Fantasie ist keine einsame Insel: Schörzinger Drittklässler bauen gemeinsam Lummerland nach

Von Daniel Seeburger

Die Schule als reine Erziehungs- und Lerneinrichtung, in der man vorgekautes Wissen eingetrichtert bekommt? Die Zeiten, in denen man solch antiquierte Vorstellung von Bildung hatte, sind längst vorbei. Schule kann auch spannend sein und inspirierend. Und zwar auf eine Art und Weise, die selbst Pädagogen zum Staunen bringt.

Fantasie ist keine einsame Insel: Schörzinger Drittklässler bauen gemeinsam Lummerland nach

Sichtlich stolz präsentieren diese vier Drittklässler ihre Insel Lummerland.

In der Grundschule Schörzingen beispielsweise staunte Brita Hofmann, Klassenlehrerin der dritten Klasse, über ihre Schüler. Denn was die, teilweise sogar in den Pausen, auf die Reihe brachten, ist verblüffend. So verblüffend, dass kurzerhand die Eltern, Geschwister und Großeltern in die Schule eingeladen wurden, um die Werke der Drittklässler aus Schörzingen, Weilen und Ratshausen zu bestaunen.

Am Anfang stand ein Kinofilm

Am Anfang war der Schriftsteller Michael Ende. Der hatte ein überaus erfolgreiches Kinderbuch geschrieben, das auch Erwachsene begeistert. „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ heißt das Werk, das seit über 50 Jahren begeistert.

Die Klasse 3 schaute sich den neuen Film zum Buch zusammen mit ihrer Lehrerin im Kino an und besuchte im Film die kleine Insel Lummerland, auf der die Geschichte von Ende beginnt. Die Kinder waren hellauf begeistert.

Ein Vorschlag gab den Anstoß

Zurück in der Schule, wollte Brita Hofmann zusammen mit ihren Schülern das Buch von Michael Ende lesen. „Lummerland muss man nicht lesen, Lummerland muss man bauen!“, habe da der neunjährige Andreas aus Schörzingen gerufen.

Ja, weshalb eigentlich nicht, habe sie gedacht und den Vorschlag in den Raum gestellt, erzählt Brita Hofmann. Alle Kinder fanden die Idee gut. Und von diesem Zeitpunkt an ließ die Lehrerin ihre Schüler selbst werkeln, basteln, kleben und falten. Sie habe lediglich das Bastelmaterial organisiert und ansonsten die Schüler völlig eigenverantwortlich arbeiten lassen.

20 Schulstunden bis Lummerland fertig war

Die Kinder malten Pläne, suchten sich ihre Werkstoffe, diskutierten die verschiedenen Ansichten von Lummerland, die Größe, die Höhe der beiden Berge. Schon bald reichte der Kunstunterricht nicht mehr aus und die Schüler arbeiteten in den Pausen einfach weiter. Rund 20 Schulstunden beschäftigten sich die Kinder mit Michael Endes berühmter Insel.

Vier mal Lummerland – und jede Insel ist anders

Am Schluss hatten die Schörzinger Drittklässler gleich vier Inseln Lummerland geschaffen – und jede hatte ihre Eigenarten und Eigenheiten.

Doch damit war das Projekt noch lange nicht abgeschlossen. Die Kinder organisierten eine Ausstellung für ihre Eltern. Dabei stimmten Blockflöten und eine Trompete die Lummerlandmelodie an. Die Schüler übten im Chor das Lied ein, stellten Jim Knopf, Lukas, die Lokomotive Emma, Frau Waas, König Alfons den Viertelvorzwölften und Herrn Ärmel vor und erklärten ihre Lummerland-Modelle.

Schließlich gab es für die Besucher einen kleinen Imbiss sowie gekühlte Getränke – und für die Kinder ein Eis.

Und ja, verblüffte Eltern gab es auch. Sahen sie doch, dass Fantasie eben keine einsame Insel ist, auf der man alleine lebt. Sondern ein großes Land, in dem Kinder gerne gemeinsam unterwegs sind.