FDP-Landtagskandidat Dirk Egger: „Der ländliche Raum darf nicht abgehängt werden“

Von Nicole Leukhardt

Nicht für die Schule lernt man, sondern fürs Leben. Eine Kalenderweisheit, die vermutlich jeder Schüler schon einmal gehört hat. Einer jedoch, für den diese Weisheit eine ganz besondere Bedeutung hat, ist der FDP-Landtagskandidat Dirk Egger. Denn zwei Lehrer im Gymnasium haben den Schüler damals für Politik begeistert, bei den Liberalen hat er früh seine politische Heimat gefunden. Heute liegt ihm selbst vor allem die Bildungspolitik am Herzen.

FDP-Landtagskandidat Dirk Egger: „Der ländliche Raum darf nicht abgehängt werden“

Dirk Egger, FDP-Landtagskandidat aus Meßstetten: Er steht vor den Garagen der ehemaligen Kaserne in Meßstetten, für die er sich eine sinnvolle Nachnutzung wünscht. „Das Land hat eine Verpflichtung, Kommunen dabei zu unterstützen, beispielsweise interkommunale Gewerbegebiete zu schaffen", findet er.

Wenn Dirk Egger anfängt, von sich zu erzählen, hält man als Zuhörer überrascht inne: Der 45-Jährige, der in Meßstetten zuhause ist, schwäbelt kein bisschen. „Das liegt unter anderem an meinem Beruf“, sagt er und lacht. Der gebürtige Stuttgarter ist Berufssoldat. „Ich arbeite mit vielen Menschen von überall her zusammen, da gibt man sich Mühe“, erklärt er.

Geboren und aufgewachsen ist Dirk Egger in der Landeshauptstadt, im politischen Herzen des Ländles also. Mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder zog er nach Böblingen, machte dort 1997 Abitur. Zwei Lehrer haben den Jugendlichen in den Neunzigern im Gemeinschaftskundeunterricht beeindruckt, „sie haben mich politisch geprägt und meinen Bezug dazu gestärkt“, sagt er über sich.

Genscher war sein politisches Vorbild

An einen Großen der politischen Bühne erinnert er sich heute noch gut: „Hans-Dietrich Genscher hat mich als Jugendlichen damals schon sehr beeindruckt.“ Der Schritt in die Jugendorganisation der FDP war für Egger nur logische Konsequenz. Er habe, so sagt er heute, in der FDP seine politische Heimat gefunden.

Nach dem Abitur kam die Wehrpflicht, die sich für Dirk Egger zu einer entscheidenden Weiche für sein späteres Leben erweisen sollte. „Mein eigentlicher Plan war es, danach zur Polizei zu gehen“, erzählt er. Doch daraus wurde nichts. Dirk Egger entschied sich, bei der Bundeswehr zu bleiben und wurde Berufssoldat. „So gesehen ist mein heutiger Beruf trotzdem mein Traumberuf und meinem Ideal entsprechend“, fügt er an.

Bei der Bundeswehr studierte Egger Staats- und Sozialwissenschaften in München, besuchte die Offizierschule der Luftwaffe. Heute ist der Stabsoffizier für die Luftraumüberwachung im NATO-Kommando zuständig.

„Ich bin in Meßstetten angekommen“

Doch nicht nur sein Beruf hat den Umzug auf die Alb mit sich gebracht. Es zog ihn auch auf die Alb, hinaus aus der Stadt, hinein in die beschauliche Ruhe. „Ich bin absolut in Meßstetten angekommen“, sagt Egger, der ehrenamtlich engagiert ist, gerne laufen geht und Sport treibt, „um den Kopf freizubekommen“, wie er sich ausdrückt.

Seit über 19 Jahren ist Egger verheiratet und Vater zweier Töchter im Alter von 13 und 16 Jahren. Beide besuchen das Meßstetter Gymnasium, Egger ist Vorsitzender des Fördervereins.

