Zollernalbkreis

Europawahl im Zollernalbkreis: Zitterpartie für CDU-Abgeordneten Norbert Lins geht weiter

26.05.2019

Von Klaus Irion

Europawahl im Zollernalbkreis: Zitterpartie für CDU-Abgeordneten Norbert Lins geht weiter

© Pascal Tonnemacher

Wahlbeflaggung am Sonntag vor dem Rathaus in Ebingen.

Ambivalenter geht es nicht. Schon am frühen Abend stand fest, dass der Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Hechingen-Münsingen, Andreas Glück, für die FDP dem frisch gewählten EU-Parlament angehören wird. Der CDU-Europaabgeordnete Norbert Lins dagegen muss weiter um seinen Sitz in Straßburg bangen.

Freud und Leid liegen bei der Zollernalb-CDU nach dem Ergebnis der sonntäglichen Europawahl eng beieinander. Zwar hat die Union die Konkurrenz hinter sich gelassen. Doch die Verluste, die die Partei im Vergleich zur Europawahl 2014 hinnehmen musste (-9,9 Prozent), sind eklatant. Als Gewinner des Wahlabends können sich analog zum bundesweiten Wahlverlauf die Grünen fühlen. Allem voran in der Kreisstadt Balingen, wo sie die 20-Prozent-Marke geknackt haben.

Europawahl im Zollernalbkreis: Zitterpartie für CDU-Abgeordneten Norbert Lins geht weiter

© Volker Bitzer

Am frühen Montagmorgen übermittelte das Landratsamt des Zollernalbkreises das amtliche Endergebnis der Europawahl im Zollernalbkreis. Die Veröffentlichung hatte sich um rund zwei Stunden verschoben, weil es bei der Auszählung der Briefwahlstimmen in Meßstetten Komplikationen gegeben hatte.

Die Grünen liegen mit ihren 17,9 Prozent aber ebenso einige Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt wie die SPD (11,5 Prozent) . Dagegen hat die AfD im Zollernalbkreis mit ihren 12,6 Prozent Prozent stärker abgeschnitten als im Bundesvergleich.

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Das gesamtdeutsche Ergebnis von CDU und CSU zur Europawahl kann uns nicht zufrieden stellen. CDU-Bezirksvorsitzender Thomas Bareiß

Wir sind die stärkste Kraft im Parlament. Das ist das Wichtigste. CDU-Europaabgeordneter Norbert Lins

Meine CDU hat das Potenzial zu sagen, dass sich was ändern muss. Aber wir brauchen Europa. CDU-Europawahlkandidatin Heide Pick

So wie es aussieht, haben wir die Mandate im EU-Parlament verdoppelt. Das muss man erst einmal hinkriegen. Der künftige Europaabgeordnete Andreas Glück

Norbert Lins muss zittern

Norbert Lins, CDU-Europaabgeordneter, verfolgte die Hochrechnung von zu Hause aus, im Kreise der Familie. Insgesamt sei das Ergebnis enttäuschend, sagte er. Dennoch konnte er dem vorläufigen Wahlergebnis Positives abgewinnen: „Wir sind die stärkste Kraft im Parlament. Das ist das Wichtigste.“ Wie seine persönlichen Chancen stehen, konnte der zweifache Familienvater bis dato (19.30 Uhr) nicht einschätzen, werde doch erst spätnachts klar sein, wer aus Baden-Württemberg gewählt wurde. Er sei aber zuversichtlich und guten Mutes.

Heide Pick ist zufrieden

Ins EU-Parlament gewählt zu werden, daran glaubte Kandidatin Heide Pick von vornherein nicht. Doch das trübte ihre Stimmung am Sonntag keineswegs. Die Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Juningen sei dankbar, dass sie als Frau gefragt wurde: „Ich habe mich gerne eingesetzt.“ Auch wenn das Ergebnis für die CDU eher ernüchternd ausfiel, sei sie doch immer noch stärkste Partei. „Meine CDU hat das Potenzial zu sagen, dass sich etwas ändern muss. Aber wir brauchen Europa.“ Und sie räumte der Europäischen Union durchaus Schwächen ein, die sie auch immer haben werde. Doch, so betonte Pick, müsse die EU stärker und klüger werden.

