FUSSBALL

Es brodelt: Südwest-Regionalligisten wollen Oberliga-Sonderregelung nicht hinnehmen

02.04.2021

Von Marcel Schlegel

Es brodelt: Südwest-Regionalligisten wollen Oberliga-Sonderregelung nicht hinnehmen

© Sören Herl

Auch Balingens Geschäftsführer Jan Lindenmair ist vom geplanten Vorgehen des WFV nicht überzeugt.

Protestbrief, Rechtsberatung und Moral-Appelle: Einige Vereine aus der Fußball-Regionalliga Südwest wehren sich gegen mögliche Aufsteiger aus der Oberliga, weil dort zum Teil erst acht Spieltage absolviert sind.

Es brodelt in der Regionalliga Südwest und es kriselt in der Oberliga. Streitpunkt: die Aufstiegsfrage in der 5. Liga mitsamt ihren Staffeln. Rafael Kowollik, Geschäftsführer des FC 08 Homburg und Sprecher der Südwest-Vereine, hat nun einen Protestbrief verschickt, dem sich wohl auch die TSG Balingen um Geschäftsführer Jan Lindenmair angeschlossen haben. Und der FK Pirmasens, der gegen den Abstieg in die Oberliga kämpft, lässt sich bereits juristisch beraten.

Lesen Sie hier den Offenen Brief der Regionalliga-Südwest-Vereine im Wortlaut.

Einige Vereine der Südweststaffel der 4. Liga, die als Quasi-Profiliga mit regelmäßigen Tests die Saison bestreiten darf, wehren sich gegen das Vorhaben der Ligaleitung und der beteiligten Landesverbände, den führenden Oberligisten aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz/Saarland und Hessen den Aufstieg in die 4. Liga zu gewähren, obwohl die Saison dort voraussichtlich annulliert wird (Baden-Württemberg, Hessen) oder schon abgebrochen ist (Rheinland-Pfalz/Saarland).

Aufstieg nach nur acht Spielen?

Geplant war, dass aus der aufgeblähten Regionalliga-Südweststaffel sechs der 22 Mannschaften absteigen, vier Vereine aus den derzeit pausierten Oberliga-Staffeln sollten dafür aufsteigen: die Meister aus Hessen, Rheinland-Pfalz/Saarland und BaWü, sowie der Sieger der Aufstiegsrelegation der Oberliga-Vizemeister.

Nur: Das stößt Kowollik und Co. sauer auf. Denn während die Regionalliga in 42 Spieltagen über Auf- und Abstieg entscheidet, wollen die an den Oberliga-Staffeln beteiligten Landesverbänden ihren Topteams nun doch den Aufstieg ermöglichen, obwohl dort teilweise erst acht Spiele absolviert wurden (Rheinland-Pfalz/Saarland). Auch in der BaWü-Oberliga haben die Mannschaften erst 13 von 40 Spieltagen hinter sich gebracht. Eine sportliche Wertung – zu diesem Zeitpunkt eigentlich unmöglich, zumal der zweite Platz, auf dem derzeit die Stuttgarter Kickers stehen, umkämpft ist.

Doch nicht nur in Rheinland, Pfalz und dem Saarland sieht man das offenbar anders, sondern auch im „Ländle“: Zuletzt hatte der Württembergische Fußball-Verband (WFV) analog zum süd- und badischen Verband zunächst zwar abermals bekräftigt, dass der erneute Saisonabbruch im Amateurfußball aufgrund der weiter pandemischen Lage zusehend realistisch wird (spätestens am 9. Mai müsste weitergespielt werden).

Annullierung heißt eigentlich Kommando zurück

Dieser sollte, wie vor Saisonbeginn festgelegt, ebendann in einer Annullierung der Saison in allen Spielklassen münden, wenn die Teams der jeweiligen Ligen nicht mindestens die Hälfte der Saison absolviert haben (ansonsten wäre die Quotientenregel möglich). Aus einer Annullierung würden sich „in der Regel“, so steht es in den Statuten, keine Auf- und Absteiger ergeben. Müsste bedeuten: Die Saison im Amateurbereich – wie nicht gespielt. Niemand geht hoch, niemand runter. Die Regionalliga Südwest – sie hätte nur noch zwei Absteiger, die TSG wäre quasi durch.

Überrascht nun wurden einige Regional- und etliche Oberligisten von der Ankündigung des WFV, im Falle der Annullierung den Auf- und Abstieg nur von der Verbandsliga abwärts auszusetzen und damit dem Oberliga-Ersten SGV Freiberg den Viertliga-Aufstieg und dem BaWü-Zweiten SV Stuttgarter Kickers die Aufstiegsrelegation zu ermöglichen. Dies ausdrücklich mit einer Sonderregelung und anders als vor der Saison beschlossen.

Die beiden Oberligisten signalisierten, für ihr Aufstiegsrecht auch juristisch zu streiten. Deren Verfolger fühlen sich hintergangen, plädieren für einen Play-Off-Modus. Und die Regionalligisten sind genervt, wittern Wettbewerbsverzerrung, appellieren an Moral und Fairness. Freiberg und die Kickers, die mit Vollprofis in der 5. Liga arbeiten, berufen sich auf ein vergleichbares Vorgehen in den anderen Oberliga-Staffeln und argumentieren analog zum Verband mit dem Verweis auf den Passus „in der Regel“, der eine Ausnahme auch formaljuristisch möglich machen würde. Über das weitere Vorgehen will der WFV am 9. April beraten.

Auch SSV Reutlingen 05 und Stuttgarter Kickers melden sich

Am Sonntag zog mit dem SSV Reutlingen 05 ein weiterer prominenter württembergischer Verein nach. Auch der Ex-Zweitligist kritisiert den WFV. Lesen Sie die Stellungnahme hier. Daraufhin meldeten sich die Stuttgarter Kickers zu Wort, die sich insbesondere am Protestbrief des Ligasprechers abarbeiteten. Lesen Sie dies hier.

Die Stellungnahme des WFV im Wortlaut

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