Das Berliner Künstlerpaar konnte zur Vernissage zwar nicht selbst erscheinen, versprach laut Bürgermeister Reinhold Schäfer jedoch, im Laufe des Augusts nach Balingen zu kommen. Musikalisch umrahmt wurde das Programm vom Klavierensemble der Jugendmusikschule Balingen.

Farbenfrohe Bereicherung der Rathausgalerie

Zur Eröffnung erschienen zahlreiche Kunstbegeisterte, die die Sitzreihen bis auf den letzten Platz füllten. Den Einstieg übernahm kurzfristig Bürgermeister Schäfer, da Oberbürgermeister Helmut Reitemann anderweitig terminlich verhindert war. Schäfer nannte die Ausstellung ein „Festival der Farben“ und eine farbenfrohe Bereicherung für die Rathausgalerie.

Danach gab Kuratorin Heidrun Bucher-Schlichtenberger einen Überblick über den künstlerischen Werdegang der Maler Hansen und Reichert und deren Techniken. Ulrike Hansen sei ein sehr naturverbundener Mensch und großer Fan der Ostsee, wovon ihre Werke hauptsächlich handeln. Regelmäßig skizziere sie dort kurze Augenblicke an warmen Sommertagen, die sie dann in ihrem Berliner Atelier zu Leinwand bringt.

Ungewöhnliche Form der Malerei

Laut Bucher-Schlichtenberger praktiziert die studierte Künstlerin eine sehr unübliche und umständliche Maltechnik, die mehrere Jahrtausende alt ist, nämlich die Temperamalerei. Das Malmittel, das Hansen hierfür verwendet, wird Eitempera genannt und erfordert größeres technisches Wissen und malerische Erfahrung. Dies habe jedoch den Vorteil, dass die verwendeten Farben intensiver erscheinen und im Vergleich zur Ölmalerei nicht glänzen. Beim Betrachten der Werke von Hansen spüre man ihre Farbverbundenheit durch ebendiese Besonderheit sehr deutlich, so Kuratorin Bucher-Schlichtenberger.

Hansens Ehemann Jürgen Reichert hingegen musiziere mit vielen verschiedenen Farbklängen auf den Leinwänden. Seine Gemälde wirken laut Bucher-Schlichtenberger zunächst unbefangen und spontan, sind in Wahrheit jedoch bis ins letzte Detail komponiert. Während seines Studiums habe er seine eigene Maltechnik entwickelt und zu einer Tiefenstruktur gefunden, die mit der Unbeschwertheit eines Kindes beim Malen vergleichbar ist. Bucher-Schlichtenberger nennt diese Besonderheit eine strahlende Transzendenz innerhalb der Farbtexturen.

Die Maler laden zum Spiel mit den Farben ein

Reichert mache dem Betrachter quasi das Angebot, die Farben mit allen Sinnen zu erleben. Insgesamt gelinge es den Malern, Farbe, Licht und Sonne an die weißen Wände des Rathauses zu zaubern, die ihre Betrachter spielend leicht in den Bann ziehen. Nach der offiziellen Einführung konnten sich die Besucher bei einem Stehempfang über die farbenfrohen Gemälde austauschen. Bis zum 5. Oktober kann die Ausstellung des Künstlerpaars Hansen und Reichert in der Rathausgalerie bestaunt werden.