Andreas Glück im großen Glück

Allen Grund zu feiern hatte am Sonntag FDP-Landtagsabgeordneter Andreas Glück. Der 44-Jährige aus Münsingen hat den Einzug ins EU-Parlament geschafft. „So wie es aussieht, haben wir die Mandate im EU-Parlament verdoppelt. Das muss man erst einmal hinkriegen“, sagte Glück gegenüber der Hohenzollerischen Zeitung. Nachdem die FDP bislang mit lediglich drei Sitzen in Brüssel und Straßburg vertreten war, sieht es aktuell nach sechs Mandaten aus. Andreas Glück: „Das ist doch eine Nummer. Das freut mich.“ Rundum positiv sieht der Chirurg, der erstmals bei einer Europawahl antrat, auch das Abschneiden der Liberalen in Baden-Württemberg.

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Der CDU-Europaabgeordnete Norbert Lins muss immer noch um den Einzug ins EU-Parlament zittern.

© Tom_Bilger_Stuttgart contact@tom

Der FDP-Kandidat und bisherige Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Hechingen-Münsingen, Andreas Glück, schaffte erstmals den Sprung ins Europaparlament.

© Privat

CDU-Kandidatin Heide Pick aus Jungingen blieb der Einzug ins Europäische Parlament verwehrt.

© Privat

Der Vorsitzende des CDU-Bezirks Württemberg-Hohenzollern, der Balinger Thomas Bareiß war über das bundesweite Abschneiden seiner Partei enttäuscht: „Das gesamtdeutsche Ergebnis von CDU und CSU zur Europawahl kann uns aber nicht zufrieden stellen.“ Vertrauen müsse zurückgewonnen werden, ein zweistelliges AfD-Ergebnis sei für ihn nicht hinnehmbar. „Auch am grünen Rand müssen wir stärker angreifen und grüne Widersprüche offenlegen“, so Bareiß. Er sei davon überzeugt, dass Wohlstand und Sicherheit, Tradition und Fortschritt, Heimat und Naturschutz nur mit der Volkspartei CDU unter einen Hut zu bekommen sei. „Die Grünen haben unverdient profitiert“, twitterte Bareiß.

Alexander Maute ist restlos bedient

Ernüchterung und Ratlosigkeit herrscht bei den Genossen im Zollernalbkreis mit Blick auf den Ausgang der Europawahlen. „Wenn die Bürger im Zollernalbkreis der AfD größeres Vertrauen zusprechen als der SPD, für ein gerechtes und sicheres Europa einzustehen, dann fehlen mir schlicht die Worte“, so der SPD-Kreisvorsitzende Alexander Maute. Dass die CDU im Zollernalbkreis größere Verluste als die SPD bei der Europawahl hinnehmen musste, tröstet die Genossen laut Maute über das eigene, schlechte Abschneiden nicht hinweg: „Wir werden als SPD im Zollernalbkreis unsere Bemühungen deutlich intensiveren müssen, wenn wir den Bürgern unsere Vorstellungen eines Europas des Friedens und des Wohlstands näherbringen wollen.“

Andreas Hauser hätte mehr erwartet

Frust auch bei den Kreis-Linken: „Das Ergebnis ist enttäuschend, wir hätten mehr erwartet“, erklärte Kreistagsmitglied Andreas Hauser. Man habe aber immerhin die Werte von 2014 im Zollernalbkreis knapp gehalten, während auf Bundes- und Landesebene größere Verluste zu verzeichnen seien. „Ganz besonders freuen wir uns über das gute Abschneiden unserer Freunde von Die Partei.“ Zusammen betrachtet habe man etwa einen Prozentpunkt hinzugewonnen, und das lasse hoffen. Wir „müssen uns aber selbstkritisch fragen, warum es uns nicht gelingt, enttäuschte ehemalige SPD-Wähler für uns zu gewinnen.“

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