Balingen

Festgottesdienst bekräftigt ökumenische Partnerschaft zwischen Balingen und Lublin-Chem

19.10.2021

Von Thomas Meinert

Festgottesdienst bekräftigt ökumenische Partnerschaft zwischen Balingen und Lublin-Chem

© Thomas Meinert

Dekan Beatus Widmann und Pfarrerin Gudrun Ehmann schilderten ganz persönliche Erfahrungen.

Seit 1993 besteht die Partnerschaft zwischen dem Evangelischen Kirchenbezirk Balingen und der Orthodoxen Diözese Lublim-Chelm in Polen. Das 25. Jubiläum stand unter dem Motto „Auf der Suche nach dem, was verbindet“. Daraus entstanden ist ein Buch, das nun in einem Festgottesdienst in Balingen vorgestellt wurde.

Im Januar 1993 begann die Partnerschaft zwischen dem Evangelischen Kirchenbezirk Balingen und der Orthodoxen Diözese Lublin-Chełm mit einer Konzertreise des Jugendchores aus Haigerloch nach Polen.

2018 feierte man das 25. Jubiläum und veranstaltete in Lublin eine internationale wissenschaftliche Konferenz mit dem Thema „Auf der Suche nach dem, was verbindet“, in der die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der protestantischen und orthodoxen Religion beleuchtet wurden.

Festgottesdienst bekräftigt ökumenische Partnerschaft zwischen Balingen und Lublin-Chem

© Thomas Meinert

Das Buch zur wissenschaftlichen Konferenz ist in zwei Sprachen erschienen.

Entstanden ist daraus ein Buch, das auf mehr als 300 Seiten nicht nur die wissenschaftlichen Beiträge der Konferenz enthält, sondern darüber hinaus eine umfassende fotografische Dokumentation der 25-jährigen Partnerschaft. Die Buchvorstellung fand in der Balinger Stadtkirche im Rahmen eines Festgottesdiensts statt, in dem neben vielen Erinnerungen auch der Blick in die gemeinsame Zukunft zum Ausdruck kam.

Orthodoxe Gesänge und Fanfarenmotive an der Orgel

Der Festgottesdienst begann mit feierlichem Glockengeläute und wurde von Bezirkskantor Wolfgang Ehni an der Orgel mit den Fanfarenmotiven aus dem „Präludium in F“ des Breslauer Komponisten Adolph Friedrich Hesse eröffnet.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch ein Ensemble des Partnerschaftschores, der seit 1995 ein wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Aktivitäten ist. Denn „Musik verbindet“, wie Pfarrerin Gudrun Ehmann in der Begrüßung betonte.

Obwohl coronabedingt nur acht Sängerinnen und Sänger die Empore füllten, ließ das stimmgewaltige Ensemble die feierliche Atmosphäre einer orthodoxen Kathedrale entstehen. Weil in der orthodoxen Kirche keine Kirchenorgel üblich ist, werden die Gesänge a cappella und häufig mit Oktavverdopplungen in Frauen- und Männerstimmen ausgeführt, was der Musik mit ihren kirchenslawischen Texten eine ergreifende Innigkeit verleiht.

Gesungener Kyrie-Ruf nach den Fürbitten

Neben dem flehenden „Gospodi pomiluj“ („Herr, erbarme Dich“), dem feierlichen „Alliluja“ („Halleluja“), einer vierstimmigen Vertonung der Seligpreisungen aus dem Matthäus-Evangelium und dem strahlenden Lobhymnus „Chvalitje Imja Gospodnje“ („Preist den Namen des Herrn“) mit seinem „Alliluja“-Kehrvers sang das Ensemble den Kyrie-Ruf nach den Fürbitten, das Wochenlied „Wohl denen, die da wandeln“ im vierstimmigen a-cappella-Satz und als Danklied „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ auf deutsch und polnisch.

Verbindende Erlebnisse

In verschiedenen Wortmeldungen wurde an einzelne Stationen der gemeinsamen Partnerschaft erinnert. So berichteten Herbert Friedrich über den ersten Besuch einer polnischen Delegation und Pfarrer Dr. Martin Brändl von seinen Verbindungen zur russisch-orthodoxen Kirche.

Ruth Walcher schilderte die verbindende Kraft der Musik, Johanna Ehmann und Amelie Stober die Erfahrungen aus dem Jugendaustausch. Pfarrer i. R. Friedrich Groß verglich den Geschmack der Gastfreundschaft mit dem eines Apfels: Auf die Ungewissheit dessen, was einen erwarte, folge die Freude darüber, was man erlebt.

In ihrer gemeinsamen Predigt über Verse aus dem Kolosser-Brief erinnerten auch Pfarrerin Gudrun Ehman und Dekan Beatus Widman an besondere Erlebnisse aus 25 Jahren Partnerschaft: Was für Pfarrerin Ehmann die überwältigende Offenheit der Gastgeber bei der ersten „Reise ins Unbekannte“ war, war für Dekan Widmann die beklemmende Sprachlosigkeit bei der Kranzniederlegung im Konzentrationslager Majdanek: Zwei unterschiedliche Situationen, in denen man die Verbundenheit der Christlichen Liebe in ganz besonderer Weise erfahren habe.

Buch als Grundstein für kommende Generationen

Auch im Grußwort von Erzbischof Abel aus der Orthodoxen Diözese Lublin-Chełm kam „die frohe Botschaft als verbindendes Element“ zum Ausdruck: Der apostolische Auftrag – „Ihr werdet meine Zeugen sein bis ans Ende der Welt“ – sei ein Aufruf, den Glauben zu bezeugen. Die Publikation zur wissenschaftlichen Konferenz könne dabei ein Grundstein für die kommenden Generationen sein.

Dekan Widmann dankte den Mitwirkenden und Vorbereitenden des Festgottesdienstes und vor allem dem eigens für den Gottesdienst aus Lublin angereisten Miroslaw Czapkovicz: Er sei nicht nur seit der ersten Stunde ein unverzichtbarer Dolmetscher, sondern ein Bote der Partnerschaft, der sogar 15 Stunden Autofahrt auf sich genommen habe, um das Grußwort des Erzbischofs nach Balingen zu überbringen.

Festgottesdienst bekräftigt ökumenische Partnerschaft zwischen Balingen und Lublin-Chem

© Thomas Meinert

Gastgeschenke der vergangenen Jahre waren in der Stadtkirche ausgestellt.

Auch wenn ein „Kirchencafé“ im Anschluss an den Gottesdienst diesmal pandemiebedingt nicht möglich war, freuen sich die Beteiligten schon jetzt auf die Feier der 30-jährigen Partnerschaft im Jahr 2023.

Begleitet wurde der Festgottesdienst durch eine kleine Ausstellung mit Gastgeschenken, die im Rahmen der Partnerschaft zu besonderen Anlässen überreicht worden sind.

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