Dotternhausen

Fauna am Plettenberg: Mit dem Frosch auf Du und Du

09.02.2018

von Nicole Leukhardt

Zwei Umweltexperten kartieren die Flora und Fauna auf dem Plettenberg. Sie erzählen, warum der Berg eigentlich ziemlich durchschnittlich ist.

Der Plettenberg ist ein schönes Gebiet, daran lassen Diplombiologe Hans Offenwanger und Dr. Ulrich Tränkle keinen Zweifel. Was die Bergfauna angeht, ist er jedoch unauffällig. Käfer, Siebenschläfer, Füchse, Wildschweine: „Es ist ein ganz normaler Berg“, sagt Ulrich Tränkle. Mit ein paar besonderen Ausnahmen.

Fauna am Plettenberg: Mit dem Frosch auf Du und Du

© Büro Tränkle

Zwei Grasfrösche als Hochzeitspaar: Auf dem Plettenberg begegnet man den gepunkteten Amphibien oft.

Diese hatten auch die Vertreter der Bürgerinitiativen bereits gefunden, die in Eigeninitiative die Vogelwelt auf dem Plettenberg unter die Lupe genommen und dabei 42 verschiedene Arten gefunden hatten.

Auch die beiden Experten sind seit 2010 ständige Gäste auf der Hochfläche des Dotternhausener Hausbergs. Ihr Büro für Landschaftsplanung und Naturschutzmanagement betreut die Rekultivierungsmaßnahmen der Firma Holcim und sie erstellt für die geplante Süderweiterung ein Gutachten.

Besonders was die gefiederten Bewohner des Bergs angeht, kennen sich die beiden aus. „Wir haben den Vogelbestand 2010, 2014, 2016 und 2017 aufgenommen“, sagt Ulrich Tränkle. 57 Vogelarten haben sie bereits registriert. Andere Zahlen, die im Internet kursierten, seien schlicht älteren Datums. „Darunter sind auch einige geschützte Tiere“, sagt Offenwanger. Derzeit erarbeitet das Büro die Antragsunterlagen für die Süderweiterung. „In wenigen Wochen liegen die aktuellen Zahlen auf dem Tisch“, sagt er. „Das ist ein öffentliches Verfahren, bei dem alle Naturschutzverbände und sonstigen Organisationen ausreichend Gelegenheit haben werden, sich so lange und intensiv dazu zu äußern, wie sie möchten“, beschreibt er das Prozedere.

Doch noch sind er und seine Kollegen bei der Dokumentation. Ende Februar bis Mitte März beginnen sie die Exkursionen auf den Berg und halten Augen, aber noch wichtiger Ohren offen. „Das Fernglas ist immer dabei, aber hauptsächlich nehmen wir den Bestand über die Gesänge auf“, sagt Tränkle. Sie tragen ihre Sichtungen und Beobachtungen auf Karten ein. „Die sieben Begehungen vergleichen wir dann. Taucht ein Vogel an etwa derselben Stelle mindestens zweimal auf, gehen wir davon aus, dass er dort auch brütet“, erklärt Hans Offenwanger. Finden sie das Tier nur ein einziges Mal, wird er als Nahrungsgast oder Durchzügler vermerkt.

Neue Bewohner auf dem Berg

Die Arbeit der beiden Naturexperten endet nicht bei Sonnenuntergang. „Wir sind auch nachts auf dem Plettenberg unterwegs und erfassen den Bestand an Fledermäusen“, erzählt Hans Offenwanger. Ein Nachtsichtgerät ermögliche die Orientierung, die Rufe der Fledermäuse würden aufgezeichnet. „Der Mensch kann sie nicht hören, aber der Computer zeigt uns später das Muster des Rufs. So können wir die Art bestimmen“, erklärt Ulrich Tränkle.

Während sich die nächtlichen Flatterer hauptsächlich an Waldrändern aufhalten, zieht es manche Arten direkt in den Steinbruch. „Es gibt auf dem Plettenberg definitiv Tiere, die es ohne die Abbaulandschaft nicht gäbe“, ist sich Hans Offenwanger sicher. Den Neuntöter und den Flussregenpfeifer zum Beispiel. Beide Vögel würden die offenen Flächen ohne Vegetation lieben. „Das sind charakteristische Arten für Steinbrüche“, sagt Offenwanger.

Und nicht nur in der Luft gibt es neue Bergbewohner: „Auch die Kreuzkröte, die uns bei jeder der Führungen vor die Füße hüpft, liebt die kleinen, offenen Gewässer, die auch mal austrocknen dürfen.“ Ihren eigentlichen Lebensraum, überschwemmte Flussauen, findet sie dank begradigter und von Menschenhand geformter Bäche und Flüsse kaum noch. Sie ist nach FFH-Richtlinien (Flora-Fauna-Habitat) eine streng zu schützende Art und hat die Vorwarnstufe auf der Roten Liste erreicht.

Damit die Tiere nach der Renaturierung den Lebensraum vorfinden, den sie brauchen, kartieren die beiden Umweltexperten den Bestand regelmäßig. „Wir haben beispielsweise den Perlmuttfalter gefunden und pflanzen für dessen Raupen nun extra Veilchen an“, schildert Hans Offenwanger. Denn auch die Flora haben er und sein Kollege im Auge. „Auf über 50 Prozent der Rekultivierungsfläche haben wir Magerrasen, wo auch geschützte Arten wie Enzian, Silberdisteln, gelber Klee oder das Mädesüß gedeihen“, erzählt er. Die Wachholderheide gehöre ebenso auf den Plettenberg wie die Schafe, die dort weiden.

Diese lassen sich vom Steinbruch und dem Abbaugeschehen aber ebenso wenig stören, wie Feuersalamander, Bergmolch und Co. „Im Moment beeinträchtigt der Steinbruch die Tierwelt dort oben nicht“, ziehen die beiden ein Fazit.

Im Gegenteil: „Je älter die Rekultivierungsflächen werden, desto besser werden sie in Sachen Artenreichtum.“ Und sollte sich auf dem Berg daran etwas ändern, sind Hans Offenwanger und Ulrich Tränkle die Ersten, denen das auffällt. „Der Plettenberg und sein Steinbruch sind so ziemlich die bestüberwachten Gebiete ihrer Art, auf denen ein sehr umfangreiches und außergewöhnliches Untersuchungsprogramm läuft“, sagt Tränkle.

Diesen Artikel teilen: