Erinnerung an Kugelwegfeuer: Liederkranz Zillhausen pflegt 170 Jahre altes Brauchtum
13.12.2022
Der Liederkranz Zillhausen hat das geschichtsträchtige Kugelwegfeuer als „Nikolaussingen am Roa“ wieder aufleben lassen. Es ist Teil der althergebrachten Traditionen in der Weihnachtszeit, die im Ort seit 170 Jahren gepflegt werden – und mit neuen Elementen auch für die junge Generation attraktiv gehalten wird.
„Unser ‚Nikolaussingen am Roa‘ war ein großer Erfolg, trotz des schlechten Wetter strömten die Besucher zum Weihnachtshaus und die Küche hatte alle Hände voll zu tun der Lage Herr zu werden“, freut sich die Liederkranz-Vorsitzende Marion Klotz.
Das Highlight war das Singen der Kinder des Kindergartens in Streichen und der Schule in Zillhausen. Mit Feuereifer und unbändiger Freude sangen sie das Lied der Weihnachtsbäckerei und klopften mit ihren Kochlöffeln feste drauf los, sodass die Kochmützen nur so wackelten.
© Privat
Nachdem die Kindergartenkinder und Grundschüler Weihnachtslieder gesungen hatten, kam der Nikolaus und verteilte Geschenke.
Die Bescherung durch den Nikolaus wurde sehnlichst erwartet und dieser konnte gleich zwei Säcke Geschenke verteilen. Das Weihnachtsquiz, John Lennons „Happy Christmas“ und zum Abschluss „Feliz navidad“ animierte die Besucher, begeistert mitzumachen. Bei festlich beleuchteter Weihnachtskulisse, verweilten die Besucher noch lange.
Tradition des Kugelwegfeuers flammt auf
Dem Liederkranz Zillhausen ist es gelungen, mit diesem ersten Nikolaussingen an die hier bereits vor 170 Jahren begonnene Tradition des Kugelwegfeuers an Heiligabend zu erinnern. In der Dorfweihnacht, dieses Jahr am 23. Dezember, wird der daran anschließende Brauch der Bescherung durch Christkindle und Pelzmärte seit 2007 auf dem Dorfplatz weitergeführt.
Diese alte Tradition wurde von den Buben und heranwachsenden jungen Männern akribisch ausgeführt – vom korrekten Rutenflechten bis hin zum Feuer aufschichten und anzünden, dem Beten des Vaterunsers und dem anschließenden schweigenden Marsch. Erst ab dem Treffpunkt durfte dann mit lautem Geschell durch das ganze Dorf gezogen werden um die Bescherung der Kinder anzukündigen.
Brauchtum für Jüngere attraktiv halten
Entstanden vor 170 Jahren, als die Menschen arm waren und viele nach Amerika auswanderten, zwei Weltkriege, Inflation und viele weitere Krisen, hat dieser Brauch bis ins Jahr 2001 ohne Unterbrechung überdauert. Zunehmender Wohlstand, Social Media sowie eine Reizüberflutung unserer Gesellschaft hat fast dazu geführt, dass diese Tradition in Vergessenheit gerät. Doch ist es der Dorfgemeinschaft gelungen, dieses Brauchtum auch für die Jüngeren attraktiv zu gestalten und somit am Leben zu erhalten.
