FUSSBALL

Ex-Balinger Patrick Kapp vom FC Viktoria Berlin im Interview: „Es läuft sehr gut für uns“

29.11.2020

Von Marcel Schlegel

Ex-Balinger Patrick Kapp vom FC Viktoria Berlin im Interview: „Es läuft sehr gut für uns“

© Eibner

Patrick Kapp aus Rangendingen spielt mit Viktoria Berlin um den Aufstieg in die 3. Liga

Als 14-Jähriger zog Patrick Kapp (23) aus, um Fußballprofi zu werden. Von der TSG Balingen war der Rangendinger damals in die Hoffenheimer Nachwuchsakademie gewechselt. Nun visiert Kapp mit dem FC Viktoria 1889 Berlin die 3. Liga an.

In Illertissen geboren, im Zollernalbkreis großgeworden, in Hoffenheim ausgebildet, nach Frankreich gegangen – und nun in Berlin: Wo hat es Ihnen am besten gefallen?

Patrick Kapp: Gefallen hat es mir überall. Jede einzelne Station war für mich wichtig – nicht nur fußballerisch, sondern auch für meine persönliche Entwicklung. Aber in der Heimat fühle ich mich dann schon am Wohlsten, da habe ich meine Familie und Freunde um mich.

Vor Ihrem Wechsel in die Hauptstadt standen Sie ein Jahr beim französischen Zweitligisten FC Sochaux-Montbéliard unter Vertrag. Warum zog es Sie ins Ausland?

Mein Vertrag bei der TSG 1899 Hoffenheim lief 2017 aus. Ich war bis dahin schon sechs Jahre in Hoffenheim gewesen, hatte bis zur U23 fast alle Jugendteams absolviert und wollte nun erste Erfahrungen in einer „richtigen“ Profimannschaft sammeln. Und ja, etwas Neues versuchen. Mein Berater vermittelte mich an den Klub und ich überzeugte im Probetraining.

Sprachen Sie denn Französisch?

Anfangs war es schwer, ich konnte „Bitte“ und „Danke“ sagen auf Französisch – mehr nicht. Aber es hat mir geholfen, dass der damalige Trainer Peter Zeidler (nun in St. Gallen; d. Red.) ein Deutscher war. Außerdem kam kurz nach mir mit Mart Ristl (in Homburg) noch ein Deutscher nach Sochaux. Das erleichterte das Einleben. Gerade in der Anfangszeit bin ich persönlich sehr gereift.

Sportlich lief es jedoch nicht optimal. Sie spielten in der Zweiten oder kamen meistens von der Bank …

Ja, aber ich konnte meine ersten Profiminuten sammeln, das war wichtig. Auch aus dem Training nahm ich viel mit, da die Jungs auf einem sehr hohen Level spielten. Die zweite französische Liga liegt qualitativ nicht weit hinter der 2. Bundesliga, sie ist vielleicht in der Spitze etwas schwächer. Ohnehin habe ich die Spiele genossen: Der FC Sochaux ist ein Traditionsverein, dessen Geist man in der ganzen Stadt spürt, besonders bei Heimspielen.

Was muss man über den französischen Fußball Ihrer Meinung nach wissen?

Dass es sehr viele, sehr gute Jungs dort gibt. Man muss ja nur einen Blick in die Weltspitze oder auch in die Bundesliga werfen und bemerkt, wie viele junge französische Spieler dort unterwegs sind. Die Jugendarbeit hat in Frankreich einen hohen Stellenwert – und so entwickeln sich immer wieder absolute Weltklassespieler in den dortigen Teams.

Im Oktober 2018 ging es zu Viktoria Berlin in die Regionalliga Nordost. Warum und warum so spät?

Mein Vertrag in Sochaux lief aus, der Trainer ging auch. Dann war ich einige Monate vereinslos. Immer wieder klopften Vereine an, aber das passte meistens einfach nicht. So zog sich das, ehe mein ehemaliger Hoffenheimer Mitspieler Marco Engelhardt den Kontakt nach Berlin herstellte. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar.

Wie fühlt sich die Hauptstadt an?

Sehr gut. Ich konnte mich recht schnell einleben, auch wenn es anfangs eine Umstellung war. Ich hatte bis dahin eher in kleineren Städten oder Ortschaften gelebt – Berlin ist da schon anders. Auch sportlich bin ich zufrieden: Mein Verein ist ambitioniert – das passt zu mir. Ich möchte so hoch wie möglich Fußball spielen und das Maximum herausholen.

Das gelingt: Mit Viktoria Berlin führen Sie die Tabelle in der Regionalliga Nordost an, die aufgrund der Corona-Pandemie bis ins neue Jahr pausiert. Der Aufstieg in die 3. Liga ist in Sicht. Es läuft, oder?

Wir hatten uns als Team im Sommer vorgenommen, eine sensationelle Saison spielen zu wollen. Dass es jetzt natürlich so gut läuft, konnte niemand erahnen.

Viktoria Berlin gewann alle bisherigen elf Spiele. Der Aufstieg dürfte das Ziel sein.

Ja, aber wir wissen auch, dass das eine, zugegeben sehr schöne Momentaufnahme ist und wir weiter nachlegen müssen, sobald es weitergeht. Das komplette Team und auch das Team ums uns Spielern herum – alle haben Lust, das Maximale zu erreichen und alle sind bereit, dafür hart zu arbeiten.

Sie sind Vollprofi und Stammspieler, trafen als Innenverteidiger zwei Mal in elf Spielen. Wie zufrieden sind Sie mit sich selbst?

Für mich persönlich läuft es ebenfalls sehr gut. Ich bin zufrieden mit meiner Entwicklung, habe aber noch Luft nach oben. Das höre ich gefühlt auch nach jedem Spiel von meinem Vater (lacht).

Ein gutes Stichwort: Sie kommen aus Rangendingen-Höfendorf. Haben Sie noch Kontakt in den Zollernalbkreis?

Ja, schließlich wohnen meine Familie und Freunde dort. Ich genieße es, wenn ich ab und zu zuhause sein darf – bei meinen Eltern, Schwestern und Freunden.

Könnten Sie sich vorstellen, mal wieder zurückzukehren?

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. In naher Zukunft jedoch eher nicht. Ich möchte noch etwas von der Fußballwelt sehen und vielleicht sogar nochmal ins Ausland. Aber auf lange Sicht gesehen: auf jeden Fall denkbar.

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