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Unwetter im Zollernalbkreis: Leitstelle verzeichnet über 100 Einsatzstellen

Von Nicole Leukhardt, Benno Haile

Die bedrohlich dunklen Wolken hatten es angekündigt: Am Sonntag gegen 14 Uhr ging ein Unwetter über Teile des Zollernalbkreises nieder. Vor allem in Frommern, in Richtung Albstadt und in Jungingen waren zahlreiche Rettungskräfte im Einsatz, in Dürrwangen mussten Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden.

In Dürrwangen lief das Wasser aus der überschwemmten Ortsdurchfahrt wasserfallartig eine Stützmauer in die Heinzengasse hinunter.

Die Wettervorhersage hatte den Regen angekündigt, mit lautem Donnergrollen und Blitz wurde am Sonntagnachmittag letztlich ein Unwetter daraus. Gegen 14 Uhr wurden die Einsatzkräfte in Balingen zu einer Personen- und Tierrettung nach Dürrwangen gerufen: Das Oberflächenwasser der Hänge konnte nicht mehr abfließen, die Eyach trat in der Heinzengasse über die Ufer.

Wasser kommt aus allen Richtungen

Zudem kam das Wasser in der Heinzengasse auch noch aus der anderen Richtung: An der tiefsten Stelle der überschwemmten Ortsdurchfahrt floss es über eine Stützmauer wasserfallartig in einen Garten eines darunterliegenden Wohnhauses.

„Menschen waren im ersten Stock ihrer Häuser eingeschlossen und konnten sie nicht mehr verlassen“, schildert Joachim Rebholz, stellvertretender Kreisbrandmeister, den Einsatz, zu dem die Wehren aus Frommern und Balingen alarmiert worden waren. Fünf Häuser mussten die Wehrleute insgesamt evakuieren, aus Sicherheitsgründen.

Die Straße nach Dürrwangen wurde bereits ab der B463-Abzweigung gesperrt. Auch entlang der B463 war die Straße immer wieder an einigen Stellen überspült aber gerade noch befahrbar. Dort herrschte massive Aquaplaning-Gefahr.

Auch in Erzingen wurden die Wehrleute kurz nach 15.15 Uhr zu einer Personenrettung alarmiert.

Auf dem Gartenschaugelände wurden hochwasserbedingt alle Eingänge zum Gelände mit Ausnahme dem an der Stadthalle und der Kulturbühne geschlossen. Zudem wurde das Konzert von Plaza in Mood am Sonntagabend von der Plazabühne auf die Hauptbühne verlegt.

Weite Teile des Landkreises betroffen

„Das Unwetter ist lokal niedergegangen, weite Teile des Zollernalbkreises waren betroffen“, sagt er. Schwerpunkte der Einsätze waren Balingen und Frommern bis hinauf nach Albstadt sowie der Bereich um Jungingen im Killertal. Dort war Oberflächenwasser auf die Straßen gelaufen.

Man werde die Einsatzstellen nach und nach abarbeiten, sagt auch Alwin Koch, Chef der Integrierten Leitstelle des DRK Zollernalb. Elf Disponenten waren am Sonntag damit befasst. Auch auf der Gartenschau in Balingen werde man die Eyach abpatrouillieren, um Überschwemmungen früh erkennen zu können. Am Nachmittag wurde das Schaugelände geräumt, nur die Hauptbühne wurde noch bespielt. Die Wege entlang der Wassergärten am Wehr wurden überschwemmt. „Wir müssen warten, bis der Pegel sinkt, um die Schäden in Augenschein nehmen zu können“, sagt Bürgermeister Ermilio Verrengia auf ZAK-Anfrage.

Video: Klaus Irion

Immerhin: Die Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Bizerba-Arena im Norden, die im Zuge der Gartenschau gebaut worden waren, hätten gegriffen, erklärt Rebholz. Im Einsatz waren die Wehren aus Albstadt, Balingen, Jungingen, Schömberg, Dormettingen, Haigerloch, Hausen am Tann und Dotternhausen, Geislingen und Bisingen waren ebenfalls nach Balingen ausgerückt.

