Albstadt

Es ist geschafft: Das Haux-Gebäude in Ebingen darf wieder betreten und bewohnt werden

15.11.2019

Von Gudrun Stoll

Es ist geschafft: Das Haux-Gebäude in Ebingen darf wieder betreten und bewohnt werden

© Gudrun Stoll

Der Spuk ist vorbei - der Südtrakt des Haux-Gebäudes darf wieder betreten und bewohnt werden. Die Freigabe ist am Freitag gegen 13 Uhr erfolgt.

Am Freitag um 13 Uhr wurden die Absperrgitter zum dreieinhalb Wochen abgeriegelten Südbau wieder entfernt. Die Bewohner des evakuierten Gebäudes können zurück in ihre Wohnungen.

Vorausgegangen war ein gemeinsamer Ortstermin mit Vertretern des Amtes für Vermögen und Bau, den beteiligten Fachplanern, der HBG-Hausverwaltung und der Baurechtsbehörde der Stadt Albstadt.

Gegen 13 Uhr wurden die Sperrgitter weggeräumt, die Bewohner können nun zurück in ihre Wohnungen. Im Laufe der vergangenen drei Wochen wurde das Gebäude statisch ertüchtigt. In der ehemaligen Turbinenhalle wurden weitere Stützen eingebracht.

Von Seiten der beteiligten Statiker wurde die Standsicherheit des Gebäudes bescheinigt, damit stand einer Freigabe durch die Baurechtsbehörde nichts mehr im Wege, teilen die Stadt Albstadt und das Landesamt für Vermögen und Bau in Ravensburg mit.

Lange Geduldsprobe

Für die ausquartierten Bewohner ist eine lange Geduldsprobe zu Ende gegangen. Von einer Minute auf die andere von der Polizei aus seiner Wohnung geholt zu werden, ohne Zeitfenster für das Packen eines kleinen Koffers, diese Erfahrung, da stimmen wohl alle Betroffenen überein, ist eine Erfahrung, die man hoffentlich nur einmal im Leben macht.

Groß angelegte Evakuierung

Wie berichtet, lief am 23. Oktober im Haux-Gebäude in der Poststraße in Ebingen eine groß angelegte Evakuierung an. Die Mieter im Südtrakt mussten ihre Appartements unverzüglich verlassen. Der Grund: Bei den laufenden Sanierungsarbeiten am Gebäude waren statische Probleme aufgetreten. Eine Fortführung der Arbeiten wollte keiner der Statiker verantworten.

Notfallplan greift

Für das Gebäude, in dem sich Seminarräume und Labors der Fachhochschule Albstadt-Sigmaringen und annähernd 137 vorwiegende kleine Einzimmer-Appartements befinden, griff der Notfallplan der Stadt Albstadt. Vorausgegangen waren Gespräche und Abstimmungen mit den Verantwortlichen im Ravensburger Amt für Vermögen und Bau des Landes Baden-Württemberg. Das Gebäude gehört dem Land und wird von diesem Amt verwaltet.

Keine akute Gefahr

Eine akute Einsturzgefahr des unter Denkmalschutz stehenden Gebäude in zentraler Ebinger Lage hat nicht bestanden. Auch das Erdbeben, das in der Nacht zum 4. November mit einer Stärke von 3,8 Teile der Schwäbischen Alb erschütterte und dessen Epizentrum in Albstadt lag, hat keine weiteren Schäden angerichtet. Aber die Behörden wollten kein Risiko eingehen und sperrten den Südtrakt ab.

Security lässt keinen durch

Dass niemand über die Gitter klettert, dafür sorgte seit dem 23. Oktober Tag und Nacht eine private Securityfirma. Viele Studierende und Bewohner kamen bei Kommilitonen und Freunden unter. Acht obdachlos gewordene Mieter quartierte die HBG-Albstadt in der Grünen Au in Ebingen ein. Sie verwaltet die Eigentumswohnungen und war auch Ansprechpartner für die Betroffenen.

Zunächst hofften alle Beteiligten auf eine rasche Rückkehr der Bewohner in ihre Wohnungen. Doch der Worst Case trat ein: Die Sicherungsarbeiten haben nicht eineinhalb, sondern dreieinhalb Wochen gedauert. Nun können Studierende und andere Bewohner zurückkehren in ihre Wohnungen.

Aufarbeitung beginnt

Der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg bedauere die Unannehmlichkeiten sehr, die die einzelnen Mieter infolge der durchgeführten Evakuierung erleiden mussten, teilte der stellvertretende Amtsleiter Mark-Oliver Heck schon vor einigen Tagen auf Anfrage mit. In der weiteren Folge werde nunmehr auch aufgearbeitet, wer den Schaden zu verantworten habe. Eine endgültige Haftungszuordnung entstandener Schadenersatzansprüche werde im Rahmen der juristischen Gesamtaufarbeitung der Angelegenheit erfolgen.

Enormer Arbeitseinsatz

Alle beteiligten Personen, Institutionen und Firmen hätten durch enormen Arbeitseinsatz dafür gesorgt, dass das Gebäude schnellst möglichst wieder zur Nutzung für die Hochschule Albstadt-Sigmaringen sowie für die betroffenen Wohnungsmieter freigegeben werden konnte.

Wo bleibt die Post?

Die Evakuierung brachte nicht nur den Alltag der Bewohner im gesperrten Südtrakt völlig aus dem Takt. Auch die im Nordbau wohnenden Mieter waren mit Einschränkungen konfrontiert, mit denen in Deutschland wohl kein Mensch rechnet. Der Nordbau war zwar frei zugänglich, an ihre Briefkästen kamen die Bewohner aber in den vergangenen dreieinhalb Wochen nicht ran. Die Anlage befindet sich im Durchgang zum Südtrakt und gehörte damit zur Sperrzone – obwohl es nur zwei oder drei Schritte um die Ecke bedurfte hätte, um nach der Post zu schauen.

Bewohner sind ratlos

Nicht wenige Bewohner waren ratlos, erzählt eine 26-Jährige, die im vierten Semester Textil- und Bekleidungstechnologie studiert. Was tun, wenn Rechnungen anstehen oder auf die Antwort auf ein Bewerbungsschreiben gewartet wird? Es gab offene Fragen und durchaus Vorschläge: Man hätte die Post ja im Sekretariat lagern können. Doch solche Lösungen sind in heutiger Zeit nicht mehr praktikabel und auch nicht erlaubt.

Sonderzusteller kommt

Wie unsere Anfrage ergab, hat die Post reagiert: „In Absprache mit der Hausverwaltung haben wir die Sendungen nicht an die Absender zurückgeschickt, sondern gelagert“, teilte die Pressestelle der Deutsche Post AG in München mit. Sobald die Sperrung aufgehoben sei, werde ein Sonderzusteller alle gelagerten Sendungen ausliefern. Datiert hat die Post diese Aktion auf Montag, 18. November, voraussichtlich ab 15 Uhr.

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