Zollernalbkreis

Erster Corona-Fall im Zollernalbkreis: Was Klinikchef und Landrat sagen

03.03.2020

Von Michael Würz

Erster Corona-Fall im Zollernalbkreis: Was Klinikchef und Landrat sagen

© Pascal Tonnemacher

Besprechung im sogenannten Vorfluter, dort, wo normalerweise Hebammen ihren Platz haben.

Ein 61 Jahre alter Mann aus dem Zollernalbkeis ist positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Das Zollernalbklinikum hat am Dienstagnachmittag über den Fall informiert.

Eine Videoaufzeichnung der Pressekonferenz im Zollernalbklinikum gibt es auf der Facebookseite unserer Zeitung. Wie berichtet, hat sich der 61-jährige Patient aus dem Zollernalbkreis beim Skifahren in Südtirol mit dem Corona-Virus infiziert. Er war mit einer rund 40-köpfigen Gruppe aus dem Raum Balingen unterwegs.

Fotostrecke
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Hier, wo normalerweise Hebammen ihren Platz haben, werden nun Corona-Verdachtsfälle getestet.

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Pressekonferenz in der Klinik am Dienstagnachmittag.

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Das Rote Kreuz ist im Einsatz. Die Klinik arbeitet mit der DRK-Bereitschaft zusammen.

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Anmeldung am sogenannten Vorfluter in der Klinik.

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Die wichtigsten Infos aus der Pressekonferenz:

  • Viele seien beunruhigt aufgrund des ersten Falls im Zollernalbkreis, sagt Klinikchef Dr. Gerhard Hinger. Bürger würden sich auch an Arztpraxen wenden. Hinger sagt: „Wir sind eingestellt auf Patienten, weiterhin gilt der Eigenschutz.“ Es sollten zum Beispiel keine Hände geschüttelt werden und die Nies-Etikette beachtet werden. Hinger appelliert an die Bevölkerung, aus Rücksicht auf das Gesundheitssystem nicht panisch unangemessene Maßnahmen in Anspruch zu nehmen.
  • Im Zollernalbklinikum habe man einen sogenannten Vorfluter eingerichtet, in einem Raum, der normalerweise für die Hebammen gedacht sei. Dort würden künftig die Abstriche bei Verdachtsfällen gemacht. Die DRK-Bereitschaft sei hierfür alarmiert. Damit brauche man in Balingen nicht etwa ein Zelt, wie sie in anderen Kliniken zum Einsatz kämen.
  • 14 Menschen seien bislang im Zollernalbklinikum getestet, 12 davon negativ, 2 Ergebnisse stünden noch aus. Man rechne damit, dass sich zeitnah eine Vielzahl an Kontaktpersonen des Infizierten meldet. Zehn von ihnen seien bis Dienstagnachmittag bereits in der Klinik vorstellig geworden, wo sie untersucht würden – um zu entscheiden, ob ein Corona-Test notwendig ist. Der Mann war mit etwa 40 Personen unterwegs, er sei in einem stabilen Zustand.
  • Weitere Teilnehmer der Reisegruppe blieben zunächst zuhause, sagt Landrat Günther-Martin Pauli. Man nehme die Situation ernst, im Landratsamt tagt ein Krisenstab mit Behörden und Hilfsorganisationen. Grund zur Panik gebe es aber nicht. „Wir müssen den gesunden Menschenverstand walten lassen.“ Einzelne Veranstaltungen würden abgesagt (mehr dazu hier). Pauli kritisiert Hamsterkäufe, dies sei bedenklich. Außerdem bräuchten die Kliniken etwa Desinfektionsmittel.
  • Klinikchef Hinger betont, dass man mit der Situation im Zollernalbklinikum klarkommen werde. „Das ist mir wichtig.“ Gleichwohl müsse man mit den Kapazitäten haushalten, sie seien schließlich endlich. „Wir werden alles daran setzen, um die Situation zu bewältigen.“
  • Man könne nicht exakt sagen, ob die ganze Debatte um das Coronavirus unberechtigte Panikmache sei oder nicht, sagt Hinger. „Da wir keine gut gesicherte Datenbasis haben, können wir das Risiko der Letalität nicht mit Sicherheit vorhersagen.“ Namhafte Virologen hätten die Letalität, die Sterberate, jüngst nach unten korrigiert. Andererseits, sagt Hinger, könnten auch bei Überlebenden schwere Verläufe drohen, etwa, wenn es zu Lungenausfällen kommt – das könnten 1/4 bis 1/3 der Fälle sein. „Dies bedeutet lange Intensivaufenthalte.“ Die große Herausforderung indes seien die völlig harmlosen Verläufe, da man die Dunkelziffer derer, die nicht getestet werden, nicht kenne. Damit falle es schwer, eine Letalitätsquote zu errechnen. „Bei Ungewissheit treten Ängste auf, so ist der Mensch veranlagt. Deshalb ist es mir wichtig, mit großer Rationalität da ranzugehen“, sagt Hinger.
  • Der Klinikchef äußert sich zu der Reisegruppe: Alle 40 Reisenden seien per Definition direkte Kontaktpersonen. Das Gesundheitsamt hat für sie häusliche Quarantäne angeordnet. Sollten sie Symptome entwickeln, würden sie getestet. „Nach 14 Tagen läuft alles normal weiter, wenn nichts passiert.“
  • Für mögliche Schulschließungen sei das Kultusministerium zuständig, erklärt Landrat Günther-Martin Pauli. Das Schulamt habe sich nach Kontakten erkundigt, um im konkreten Fall Informationn einholen und beraten zu können.
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