Fahrschulunterricht in der Region: Verständnis ist auf allen Seiten gefragt

Von Jasmin Alber

In den Fahrschulen darf seit Kurzem wieder in Theorie und Praxis unterrichtet werden. Es gelten auch hier strenge Auflagen laut Landesverordnung. Wie sieht der neue Alltag für Fahrlehrer und -schüler aus? Zwei Fahrlehrer aus Geislingen und Schömberg berichten stellvertretend.

Fahrschulunterricht in der Region: Verständnis ist auf allen Seiten gefragt

Gunnar Schwarz hat die Stühle im Raum für den Theorieunterricht in Geislingen nach den Vorgaben neu angeordnet. Die Tische sind vorerst weg.

Die Fahrlehrer in der Region haben die Auflagen erfüllt. Der Unterricht in Theorie und Praxis läuft seit kurzem nach der coronabedingten Pause wieder.

Um den geforderten Mindestabstand einzuhalten, hat Gunnar Schwarz, Inhaber von „Gunnar‘s Fahrschule“, im relativ großen Unterrichtsraum in Geislingen die Tische weggeräumt und nur die Stühle weit auseinander aufgestellt. Das sei nicht sehr ansprechend, aber musste sein.

Zu wenig Platz: Balinger Standort muss geschlossen werden

Auch in Endingen seien diese Maßnahmen möglich gewesen. Nicht hingegen im angemieteten Raum in Balingen. Hier sah sich der Fahrlehrer gezwungen, diesen Standort zu schließen.

„Der Raum dort ist einfach zu klein, um den geforderten Mindestabstand einhalten zu können“, bedauert er. Es hätten nur noch vier Fahrschüler zeitgleich unterrichtet werden können.

„Home-Schooling“ für Fahrschüler ist strikt verboten

Fernunterricht oder „E-Schooling“ seien für Fahrschulen grundsätzlich strikt untersagt, betont Schwarz. So kam diese Möglichkeit erst gar nicht in Frage – abgesehen davon, dass er persönlich auch nichts vom Fernunterricht halte.

Dass die Gruppengröße im Theorieunterricht etwas kleiner ist, müsse für die Fahrschüler nicht zum Nachteil sein. „Finanziell gesehen natürlich schon“, so Schwarz.

Er sieht kein Problem darin, dass das Fahrzeug laut Verordnung nach jedem Schüler desinfiziert und gelüftet werden muss. Schon immer habe er vor jedem Schüler die Kontaktflächen wie Lenkrad und Schaltknauf gereinigt – bislang mit Feuchttüchern, nun eben mit Desinfektionsmittel.

Nur zwei Personen im Fahrschulauto erlaubt

In der Praxis gilt der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht. Jedoch müssen Fahrlehrer und Fahrschüler – mehr als zwei Personen dürfen sich mit Ausnahme der Prüfung nicht im Fahrzeug befinden – Mund-Nasen-Schutzmasken tragen.

Mit dieser Regelung entfällt zum einen, dass Fahrschüler beispielsweise zum Theorieunterricht abgeholt und danach wieder nach Hause gebracht werden. Zum anderen kann Gunnar Schwarz auch eine besondere Prüfungsvorbereitung nicht anbieten: Vor Corona hat er eine simulierte Prüfungssituation geschaffen, wenn beispielsweise ein Elternteil auf dem Rücksitz mitfährt.

Apropos Prüfung: Die Anzahl der Prüfungen wurde allgemein reduziert. Hier hofft er auf Verständnis von Fahrschülern und deren Eltern, dass es sich etwas ziehen kann, bis ein Termin dafür stattfinden kann – und teils vielleicht auch eine weitere Fahrstunde notwendig sein kann.

Die Zeit bis zum Prüfungstermin kann sich ziehen

Verständnis erwarten er und sein Team ebenfalls in Sachen Schutzmaskenpflicht. Mit Maske zu fahren sei natürlich nicht angenehm, aber es hänge von der Einhaltung sehr viel ab – Stichwort neuerlicher Lock-down.

„Hier sehe ich mich auch in der Pflicht gegenüber meinen Kollegen“, sagt der Fahrlehrer. Schließlich hänge viel daran, wenn beispielsweise ein Fahrlehrer oder ein Fahrprüfer bei der Prüfung infiziert werde.

Plätze um die Hälfte reduziert

Am 16. März sei vom Fahrlehrerverband die Anweisung gekommen, dass ab dem 17. März nicht mehr gearbeitet werden kann, blickt Fahrlehrer Volker Geiger zurück.

„Man hatte bis dahin schon ein ungutes Gefühl während den Fahrstunden, als die Nachricht kam sagte ich noch zu meiner Frau: Eigentlich bin ich froh, so sind wir und unsere Schüler geschützt.“

In der Zwischenzeit habe er mit den Schülern per WhatsApp Kontakt gehalten. Die neuesten Entwicklungen, über die er vom Fahrlehrerverband informiert wurde, habe er schülergerecht umformuliert und in die Gruppe geschickt. „Ich hatte das Gefühl das kam bei den Schülern gut an“, sagt er.

Auch Volker Geiger hat die Räume entsprechend der Vorgaben hergerichtet. „Wir mussten circa 50 Prozent der Bestuhlung ausräumen“, sagt er. „So kann ich jetzt in Schömberg noch zehn Fahrschüler zum Theorieunterricht begrüßen, in Wellendingen acht, in Deißlingen neun, und in Wehingen 14.“

Atemschutzmasken während des Unterrichts sind empfohlen. „Ich selbst trage ein Gesichtsvisier“, sagt der Fahrlehrer.

Therorieunterricht im „Zweischichtsystem“ und Crash-Kurse

Da nur noch die Hälfte der Schüler auf einmal im Theorieunterricht unterrichtet werden können, habe er unter anderem ein „Zweischichtsystem“ eingeführt.

Hierfür wurde auf der Homepage ein Reservierungssystem erstellt, wo sich die Fahrschüler für den jeweiligen Theorieunterricht einbuchen müssen. „In den Ferien bieten wir zusätzlich noch Crashkurse an, wo an sieben Tagen alle Pflichtstunden in der Theorie abgehalten werden“, ergänzt er.

Der Fahrschüler könne anschließend zu Hause lernen und seine Fragebogen machen. Wenn die Fahrschüler fit sind, können sie zur Prüfung angemeldet werden. Und falls es eng wird, werde auch noch am Samstag Theorieunterricht angeboten.

Viel Aufwand, aber besser als gar nicht zu arbeiten

Zusätzlich zur Mundschutzpflicht bei den praktischen Fahrstunden hat Geiger die Fahrschüler gebeten, Einweghandschuhe zu tragen. Dass nach jedem Schüler das Fahrzeug gelüftet und Flächen desinfiziert werden müssen, sei ein sehr großer Zeitaufwand; aber besser als gar nicht zu arbeiten, betont Geiger.

„Für die Ausbildung sehe ich in meiner Fahrschule eigentlich keine Probleme, da wir mit vier Fahrlehrern gut bestückt sind.“ Zum 1. Juni wird noch eine zusätzliche Fahrlehrerin eingestellt.

Flut von Prüfungswilligen

Das Problem sei hingegen, dass nun alle Fahrschulen wieder ausbilden und eine Flut von Prüfungswilligen auf den TÜV zukomme. Bei der Theorieprüfung habe er bisher noch keine Engpässe feststellen können.