Bildung und Digitalisierung gehören zusammen

Seine beiden Töchter und sein Ehrenamt sind seine engste Verknüpfung zur Bildungspolitik, die ihm am Herzen liegt und die er eng mit der Digitalisierung verknüpft sieht. Vor allem während der Coronakrise habe sich gezeigt, welche Defizite bestehen. „Der ländliche Raum darf nicht abgehängt werden“, sagt Egger, der den Eindruck habe, die Landespolitik widme sich den Großstädten und ihrem Speckgürtel. Doch es gelte, die Infrastrukturen auch auf dem Land zu schaffen und zu pflegen.

In Meßstetten selbst beispielsweise sei die Netzabdeckung gut, „es gibt aber auch Stellen im Kreis, wo es richtig mau ist“, sagt Egger. Damit stehe und falle die Möglichkeit des Online-Unterrichts. Und manchmal fehle es schlicht an der Ausstattung. Das Engagement der Schulen, die Kinder und Jugendlichen digital zu erreichen, sei lobenswert, „aber auch hier ist die Versorgung für Lehrer mit Laptops zum Beispiel nicht in allen Bundesländern gleich“, bemängelt er. Und wenn die Schulen in Zukunft digitaler aufgestellt seien, dann müsse auch in neue Stellen investiert werden: „Eine Art digitaler Hausmeister, der bei IT-Fragen unterstützen kann, ist dann notwendig“, findet Egger.

Langzeitschäden durch die Coronakrise?

Und nach der Krise? „Es wird sich zeigen, welche Defizite in welchen Klassenstufen entstanden sind und wir werden sehen müssen, wie die aufzufangen sind“, sagt Egger. Und spart nicht mit Kritik an der Politik der Kultusministerin: „Sie hat es versäumt, frühzeitig sinnvolle Perspektiven aufzuzeigen. Vor allem für Grundschüler ist der soziale Kontakt wichtig, das fehlt den Kindern“, findet er. Welche Langzeitschäden die lange Unterbrechung zur Folge habe, müsse man abwarten.

Grundsätzlich und nicht nur in Folge der Krise gelte es, den Lehrstoff anzupacken. „Wir müssen dringend andere Schwerpunkte setzen“, betont der FDP-Kandidat. Den Stoffplan zu entschlacken und um neue Fächer auf Basis von Informatik und IT zu ergänzen, hält er für unumgänglich. „Im Zuge von G8 hat man versäumt, den Lehrplan richtig zu überdenken, man hat nur den Stoff komprimiert“, bemängelt er. Und auch hier gelte: „Die Politik muss den Bedarf erkennen.“ Es gelte nach wie vor, Universitäten und Hochschulen zu stärken, „aber der ländliche Raum darf auch in Sachen Bildungsstrukturen nicht hinten runterfallen“.

Ein dritter Anlauf für den Landtag

Egger, der sich zum dritten Mal zur Wahl stellt, hofft, einen entscheidenden Beitrag dazu leisten zu können. „Ich will die Landespolitik nah an die Menschen bringen, dafür sorgen, dass sie beim Bürger direkt ankommt“, sagt er.

Da Baden-Württemberg seit Jahrzehnten ein Ein-Stimmen-Wahlsystem hat, können die Wähler, anders als bei der Bundestagswahl, nicht ihrem bevorzugten Kandidaten vor Ort die Erststimme, aber gleichzeitig eventuell einer anderen Partei ihre Zweitstimme geben. Das bedeutet, dass der Wähler bei der Landtagswahl auch automatisch das Programm des Kandidaten mitwählt, dem er seine Stimme gibt. Grund genug für die ZAK-Redaktion, einen zusammenfassenden Blick auf das zu werfen, was die jeweilige Partei, in diesem Fall die FDP, sich vorgenommen hat.

Das Parteiprogramm

Im Vorwort ihres Parteiprogramms betonen die Freien Demokraten, dass sie Baden-Württemberg „mit Sachverstand, einem klaren marktwirtschaftlichen Kompass und dem Willen, neuen Wohlstand zu schaffen, gestalten wollen. Dabei treibt uns immer die Leidenschaft zur offenen Gesellschaft an“, heißt es.

