Erwartete Entscheidung beim WFV-Verbandstag: Die Fußball-Saison ist nun endgültig beendet

Von Marcel Schlegel

Die Saison 2019/20 im baden-württembergischen Amateurfußball ist zu Ende. Dies haben die Delegierten der drei beteiligten Landesverbände am Samstag unabhängig voneinander nun auch offiziell beschlossen.

Erwartete Entscheidung beim WFV-Verbandstag: Die Fußball-Saison ist nun endgültig beendet

Der Ball im Fußballbezirk ruht weiter. Der WFV hat den endgültigen Abbruch der Saison beschlossen.

Mit der erwartet deutlichen Mehrheit folgten die Delegierten aus den 16 Bezirken des Württembergischen Fußballverbands dem vom WFV im Vorfeld nahegelegten Modell, die aufgrund der Corona-Pandemie seit dem 12. März unterbrochene Spielzeit regulär zum 30. Juni zu beenden.

Rund 90 Prozent (238 Stimmen) der von den Delegierten abgegebenen Stimmen entfielen auf den damit beschlossenen Vorschlag, der weiterhin vorsieht, die Tabellen von der Verbands- bis zu den Kreisligen mithilfe der Quotientenregelung zu finalisieren, den jeweils Ersten den Aufstieg zu gewähren und den Abstieg gleichzeitig einmalig auszusetzen.

26 Stimmen für die Fortsetzung

Die übrigen Stimmberechtigten enthielten sich (14) oder sprachen sich für die damit abgelehnte zweite Option aus (26): namentlich die Saison – je nach Status des Infektionsgeschehen – ab September fortzusetzen.

„Unter den gegebenen Umständen ist die Saisonbeendigung die bestmögliche Entscheidung“, meinte WFV-Geschäftsführer Frank Thumm, der das Ergebnis am Samstag gemeinsam mit Verbandspräsident Matthias Schöck auf einer Videokonferenz präsentierte (zur Erklärung des Verbandes).

Ergebnisse spiegeln verbandsweiten Konsens wider

Insgesamt nahmen 264 der 278 württembergischen Delegierten, also zirka 95 Prozent, an der erstmals online durchgeführten Abstimmung teil, die von Mittwoch und bis Samstag freigeschaltet war.

Mit einer ebenfalls klaren Mehrheit von gut 87 Prozent winkten die Stimmberechtigten auch den zweiten Antrag durch, der den WFV-Beirat nun dazu ermächtigt, zur gegebenen Zeit endgültig über den Spielmodus für das Spieljahr 2020/21 zu entscheiden – sprich: ohne dass es der Genehmigung durch den darauffolgenden Verbandstag bedarf und damit ohne weitere Mitsprache der Delegierten.

Insgesamt 232 Delegierte folgten diesem zweiten Antrag, dies bei 24 Gegenstimmen. 14 Funktionäre nahmen von ihrem Wahlrecht in dieser Sache keinen Gebrauch.

Start der neuen Saison steht noch in den Sternen

Nachdem im Moment nicht absehbar ist, wann ein regulärer Trainings- und Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann, habe der Verbandsspielausschuss für den Spielmodus in 2020/21 bereits mehrere Modelle erarbeitet, teilte WFV-Pressesprecher Heiner Baumeister mit.

Ferner habe der Verband gemeinsam mit den südbadischen und badischen Kollegen jüngst Kontakt mit der Landespolitik und speziell mit Kultusministerin Susanne Eisenmann aufgenommen und werde je nach Verlauf der Gespräche entsprechende Modelle kommunizieren, erklärte Thumm.

„Wir hoffen, dass die kommende Saison im üblichen Modus stattfinden kann. Aber wir müssen auch für den Fall einer zweiten Welle vorbereitet sein“, so der WFV-Geschäftsführer, der noch keine Aussage darüber treffen wollte, ab wann der Verband mit dem Beginn der Spielzeit 2020/21 rechnet. Dazu sei es noch zu früh, die Infektionslage zu wenig eindeutig und deshalb unberechenbar.

