Forsa-Umfrage: Bareiß und Kretschmann liegen gleichauf vor der Bundestagswahl

Von Pascal Tonnemacher/PM

Droht Thomas Bareiß (CDU) die Abwahl als Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen? Eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag von Campact legt das nahe. Bareiß würde im Vergleich zu 2017 deutlich an Stimmen verlieren – sogar von CDU-Wählern. Johannes Kretschmann hingegen würde als Grünen-Kandidat deutlich zulegen.

Forsa-Umfrage: Bareiß und Kretschmann liegen gleichauf vor der Bundestagswahl

Zweikampf auf Augenhöhe ums Direktmandat im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen: CDU-Abgeordneter Thomas Bareiß (links) und Johannes Kretschmann von den Grünen.

„Bei der Bundestagswahl wird es knapp für Thomas Bareiß, CDU- Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium“: Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag von Campact für den Wahlkreis 295 Zollernalb-Sigmaringen.

Campact ist ein Verein, der Online-Kampagnen betreibt. Zuletzt war der CDU unter dem Titel „Die Klima-Blockierer“ vorgeworfen worden, wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz zu verhindern. Diese Kampagne war wiederum wegen einzelner Falschdarstellungen auch kritisiert worden.

31 Prozent der Wahlwilligen für beide

Der CDU-Politiker und sein grüner Gegenkandidat Johannes Kretschmann liefern sich derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen, schreibt Campact in einer Pressemitteilung. Die Ergebnisse der Studie liegen unserer Zeitung zudem vorab vor.

Bezogen auf die Wahlwilligen, die sich bereits entschieden haben, würden jeweils 31 Prozent auf Bareiß und den Sohn des baden-württembergischen Ministerpräsidenten, Johannes Kretschmann, entfallen. Damit hätte Bareiß im Vergleich zum Ergebnis der letzten Bundestagswahl (45 Prozent) massiv an Unterstützung eingebüßt.

Campact begrüßt mögliche Bareiß-Abwahl

Dazu Damian Ludewig, Kampagnendirektor bei Campact, in einer Pressemitteilung: „Die Umfrageergebnisse zeigen klar, dass es für den Klimaschutz-Blockierer Bareiß bei der diesjährigen Bundestagswahl ungemütlich wird. Ob Aserbaidschan-Affäre oder das Kleinreden der Klimakrise: Das Maß für Bareiß Verfehlungen scheint für viele Wählerinnen und Wähler voll zu sein. Eine mögliche Abwahl Bareiß‘ am 24. September wäre eine klare Stimme für den Klimaschutz.“

Die anderen Bundestagskandidaten im Wahlkreis sind deutlich abgeschlagen: Stephan Link (FDP) kommt auf 13 Prozent, Nicolas Gregg (AfD) auf 11 Prozent, Robin Mesarosch (SPD) auf 9 Prozent und Marco Hausner (Linke) auf 5 Prozent.

Präferenz kann sich durch Bekanntheit noch ändern

Bei der Einschätzung der Werte müsse bedacht werden, dass die Kandidaten der anderen Parteien außer der CDU und der Grünen bislang kaum bekannt sind.

Werden diese im Wahlkampf bekannter, könnte sich die Präferenz – unabhängig von der Entwicklung der politischen Großwetterlage – noch ändern.

Bislang können 27 Prozent der Befragten den Namen des Direktkandidaten der CDU, Thomas Bareiß, richtig benennen. 20 Prozent der Befragten wissen auch, dass Johannes Kretschmann als Kandidat für die Grünen antritt.

Kandidaten im Wahlkreis unbekannt

Die Kandidaten aller anderen Wahlkreiskandidaten sind hingegen kaum bekannt: 3 Prozent der Befragten kennen den Kandidaten der SPD, jeweils 1 Prozent weiß, wer für die Linkspartei, FDP und AfD antritt. Von den Anhängern der CDU wissen 39 Prozent, von den Grünen-Anhängern 29 Prozent, wer für „ihre“ Partei antritt. Der Grünen-Kandidat Johannes Kretschmann ist bei den CDU-Anhängern genauso bekannt wie bei den eigenen Anhängern.

Wenig Zustimmung aus den Reihen der CDU

Nicht einmal die Hälfte der CDU-Wählerinnen und Wähler aus 2017 unter den Befragten (46 Prozent) würden Bareiß aktuell ihre Stimme geben. Im Gegensatz dazu erfährt Kretschmann mit 64 Prozent in den eigenen Reihen deutlich größere Zustimmung.

