Balingen

Fotos aus Bangladesch in Balingen: Für Dr. Gisela Swoboda ging ein Traum in Erfüllung

16.09.2019

Von Silke Thiercy

Fotos aus Bangladesch in Balingen: Für Dr. Gisela Swoboda ging ein Traum in Erfüllung

© Silke Thiercy

Zehn Menschen teilen sich ein Zimmer, die meisten haben nicht mal zwei Dollar am Tag zum Leben. Und doch sind sie glücklich. Am Freitag eröffnete Dr. Gisela Swoboda gemeinsam mit ihrem Sohn Dr. Hartmut Swoboda die Fotoausstellung über Bangladesh. Die Bilder von Christof Krackhardt sind in der Balinger Zehntscheuer zu sehen.

Emotionale Eröffnung der Fotoausstellung in der Balinger Zehntscheuer: Die Initiatorin der „Brücke Balingen Bangladesh“ präsentiert die eindrücklichen Bilder von Christof Krackhardt.

Es waren emotionale Momente, als Dr. Gisela Swoboda ans Rednerpult trat. Für die Initiatorin der „Brücke Balingen Bangladesh“ ging am Freitag Abend mit der Vernissage der Fotoausstellung ein Traum in Erfüllung.

Die eindrücklichen Bilder von Christof Krackhardt sollen einmal mehr das Fundament der Brücke von Mensch zu Mensch festigen.

Bis auf die letzte Stufe besetzt

Freunde, Förderer und Fotointeressierte – die Zehntscheuer war bis auf den letzten Stuhl und die letzte Treppenstufe besetzt. Dr. Gisela Swoboda trat als erste ans Rednerpult. Unterstützt wurde sie dabei von ihrem Sohn Dr. Hartmut Swoboda, der die emotionalen Worte seiner Mutter vorlas. Nach ihrer Gehirnblutung fällt der Gründerin des Vereins das Sprechen noch immer schwer.

Bangladesh gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Und doch, so Swoboda, leben dort die glücklichsten Menschen. Auch sie sei glücklich und dankbar für die Unterstützung von „meinem Stab bester Freunde.“ Ohne sie wäre sie „so hilflos wie der Blinde in Bangladesh.“

Passt zum Auftakt der „fairen Woche“

Vor über einem Jahr war sie mit der Idee einer Fotoausstellung an OB Helmut Reitemann herangetreten. Der war sofort begeistert vom Projekt, für das auch Kurator Roman Passarge verantwortlich zeichnet. Der Schramberger, jüngst noch bei der „Revolte!“ aktiv, war quasi die Schnittstelle zur Ausstellung. Für den Stadtchef passt die Ausstellung perfekt in die Fairtrade-Stadt Balingen und als Auftakt der „fairen Woche“.

Drei Wochen lang war der renommierte Fotograf Christof Krackhardt aus Fulda vor Ort. Seine einfühlsamen Porträts, die eindrücklichen Fotografien, zusammengestellt zu 39 Bildtafeln, geben einen Einblick in eine ziemlich unbekannte Welt.

Sie zeigen Menschen, die dank einer Brille wieder arbeiten können. Frauen, die mit einem eigenen Stück Land für sich selbst sorgen können. Kinder, die zur Schule gehen dürfen.

Immer in die Zukunft schauen

„Die Menschen strahlen diese Lebensfreude und Wärme aus, weil sie nie mit dem Schicksal hadern, sondern immer in die Zukunft schauen.“ Das sagte Andrea Ramahan. Sie lebt in und für Bangladesh, leitet gemeinsam mit ihrem Mann die Organisation „MATI.“ In der Landessprache heißt „Mati“ Erdboden. Kleinbauern und die selbstbestimmte Dorfentwicklung stehen bei MATI im Fokus. Unterstützt wird die Arbeit auch von der Brücke Balingen Bangladesh.

Den Menschen verbunden

Für die Mutter dreier Kinder ist es ein Privileg, dort entschleunigt zu leben. „Man ist ganz nah am Leben, elementar an der Existenzgrundlage.“2005 kam sie nach Bangladesh, um vier Wochen lang Methodenkurse für Lehrer zu geben. 40 bis 60 Kinder werden in einer Klasse unterrichtet. Aus dem einen Monat wurden 12 Jahre. Ramahan lernte ihren Mann kennen. Das Land lieben. „Ich fühle mich mit den Menschen verbunden.“

Für sie bedeutet Entwicklungsarbeit auch, nicht nur zwei oder drei Jahre die Menschen zu unterstützen. Wenn jemand gar nichts habe, dann dauere es manchmal zehn Jahre oder länger, bis die Hilfe Früchte trägt. MATI ist deshalb langfristig im Einsatz. Und bleibe dabei auf Augenhöhe mit den Menschen. Denn die wüssten schließlich am besten, was funktioniere und was nicht. „Da kann kein Europäer einfach so kommen und sagen, wie es gemacht werden muss.“

Gegen das Erblinden

Die Hälfte der Menschen lebt unterhalb der Armutsgrenze. 35 Prozent der Bangladeshis hungern chronisch. Die Kinder sind unterernährt. „Mangelernährung bedeutet, fehlende Vitamine und ein großes Risiko, zu Erblinden.“ Hier greift die Arbeit von Gisela Swoboda und deren Verein.

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