„Unsere Arbeit geht nun weiter. Wir wollen so schnell wie möglich zurück zur Normalität, zurück in geordnete Verhältnisse“, meinte der Jurist.

Präsident ist erleichtert

„Sie sehen einen zufriedenen WFV-Präsidenten“, sagte derweil Matthias Schöck. Erleichtert sei er, weil die Bezirksvertreter dem vom WFV präferierten Vorschlag mit deutlicher Mehrheit entsprachen und weil die Verbandstage in Südbaden und Baden zu gleichlautenden und ähnlich eindeutigen Beschlüssen führten, so Schöck. Diese gelten damit auch für die Oberligen in Baden-Württemberg (Herren, Frauen und Jugend) als gemeinsame Spielklassen der drei Landesverbände.

Bezirkspokal könnte fortgesetzt werden

Noch nicht abgebrochen sind derweil die Bezirkspokale. Wie die einzelnen Bezirke hier verfahren wollen, überlässt der WFV ihnen. „Wir sind hier maximal flexibel und glauben, dass individuelle Entscheidungen, je nach Bezirk, möglich sind“, sagt Thumm. Ob Zollerns Bezirkspokal, in dem noch Viertel-, Halb- und Finale ausgespielt werden müssten, tatsächlich beendet wird, steht noch nicht fest.

„Dazu gibt es noch keine endgültige Entscheidung“, teilte Zollerns Bezirkspressesprecher Steffen Hörler schriftlich mit. Sollte es möglich sein, Wettbewerbsspiele vor dem 1. September austragen zu können, ist es laut Hörler realistisch, dass der laufende Bezirkspokal in Zollern sportlich zu Ende gebracht werden kann. „Ansonsten müssen die Teilnehmer für den Verbandspokal wohl per Losentscheid ermittelt werden.“

Zollerns Delegierte schweigen

Wie die insgesamt elf Delegierten aus dem Bezirk Zollern abgestimmt haben, bleibt derweil deren Geheimnis. Der Bezirksvorsitzende Wolfgang Haug, als WFV-Beiratsmitglied stimmberechtigt, verschickte am Samstag eine zuvor angekündigte schriftliche Erklärung (hier nachzulesen), in der er stellvertretend für die Zollern-Delegierten beide Szenarien abwog, sich allerdings auf keines der beiden festlegte und damit weiterhin offen ließ, ob die Zollern-Delegierten sich für einen Saisonabbruch oder für deren Fortsetzung aussprachen.

Nach genauer Prüfung sei eine Saisonfortsetzung „die sportlich fairste Lösung“, schrieb Haug. „Wohlgemerkt nur auf den ersten Blick, da bei genauerer Betrachtung negative Aspekte deutlich wurden.“ Der nun beschlossene Saisonabbruch „ist ebenfalls nicht im vollen Umfang zufriedenstellend, da es leider auch hier zu Härtefällen kommt, die letztendlich die Entscheidung für die Delegierten nicht einfacher gemacht hat“, so Haug, der damit eine klare Position umschiffte.

Der Zollern-Alb-Kurier hatte den Großteil der gewählten Vertreter aus dem Zollernalbkreis im Vorfeld der Samstagswahl um ein Signal gebeten. Die Delegierten – mit Ausnahme von Sascha Manos vom TSV Straßberg, der sich öffentlich für die Saisonbeendigung aussprach – wollten ihre Entscheidung vor der Abstimmung nicht offenlegen und versprachen das gemeinsame, nachträgliche Statement, das nun wie beschrieben schwammig blieb.