Kretschmann könnte aktuell auch mit den Stimmen von einem Drittel der SPD-Wähler sowie von 16 Prozent der CDU-Wähler von 2017 rechnen, während Thomas Bareiß auch 24 Prozent der FDP-Wähler von 2017 an sich binden könnte.

Wie die Kandidaten bewertet werden

81 Prozent der Wahlberechtigten, die Thomas Bareiß kennen, sind der Auffassung, dass er regional verankert ist, 62 Prozent halten ihn für kompetent, 55 Prozent für vertrauenswürdig und etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent) meint, dass er die Interessen der Region gut in Berlin vertreten kann.

Von dem Grünen-Kandidat, Johannes Kretschmann, sagen ebenfalls 81 Prozent derjenigen, die ihn kennen, dass er in der Region verankert ist. 63 Prozent halten ihn für vertrauenswürdig, etwas weniger (56 Prozent) für kompetent. 55 Prozent sind der Meinung, dass er die Interessen der Region in Berlin vertreten kann.

Zwischen Wahlberechtigen im Zollernalbkreis und in Sigmaringen gibt es in der Einschätzung kaum Unterschiede.

Was den Menschen regional wichtig ist

Die wichtigsten Themen für die Menschen im Wahlkreis sind mit 25 Prozent die Corona-Pandemie, gefolgt vom öffentlichen Nahverkehr (19 Prozent). Umwelt- und Klimaschutz erachten 14 Prozent der Befragten als wichtiges Problem. Ebenfalls 14 Prozent beklagen eine mangelhafte Infrastruktur sowie 10 Prozent das Fehlen von Geschäften oder Ärzten.

Für knapp jeden Zehnten (9 Prozent) stellt der schlechte Handy- und Internetempfang beziehungsweise die Digitalisierung ein Problem dar, für 6 Prozent die Verkehrssituation beziehungsweise das Verkehrsaufkommen.

Migration als weniger wichtig erachtet

Weitere 7 Prozent der Befragten sehen Bildung/Schulen als Problem, jeweils 6 Prozent den Wohnungsmarkt, die Wirtschaft/die wirtschaftliche Lage sowie die Arbeitslosigkeit/den Arbeitsmarkt. Lediglich 4 Prozent nehmen die Migration als wichtiges Problem. Unmut über die Politik äußern 4 Prozent der Befragten. Weitere 4 Prozent sehen keine Probleme vor Ort.

Auch die Einschätzung der Problemprioritäten unterscheidet sich im Zollernalbkreis und in Sigmaringen kaum voneinander.

CDU bei den Parteien vorn

Bei den Zweitstimmen käme die CDU auf 24 Prozent, die Grünen auf 19, so die aktuelle politische Stimmung laut der Umfrage. Darauf folgen die FDP (17 Prozent), die SPD (15 Prozent) und die AfD (13 Prozent).

Im Vergleich zur letzten Bundestagswahl 2017 müsste die CDU mit deutlichen Verlusten rechnen, während die Grünen deutlich mehr Stimmen erhalten würden als vor vier Jahren. Allerdings ist sich etwa ein Drittel der Wahlberechtigten noch nicht sicher, ob sie sich an der Wahl beteiligen oder nicht beziehungsweise welcher Partei sie ihre Zweitstimme geben würden, wenn sie sich an der Wahl beteiligten.

Zweitstimmen: lediglich aktuelle Stimmung

Insofern dürfen diese Daten nur als aktuelle politische Stimmung sieben Wochen vor der Wahl, aber nicht als den Parteien schon sichere Stimmen interpretiert werden, schlussfolgert das Institut.

Ein Drittel der Befragten will per Briefwahl wählen. Am ehesten zur Briefwahl tendieren die über 60-Jährigen sowie die Anhänger der SPD. Die 18- bis 29-Jährigen sowie die Anhänger der Linkspartei und der AfD wollen am ehesten ihre Stimme im Wahllokal abgeben.

Forsa hat vom 26. Juli bis zum 4. August 1.001 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Personen ab 18 Jahren, allesamt Wahlberechtigte aus dem Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen, befragt. Die Ergebnisse können laut dem Institut mit einer Fehlertoleranz von +- drei Prozentpunkten auf die Gesamtheit der Wahlberechtigten im Wahlkreis 295 übertragen werden.