritter

Die polizeilichen Ermittlungen führt das Kriminalkommissariat Balingen. Christian Wörner, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, gab am Dienstag auf Nachfrage einen Zwischenstand: „Bislang gibt es keine Hinweise auf eine Beteiligung Dritter.“

Im Klartext: Es ist – Stand jetzt – eher unwahrscheinlich, dass in der Steinäckersiedlung, unweit von Bahnlinie und Gaskessel, ein Verbrechen passiert ist.

Armut am Rande der wohlhabenden Kleinstadt

Wie auch immer: Der leise Tod der 64-Jährigen wirft ein unschönes Schlaglicht auf Armut und Randständigkeit in einer wohlhabenden hohenzollerischen Kleinstadt.

Bezahlbarer Wohnraum ist in Hechingen knapp geworden. Das war in den vergangenen Monaten auch im Gemeinderat immer wieder ein Thema. Auch an Sozialwohnungen herrscht Mangelware.

Baracken sollen mittelfristig weg

Dass die Baracken an der Bahnlinie, von denen eine der Frau als letzte Wohnstätte diente, nicht mehr als eine Notlösung sind, ist auch Bürgermeister Philipp Hahn bewusst.

Am Dienstag auf das Thema angesprochen, sagte der Rathaus­chef: „Mittelfristig werden wir die Baracken zweifellos abreißen.“ Wegen ihres baulichen Zustandes seien sie „auf Dauer nicht für die Unterbringung von Menschen geeignet“.