Schnelle Normalisierung, WFV-Pokal geht wohl weiter

Die Regelung, dass es nun Aufsteiger, aber keine Absteiger gibt, hat zur Folge, dass die Staffeln der einzelnen Spielklassen in der kommenden Runde aufgebläht sind. Noch unverbindlich plant der WFV, die aufgestockten Staffeln binnen einer, also der kommenden Saison, wieder auf Normalmaß zu reduzieren. Ein markant verschärfter Abstieg dürfte die Folge sein. „Das ist aber bisher nur eine favorisierte Variante“, betonte Schöck. „Das werden wir uns nochmals genau anschauen müssen.“

Die WFV-Verantwortlichen wiederholten am Samstag ihr Anliegen, den WFV-Pokal nach Möglichkeit zu Ende bringen zu wollen, höchst wahrscheinlich mit Geisterspielen. Schöck nannte hierfür unter anderem „wirtschaftliche Interessen“ der acht im Verbandspokal verbliebenen Vereine, darunter die TSG Balingen, die eine Fortsetzung ebenfalls begrüßt.

Bekanntlich zieht der WFV-Pokalsieger in die ersten Runde des DFB-Pokals ein. Weiterhin ist geplant, das Verbandsfinale im TV auszustrahlen – inklusive entsprechender Werbe- und Fernsehverträge, an deren Einhaltung auch der Verband interessiert ist.

Da die erste Runde im DFB-Pokal nun je nach Corona-Status Ende September oder Anfang Oktober stattfinden soll, müsste der WFV-Pokal bis spätestens Mitte/Ende August beendet sein. „Wir hoffen, dass das möglich ist“, so Schöck, der die acht beteiligten Viertelfinalisten hinter sich weiß und mit diesen sich auch rechtlich abgesichert darauf verständige, den Gewinner des Pokals notfalls per Losverfahren zu bestimmen.

Begründung zur Ablehnung zum Zweiplatzierten-Antrag

Auch auf den schon vor dem Verbandstag WFV-seitig abgelehnten Antrag der 34 württembergischen Tabellenzweiten, der von Uwe Vieth vom TSV Frommern eingebracht wurde, gingen die WFV-Granden am Samstag ein.

„Wir verstehen deren Ärger und halten ihren Antrag für nachvollziehbar“, sagte WFV-Präsident Matthias Schöck. „Wir haben uns hierzu schuld- und verbandsrechtliche Pflichten betrachtet und unseren Blick auf das kommende Spieljahr geworfen, wo wir einen geordneten Spielbetrieb anstreben, mit zumutbaren Belastungen für die Mannschaften.“ Und diese sah die WFV-Führung in Gefahr, hätte sie den Antrag der Vizemeister zur Abstimmung zugelassen.

Die Vereine, darunter auch der FC 07 Albstadt, hatten sich durch die Quotientenregelung um ihre Aufstiegschancen beraubt gesehen, weil sie als Tabellenzweite unter regulären Umständen zumindest in die Relegation gekommen wären – und nun in der jeweiligen Liga verbleiben müssen.

Hätte der Verband den Zweitplatzierten ebenfalls ein potentielles Aufstiegsrecht zugestanden, hätte sich die Staffeln in der kommenden Runde noch mehr vergrößern können, was etliche Englische Wochen zur Folge gehabt hätte.

„In manchen Staffeln hätte das in 46 Spieltagen resultiert, ohne Pokal-, Relegations- oder Aufstiegsspiele. Das wäre für Amateurfußballer nicht zumutbar“, so Schöck. Selbstredend stehe den betroffenen Vereinen nun der juristische Weg. „Dieser wäre legitim und nachvollziehbar“, so Frank Thumm. Der Jurist und WFV-Geschäftsführer sieht den Verband hierbei rechtlich jedoch auf der sicheren Seite.

Der südbadische und badische Verband hatte den inhaltlich deckungsgleichen Antrag der Zweitplatzierten in den Nachbarverbänden als weiteren Antrag auf den entsprechenden Verbandstagen zugelassen – in beiden Landesverbänden wurden diese mit deutlicher Mehrheit von den Delegierten zurückgewiesen.