FUSSBALL

Faktisch durch, rechnerisch noch nicht: TSG Balingen in Mainz auf dem Weg zum Ligaverbleib

30.04.2021

Von Marcel Schlegel

Faktisch durch, rechnerisch noch nicht: TSG Balingen in Mainz auf dem Weg zum Ligaverbleib

© Sören Herl

Kaan Akkaya von der TSG Balingen

Den Regionalliga-Klassenerhalt hat die TSG Balingen faktisch in der Tasche – anders sieht es beim kommenden Gegner aus: Um 14 Uhr wird die Braun-Elf am Samstag beim TSV Schott Mainz erwartet.

Die Meldung der geschäftsführenden Regionalliga Südwest GbR trudelte am Donnerstagabend ein. In formell gehaltenem und nicht direkt zugänglichem Bürokratendeutsch stand da in der Mitte des Dokuments die entscheidende Zeile mit der Antwort auf die Frage, auf die unzählige Fußballvereine aus gleich vier Spielklassen gewartet hatten: Die Südweststaffel nimmt keine Oberliga-Aufsteiger auf. Deutlich mehr als die Hälfte der Südwest-Viertligisten darf seither durchatmen. Denn damit hat die Spielklasse nur noch zwei statt der angedachten sechs Absteiger.

Für die TSG Balingen bedeutet das faktisch: den Klassenerhalt – bei noch acht offenen Spielen des Gegners und 19 Punkten Vorsprung auf den Tabellenvorletzten Bayern Alzenau, der allerdings wie Schlusslicht Eintracht Stadtallendorf wohl mit der Hessenliga planen muss, aber zumindest rechnerisch noch hoffen darf.

Schott Mainz noch in Gefahr

Für die TSG geht es im Schlussspurt derweil nur noch darum, sich den ein oder anderen Zähler zu sichern, sodass der Klassenerhalt nicht nur faktisch, sondern auch rechnerisch feststeht. Konkret wären die Schwaben auch rechnerisch durch, wenn sie am Samstag um 14 Uhr beim TSV Schott Mainz gewinnen und die Alzenauer in Ulm zeitgleich verlieren. Beides ist zumindest nicht unrealistisch. Für die TSG – eine Luxusposition; sie kann bereits für die nächste Viertliga-Saison planen.

Ein wenig anders sieht es beim kommenden Balinger Gegner aus. Der TSV Schott Mainz hat als Tabellendrittletzter zwar ein komfortables Zehn-Punkte-Polster auf Alzenau, befindet sich aber prinzipiell noch im Abstiegskampf.

Schott Mainz dürfte bei Spielern und Trainern der TSG vorwiegend positive Assoziationen hervorrufen. Denn im Hinspiel feierten die Schwaben in der Bizerba-Arena ihren bislang höchsten Regionalliga-Sieg. Mit 4:0 bezwang die Mannschaft von Trainer Martin Braun Mitte Dezember einen Aufsteiger, der damals von der zwischenzeitlichen Saisonunterbrechung arg gebeutelt war und sich der Niederlage fast gänzlich ohne Kraft entgegenzustemmen schien.

So leicht wie im Hinspiel dürfte es für Balingen nun im Rückspiel am Samstag (14 Uhr) auf dem Mainzer Kunstrasen nicht werden. So oder so: Ein Auswärtssieg täte Not für die TSG, die vergangene Woche mit 1:3 gegen die U21 des VfB Stuttgart verlor und nur eines der vergangenen zehn Spiele für sich entschieden hat. Die Mainzer gewannen im gleichen Zeitraum immerhin drei Mal.

Kaan Akkaya mit besten Erinnerungen ans Hinspiel

Hörte man sich am Freitag in Reihen der Spieler um, wollte von diesen keiner die Glückwünsche zum Klassenerhalt annehmen. Erst, wenn man auch rechnerisch durch sei, antwortet etwa Kaan Akkaya. Der frühere Stuttgarter nun ist sich sicher, dass die TSG morgen in Mainz wieder in die Erfolgsspur finden wird.

Ans Hinspiel gegen Schott Mainz dürfte sich kaum einer lieber erinnern als der Mittelfeld-Allrounder, der damals drei der vier TSG-Tore erzielte. Der Name des Gegners oder dessen Tabellenplatz spiele für ihn allerdings genauso wenig eine Rolle wie das erste Aufeinandertreffen beider Amateurteams, erklärt Akkaya vor dem Gastspiel im Rheinland. „Wir gehen in jedes Spiel mit dem Ziel, drei Punkte zu holen und werden in dieser Liga ganz sicher keinen Gegner unterschätzen. Es gilt für uns, in jeder Situation an die Leistungsgrenze zu gehen. Das war gegen den VfB so, das wird in Mainz so sein“, meint der 26-Jährige.

Auch Akkaya war genervt von den vergangenen Spielen der TSG – oder besser, von den Spielverläufen. Diese verliefen allzu oft nach dem unliebsamen Muster der Rückrunde: Gut gespielt, nicht schlechter als der Gegner gewesen – und trotzdem verloren.

Altes Muster durchbrechen – und in Führung gehen

Nur neun Punkte hat die Braun-Elf aus den bislang zwölf Partien der zweiten Halbserie gemacht, meistens mitgehalten, aber zu selten, nur zehn Mal getroffen. Tatsächlich brachte in der Rückrunde nur Stadtallendorf (8) das Runde weniger häufig im Eckigen unter. „Gemessen an den Ergebnissen läuft es gerade nicht gut für uns“, gesteht Akkaya. „Aber wenn man sich die Spiele anschaut, sehe ich keines, in dem wir schlechter waren als der Gegner.“

Das Muster, das Akkaya ausgemacht hat: Kleinigkeiten hätten entschieden – in der Hinrunde öfter zugunsten der TSG, nun meist gegen die Braun-Elf. Das Hauptproblem: „Dass wir es momentan trotz sehr guter Möglichkeiten nicht schaffen, in Führung zu gehen“, antwortet der Hechinger. „Wir wollen keinem Rückstand mehr hinterherlaufen. Wir brauchen in Mainz ein 1:0. Dann spielt es sich leichter.“ Und nach der Entscheidung der Ligaführung vom Donnerstag sollte es sich ohnehin befreiter aufspielen lassen.

Trainer Martin Braun mit großen Personalsorgen

Der Einsatz von Felix Heim im wichtigen Auswärtsspiel am Samstag (14 Uhr) beim TSV Schott Mainz ist fraglich. Der Stürmer der TSG Balingen zog sich vergangene Woche bei der 1:3-Niederlage gegen Heims Ex-Klub VfB Stuttgart 2 einen Anriss des Außenbandes im Sprunggelenk zu. Heim selbst ist derweil guter Dinge: „Mit Tape kann ich womöglich spielen.“ Weiterhin fraglich sind die Einsätze von Sascha Eisele (Adduktoren), Jonas Vogler (Risswunde) und Adrian Müller (Oberschenkel). Zuletzt hatten noch Tom Schiffel, Daniel Seemann und Marco Gaiser mit leichten Beschwerden oder Trainingsrückstand zu kämpfen. Unterdessen hat Kapitän Matthias Schmitz nach seiner Knie-OP bereits wieder individuell und schmerzfrei trainiert. Diese Saison nicht mehr spielen wird nach seinem Kreuzbandriss Youngster Luca Kölsch.

Diesen Artikel teilen: