Albstadt

Fackeln im Sturm: Die erste Albstädter Traufgänge-Jubiläumstour führt zum Zeller Horn

31.01.2020

Von Dagmar Stuhrmann

Fackeln im Sturm: Die erste Albstädter Traufgänge-Jubiläumstour führt zum Zeller Horn

© Volker Bitzer

Am Albstädter Zellerhorn, von wo man aus die Burg am besten sieht: Hier stießen am Freitagabend die ZAK-Wanderer mit Glühwein auf den runden Geburtstag "10 Jahre Traufgänge" an.

Die Albstädter Traufgänge werden zehn Jahre alt: Im Jubiläumsjahr ist einiges geplant. Unter anderem stehen zehn Jubiläumswanderungen auf dem Programm, bei denen die Premiumwanderwege hautnah erlebbar werden. Der ZOLLERN-ALB-KURIER ist als Medienpartner mit von der Partie. Natürlich steht auch ein Fest an: Am 19. September gibt’s in Verbindung mit dem Schäferfest eine große Traufgänge-Jubiläumsparty.

Für die erste Jubiläumswanderung hatte sich das städtische Kulturamt etwas Besonderes ausgedacht. Unter dem Motto „Winterwanderung im Fackelschein“ traf sich am späten Freitagnachmittag ein rund 30-köpfiges Grüppchen Wanderlustiger in Onstmettingen beim Nägelehaus. Sie wurden für ihr Mitwandern von der Natur belohnt, auch wenn es ein wahrlich stürmischer Start ins Jubiläumsjahr war. Besonders beim Nägelehaus und auf den freien Flächen blies ein kräftiger Wind, der sich aber auf den Waldstücken dann doch weitgehend legte.

Raue Schönheit des Traufs genießen

Dank windsicherer Kleidung konnten die Wanderer die raue Schönheit des Traufs rundum genießen. Trotz der grauen Wolken am Himmel blieb es trocken. Die Winterlandschaft zeigte sich auch ohne das erhoffte Schneeglitzern von ihrer magischen Seite. Die zu dieser Jahreszeit eigentlich erwartbare Schneedecke war zwar vom Regen weggewaschen worden, von eisigem Zauber auf den Wacholderheiden keine Spur, doch es herrschte eine friedliche Stille wie sie nur ein Wintertag beim Übergang vom Tag zur Nacht zu bieten hat.

Rund um den Onstmettinger Raichberg

Die abendliche Tour durch die graue Landschaft führte am Freitag rund um den Onstmettinger Raichberg zum Hangenden Stein und über den Trauffelsen zum Zeller Horn, wo man sich bei einem Becher Glühwein aufwärmen und den grandiosen Blick hinüber zur Burg genießen konnte.

Fotostrecke
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Bei der Traufgang-Wanderung auf dem "Wintermärchen"-Weg: Am Trauffelsen gibt es eine Pause mit reichlich geschichtlichen Informationen.

© Volker Bitzer

Bei der Traufgang-Wanderung auf dem "Wintermärchen"-Weg: Stadtarchivarin Dorothea Reuter führt die Wandergruppe, hier am Trauffelsen mit Blick auf die Burg.

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Bei der Traufgang-Wanderung auf dem "Wintermärchen"-Weg: Auch ohne Schnee ein Erlebnis.

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Bei der Traufgang-Wanderung auf dem "Wintermärchen"-Weg: Grenzsteine spielen eine große Rolle auf Onstmettinger Gemarkung.

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Bei der Traufgang-Wanderung auf dem "Wintermärchen"-Weg: Urtümlich mit tiefen Schluchten ist es am Wegesrand vom Hangenden Stein zum Trauffelsen.

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Bei der Traufgang-Wanderung auf dem "Wintermärchen"-Weg: Mit Fackeln geht es vom Zeller Horn zurück zum Nägelehaus.

© Volker Bitzer

Die nur anfangs matschige Strecke verlief auf verwurzelten Pfaden auf Teilen des Traufgangs Zollernburg-Panorama und auf dem Premium-Winterwanderweg „Wintermärchen“. Auf dem Rückweg zum Nägelehaus erhellten Fackeln den Wanderern den Weg – was der Tour einen durchaus mystisch-romantischen Touch verlieh.

Dorothea Reuter erzählt Wissenswertes über die Freie Pirsch

Im Namen des Albstädter Kulturamts begrüßte Ulrike Wieland die Wanderer. Am Wegesrand versorgte anstelle des erkrankten Alb-Guides Karl-Eugen Conzelmann die Albstädter Stadtarchivarin Dorothea Reuter die Wanderer mit Infos zur Geschichte der Burg Hohenzollern – die dritte Burg, die an dieser Stelle entstanden ist –, die Geschichte des Hauses Hohenzollern und die verschiedenen Linien.

Steine markieren die Grenze

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt war die berühmt-berüchtigte Frei-Pirsch-Grenze entlang der Hoheitsgebiete Preußens und Württembergs. Dorothea Reuter war kurzfristig eingesprungen und erzählte von einer ebenso spannenden wie tragischen Geschichte. Grenzsteine erinnern an die Auseinandersetzungen um die Freie Pirsch. Sie markieren den 1582 gezogenen Grenzverlauf zwischen hohenzollerischem Forst und Freier Pirsch.

Als vermeintlicher Wilderer erschossen

Ein württembergischer Untertan ließ in dieser Gegend sein Leben, weil er sein Recht auf die Pirsch wahrnehmen wollte und dabei als angeblicher Wilderer von zollerischen Jägern erschossen wurde. „Die Freie Pirsch war ein Sonderrechtsbezirk, in dem die Untertanen jagen durften“, sagte Dorothea Reuter. „Normalerweise war dieses Recht ein königliches Recht beziehungsweise dem Adel vorbehalten.“ 1849 gaben die Hohenzollern ihre Souveränität auf, die Grenzsteine verschwanden peu à peu. „Die Markierung wurde damit obsolet.“

Sprechende Flurnamen

Ganz nebenbei erzählte Dorothea Reuter auch von der Entstehung markanter Flurnamen – wie beispielsweise den Bereich „Schöller-Andel-Bühl“. Dort habe sich der Sage nach vor vielen Jahren wohl eine Anna Schöller aus Talfingen mit einem Hechinger Fürsten getroffen.

Nächste Tour findet im April statt

Die nächste Traufgänge-Jubiläumswanderung, bei der es um „Bäume und Mythen“ geht, findet am 20. April statt. Treffpunkt: 17 Uhr beim Parkplatz Waldheim/Kletterpark.

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