Ernüchterung im Schwenniger Gemeinderat: Der Holzmarkt gibt momentan nicht besonders viel her

Von Wilfried Koch

Die Bürgervertreter der Heuberggemeinde bekommen einen Einblick in die aktuelle Situation in ihrem Gemeindewald und dessen Nutzung bis 2030.

Ernüchterung im Schwenniger Gemeinderat: Der Holzmarkt gibt momentan nicht besonders viel her

Stefan Kopp steht neben einem von Förster Jürgen Kuhl mit einem Vogel gekennzeichneten Habitatbaum mit Spechthöhle. Diese Altbuche darf nicht geerntet werden, er bleibt der Tierwelt vorbehalten.

Alle zehn Jahre treffen sich Forstleute mit dem Gemeinderat, um die forstwirtschaftliche Entwicklung im Gemeindewald für das nächste Jahrzehnt festzuzurren.

Planung bis 2030

Der Leiter der Abteilung Forsteinrichtung beim Regierungspräsidium Freiburg, Klaus Schuler, stellte gemeinsam mit seinem Kollegen Stefan Kopp vom Fachbereich Forst im Landratsamt Sigmaringen sowie Revierförster Jürgen Kuhl im Gewann Hausertal bei optimalen äußeren Bedingungen das neue Forsteinrichtungswerk für die Jahre 2021 bis 2030 vor.

Einschlag-Zahlen

Im Anschluss fand Feuerwehrhaus die Debatte des Gemeinderates mit der Beschlussfassung statt. Geplant ist ein jährlicher Hiebssatz von 21.800 Erntefestmetern, der moderat über dem letzten (20.600 Efm) liegt. Nicht darin enthalten ist das, was die Forstleute unter der zufälligen Nutzung (ZN) verstehen, nämlich das anfallende Holz aus Sturm, Schnee- und Eisbruch, Insekten, Dürre oder Pilzbefall.

Tatsächlich lag die Nutzung im vergangenen Jahrzehnt mit 23.333 Efm um 2.733 Efm (oder 13 Prozent) höher als im letzten Plan. Dabei betrug die zufällige Nutzung 6.260 Efm oder 27 Prozent.

Zurückhaltung ist angesagt

Die Pflege und Durchforstung wird konsequent fortgeführt. Stefan Kopp sprach die derzeit schwierige Situation am Holzmarkt an, die zu Zurückhaltung beim Holzeinschlag zwingt. „Wir brauchen wieder eine entsprechende Wertschätzung am Holzmarkt“, so der Chef vom Fachbereich Forst.

Appell: Altbestände aufbrauchen

Gemeinderat Fritz Grad verlangte wenn der Holzpreis wieder steigt, den Abbau von Altbeständen, weil diese aufgrund des Klimawandels risikobehaftet seien.

Die Waldbodenfläche im Gemeindewald Schwenningen umfasst 316,2 Hektar und somit 50,5 Hektar mehr als bei der letzten Forsteinrichtung vor zehn Jahren. Unter den 316,2 Hektar befinden sich auch 6,7 Hektar stillgelegter Wald, man spricht dabei von Waldrefugien.

Nadel – Laub fast 50:50

Insgesamt befinden sich im Schwenninger Gemeindewald 45 Prozent Fichten, zwei Prozent Douglasien, ein Prozent Waldkiefer und ein Prozent sonstiges Nadelholz (Weißtanne, Lärche); zusammen also 49 Prozent Nadelbäume. Die restlichen 51 Prozent entfallen auf Laubbäume, wobei die Rotbuche mit 24 Prozent den größten Anteil einnimmt.

Esche ist auf dem Rückzug

Erschreckend ist der Rückgang bei der Esche von zehn auf fünf Prozent, was der Krankheit Eschentriebsterben geschuldet ist. Erfreulich ist der Holzvorrat, der von 84.177 Vorratsfestmetern (Vfm) 2011 auf 96.417 Vfm , also um 15 Prozent oder 12.239 Vfm angestiegen ist. Zur Berechnung: ein Vorratsfestmeter entspricht 0,8 Erntefestmeter. Klaus Schuler betonte, dass der waldwirtschaftliche Umbau unter Berücksichtigung der klimabedingten Veränderungen erfolgt.

Hoch droben fühlt sich die Fichte wohl

„Schwenningen ist durch seine Lage als höchster Standort im Kreis Sigmaringen aber nach wie vor gut für die Fichte geeignet“, so der Forstfachmann aus Freiburg. Trotzdem setze man im kommenden Jahrzehnt auch auf die Douglasie und nutze selbstverständlich die Naturverjüngung wo immer möglich als Kostenreduzierungsmöglichkeit.

Hohen Wert bei Biotopkartierung

Mit 14,8 Prozent oder 38 Biotopen auf 51 Hektar bietet der Schwenninger Gemeindewald einen ausgesprochen hohen Wert nach der Waldbiotopkartierung. Auf jedem Hektar stehen im Schnitt 3,8 Habitatbäume und 22,6 Quadratmeter Totholz. Unter Habitatbäumen versteht man lebende und tote Bäume mit ökologisch wertvollen Sonderstrukturen. Habitatbaumgruppen sind wirtschaftlich meist weniger interessant, werden aus der Nutzung genommen und dem natürlichen Zerfall überlassen.

Gemeinsam mit den Waldrefugien werden sie Bestandteil des Alt- und Totholzkonzeptes nach dem Vorbild der Landesforstverwaltung. Hierfür konnte die Gemeinde vor drei Jahren rund 260.000 Ökopunkte auf einem Ökokonto ansammeln.