Film berührt Zuschauer bei Premiere

Von Michael Würz

Erfolgreiche Premiere für ‚Widerstand ist Pflicht‘: Der Dokumentarfilm der Filmemacherin und SWR-Journalistin Katharina Thoms wurde am Samstagabend erstmals der Öffentlichkeit gezeigt.

Film berührt Zuschauer bei Premiere

Der Hauptdarsteller des Films, Martin Rottach, im Radiointerview.

Die zahlreichen Besucher in den Mössinger Lichtspielen waren beeindruckt: „Ich dachte, dass der Film gut ist, aber dass er mich so tief berührt, habe ich nicht erwartet“, sagte eine Zuschauerin. Thoms hatte mit ihrem Filmteam über Monate hinweg die Proben zum Theaterstück ‚Ein Dorf im Widerstand‘ des Theaters Lindenhof begleitet (wir berichteten ausführlich). Das Stück erzählt die Geschichte des Mössinger Generalstreiks: Einen Tag nach der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 gingen in Mössingen rund 800 Menschen auf die Straße, um den Nazis etwas entgegenzusetzen. Es war der einzige Protest im ganzen Deutschen Reich. Doch der Generalstreik wurde jahrzehntelang verschwiegen, weil die Streikführer Kommunisten waren. 

Auch Katharina Thoms hatte – obwohl sie in Tübingen Geschichte studierte – noch nie von dem Protest gehört. Eigentlich hatte die Journalistin 2012 lediglich einen Radiobeitrag geplant, doch das Thema ließ sie nicht mehr los. Angespornt von ihren Kollegen im Tübinger SWR-Studio stellte sie kurzerhand ein kleines Team engagierter Filmemacher zusammen, welches das Projekt fortan mit der Kamera begleitete. Der komplette Film wird dankenswerterweise allein von den O-Tönen getragen; hier und da helfen Untertitel über tiefschwäbische Szenen hinweg. Er begleitet Andrea Ayen auf ihrem monatelangen Weg durch die Theaterproben und in die Vergangenheit. Mit dem Hauptdarsteller Martin Rottach, der ihren Vater verkörpert, begibt sie sich an die Originalschauplätze des Streiks in Mössingen. Gleichzeitig kehrt die Geschichte immer wieder zurück zu den Theaterproben in der Pausa.

„War das nicht verwirrend, dass Dreharbeiten und Theaterproben gleichzeitig stattfanden?“, wollte ein Zuschauer in der Fragerunde nach der Premierenvorstellung wissen. Den Filmern sei immer klar gewesen, dass sie eine zweite Ebene einnehmen, sagte Thoms. Und eine Zuschauerin wollte von Hauptdarsteller Martin Rottach wissen, ob er heute selbst handeln würde wie einst Streikführer Paul Ayen. „Ich weiß es nicht“, antwortete der ehrlich. Und mit Blick auf die Pegida-Demonstrationen sagte er: „Eigentlich müsste man aktuell auf die Straße gehen, um dagegen zu demonstrieren.“

Der Film läuft von nun an in verschiedenen Kinos in der Region. Am Sonntag, Montag, Dienstag und Mittwoch gibt es die nächste Möglichkeit, ihn zu sehen – in den Burgtheater-Kinos in Hechingen (Sonntag 17 Uhr, sonst jeweils um 20 Uhr). Weitere Termine: www.widerstandfilm.de

 

Daten und Fakten zum Projekt

Einzigartiger Protest Vor 82 Jahren gingen hunderte Menschen in Mössingen gegen Hitler auf die Straße – als erste und als einzige überhaupt in Deutschland. 

Das Theaterstück Im Jahr 2013 bringt das Lindenhoftheater dieses lange verschwiegene Thema auf die Bühne der Stadt Mössingen.

Die Darsteller Mit über hundert Laiendarstellern und Musikern stehen die Theatermacher vor einem Mammutprojekt und wollen es unbedingt durchziehen – gegen alle Widerstände im Ort.

Die Hauptfigur Paul Ayen war einer der Organisatoren des Mössinger Generalstreiks 1933. Für seine Tochter Andrea war es Ehrensache und Verpflichtung, in dem Theaterstück mitzuspielen und so an die Taten ihres Vaters zu erinnern. Der Film begleitet Andrea Ayen darüber hinaus an die Originalschauplätze in Mössingen.

Diskussion Unter anderem weil sie eine Glorifizierung des Generalstreiks sehen und die Streikführer Kommunisten waren, äußerten Mitglieder von CDU und Freien Wählern ihren Unmut über das Projekt.