DRK und DLRG in Bereitstellung

„Außerdem werden wir die Wasserwacht des DRK und der DLRG in Bereitstellung versetzen“, sagt Alwin Koch. Ob die Dürrwanger Anwohner der Heinzengasse zurück in ihre Häuser können, sei noch unklar, sagt er am Nachmittag. Die Betreuungskräfte des DRK seien in Bereitschaft und kümmerten sich im Bedarfsfall um die Unterbringung der Evakuierten.

An der Brücke der Blumentalstraße hatten ebenfalls Anwohner ihre Häuser verlassen, aus Sorge, die Eyach würde dort über die Ufer treten. Sprichwörtlich ins Wasser gefallen war auch der Spielbetrieb auf dem Frommerner Sportplatz: Spielerinnen wateten durchs teils knapp kniehohe Wasser auf dem Sportplatz, der nach wenigen Minuten mehr einem Naturfreibad glich. Auch der Stockenhausener Friedhof war vom Hochwasser betroffen: Grabfelder waren zum Teil unter Wasser.

Feuerwehr Laufen: Einsatz vor der eigenen Haustür

In Albstadt sei vor allem das Eyachtal – die Ortsteile Pfeffingen, Margrethausen, Lautlingen und Laufen – betroffen gewesen heißt es in Laufen. Dort hatte es die Feuerwehr nicht weit: Die größte Einsatzstelle lag direkt vor der Haustür des Feuerwehrhauses an der Einmündung der Unteren Halde in die Steinbergstraße.

In dieser Senke sammelte sich das Wasser, das hangabwärts lief. Und nicht nur das: Mit den Regen- und Wasserströmen wurde auch viel Erdreich und Geröll auf die Straße geschwemmt. Nachdem der Regen etwas nachgelassen hatte und die Überschwemmung weitestgehend abgelaufen war, wurde ein Radlader vom Betriebsamt bestellt, um die Straße von Dreck und Geröll zu befreien.

Leitstelle registriert über 100 Einsatzstellen

Wie der DRK-Kreisverband und die Kreisbrandmeisterstelle des Landratsamtes informieren wurden am Sonntag über 100 Einsatzstellen, davon zwei Drittel im Bereich von Balingen, bei der Integrierte Leitstelle in Balingen dokumentiert.

Die Eyach habe sich zunächst mit Regengüssen aus Albstadt gefüllt. Niederschläge im Bereich von Dotternhausen und Dormettingen ließen die Steinach ansteigen. „In Balingen lief das dann alles zusammen“, so Joachim Rebholz.

In Erzingen wie auch in Endingen und Frommern sammelte sich das Wasser auf den Straßen und machten diese teilweise nicht befahrbar. Im Einsatz waren neben den lokalen Feuerwehren auch die DRK-Wasserwacht und das DLRG.

In Frommern suchten die Einsatzkräfte fünf vom Wasser umschlossene Häuser auf und evakuierten 16 Personen aus den Häusern. Andernorts konnten die Menschen in den Häusern bleiben. Sie wurden direkt vor Ort betreut.

Zusammenarbeit der Einsatzkräfte klappt gut

Zum ersten Mal agierten dabei die Helfer der DRK-Wasserwacht und der DLRG mit der Feuerwehr in dieser Form zusammen. „Das Zusammenwirken aller Einsatzkräfte, auch mit der Integrierten Leitstelle, war sehr gut“, so der DRK-Vorsitzende Heiko Lebherz.

Zusätzlich alarmierte die Leitstelle eine Schnell-Einsatz-Gruppe Betreuung. Einsatzkräfte des DRK und der Feuerwehr, die bei der Balinger Gartenschau eingesetzt waren, überprüften vorsichtshalber das Festgelände.

Keine Personenschäden

Mit Stand 17.30 Uhr habe die Integrierte Leitstelle neben den zu betreuenden Personen keine Personenschäden verzeichnet. Die Aufräumarbeiten dauern derweil noch an.