Als einen wichtigen Pfeiler sehen sie dabei das Thema Bildung. Mit einer Qualitätsoffensive wollen sie das Schulleistungsniveau wieder an die Spitze der Bundesländer bringen. Dazu gehöre der Erhalt des vielfältigen und gegliederten Schulwesens ebenso wie eine verpflichtende Grundschulempfehlung und demzufolge auch, Gymnasien und allgemeinbildende Realschulen in die Lage zu versetzen, ein anspruchsvolles und leistungsförderndes pädagogisches Angebot zu realisieren. Haupt- und Werkrealschulen sollen gestärkt werden.

Auch den Lehrermangel, vor allem an Grundschulen, gelte es nachdrücklich zu bekämpfen. Im frühkindlichen Betreuungsangebot sei eine Gebührenfreiheit nicht erforderlich. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Pflege und Beruf sowie Schule und Beruf gelte es weiter zu verbessern und flexiblere Öffnungszeiten von Kindertagesstätten zu entbürokratisieren und zu fördern.

Weiter heißt es: „Die Erfahrungen in der Zeit der Pandemie bestätigen unsere Haltung, dass die vorhandene Digitalisierung in den Schulen noch in den Kinderschuhen steckt, und verdeutlichen einen umso dringenderen Handlungsbedarf.“ Glasfaseranschluss, technische Ausstattung und auch Schulungen seien unerlässlich. Stichwort Digitalisierung: Ziel der Liberalen ist es, „die digitale Infrastruktur des Landes in den nächsten Jahren auf Exzellenzniveau und an die weltweite Spitze zu bringen.“

Denn die Digitalisierung der Wirtschaft habe direkte Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg mit seinem starken produzierenden Gewerbe. Ein eigenes Digitalisierungsministerium soll dabei Kompetenzen aufbauen und bündeln, das Glasfasernetz flächendeckend ausgebaut werden. Ziel solle es sein, die Digitalisierung als spürbare Lebensverbesserung der Menschen in Baden-Württemberg zu gestalten. Davon soll auch der Verkehr profitieren: Durch Digitalisierung und neue Technologien sollen weniger Unfälle und Staus entstehen.

Denn Mobilität jedweder Art „ist eine unentbehrliche Voraussetzung für soziale Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben“. Eng damit verbunden sieht die FDP den wirtschaftlichen Faktor: Der Erhalt der Arbeitsplätze in der Automobil- und Zulieferindustrie sei immens wichtig, die FDP bekennt sich in ihrem Parteiprogramm zur Zukunft des Verbrennungsmotors. Um Verkehrsflüsse zu optimieren, soll ein neuer Generalverkehrsplan dafür zu einem landesweiten Mobilitätskonzept weiterentwickelt werden, Landesstraßen sollen dabei deutlich besser ausgebaut werden.

Um den Bürgern eine Wahlmöglichkeit zu bieten, soll auch der öffentliche Personenverkehr profitieren, der Ausbau und die Elektrifizierung von Bahnstrecken sollen im Land vorankommen, auch die Belange des Güterverkehrs verstärkt berücksichtigt werden.

Denn Baden-Württemberg gehöre zu den wirtschaftlich stärksten Regionen in Europa mit großer Wirtschaftskraft. Für die wollen die Liberalen ein gestaltungsstarkes Wirtschaftsministerium schaffen, „das durch seine gebündelten Zuständigkeiten für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Infrastruktur die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft im Land effektiv verbessert“. Private Unternehmen sollen Vorrang vor Unternehmen der öffentlichen Hand haben, „wir beschränken den Staat auf seine hoheitlichen Aufgaben“, heißt es.

Das „bürokratische Tariftreue- und Mindestlohngesetz des Landes“ soll abgeschafft werden. Das Augenmerk der FDP werde optimalen Bedingungen für kleinere und mittlere Unternehmen gelten. In der Landwirtschaft bedeute dies, dass angesichts des tiefgreifenden Strukturwandels das Agrarinvestitionsförderprogramm des Landes verstärkt werden müsse.

Um der Wohnungsknappheit zu begegnen, will die FDP die Landesbauordnung novellieren und „unnötige kostentreibende Vorgaben streichen“. Hierdurch könnten auch innerstädtische Verdichtungen erleichtert werden, heißt es. Staatliche Eingriffe in den Wohnungsmarkt wie Mietpreisbremsen, Zweckentfremdungsverbote und Leerstandskontrollen sollen verhindert werden.