Bisingen

Entwarnung: Auf dem Bisinger Maute-Areals finden sich „nur“ die üblichen Schadstoffe

08.05.2019

von Sabine Hegele

Entwarnung: Auf dem Bisinger Maute-Areals finden sich „nur“ die üblichen Schadstoffe

© Stephanie Apelt

Das einstige Maute-Areal in Bisingen (heutzutage eine Freifläche) wurde auf Schadstoffe untersucht.

Welche Potenziale und Chancen, aber auch Risiken und Restriktionen birgt das Maute-Areal? Welche Schadstoffe schlummern in den Gebäuden und Böden? Lohnt sich ein Teilerhalt – und wenn ja, wo? Diesen und noch sehr viel mehr Fragen haben sich die Steg Stadtentwicklung GmbH sowie die Firma Berghof Analytik und Umweltengineering angenommen und dem Bisinger Gemeinderat am Dienstagabend erste Ergebnisse vorgestellt.

Im vierten Quartal dieses Jahres soll, „wenn der politische Wille des Gemeinderats klar ist“, ein Rahmenplan „stehen“. Gefolgt von einer langen Konzeptionsphase im Jahr 2020, gegebenenfalls verbunden mit einem Gestaltungswettbewerb und parallel begleitet von einer ersten Nutzerakquise. Beim Stichwort Wettbewerb war Klaus Ertl, FWV, gleich dabei: weil das „ein Jahrhundertwerk wird, das wir hier bauen“. Nicht anders sahen es seine Ratskollegen, allen voran Christoph Michailidis. Der Freie Wähler setzte noch einen drauf mit seinem Wunsch, schon früher als am 21. September dieses Jahres (wenn der neu gewählte Bisinger Gemeinderat in Klausur geht) in die weiterreichende Untersuchung des Kamins und des Kesselhauses auf ihre Erhaltensfähigkeit einzusteigen.

Für die Nachwelt erhalten

Für ihn steht außer Zweifel, dass nur diese beiden Maute-„Reliquien“ es wert seien, erhalten zu werden. Und er möchte, dass die Rahmenplanung schneller voranschreitet. „Sonst geht uns weiter so viel Zeit verloren“, argumentierte Michailidis – und hatte schließlich den Gemeinderat auf seiner Seite. Dieser beauftragte die Verwaltung, zunächst unverbindlich Angebote für die weitergehende Untersuchung des Kamins und des Kesselhauses einzuholen. Bei seiner nächsten Zusammenkunft am 4. Juni sollen sie dem Rat vorgelegt werden.

Es sind keine Baulasten eingetragen

Dieser Einigung voran gingen interessante Einblicke in den aktuellen Stand der Untersuchung des Maute-Areals insgesamt. Anna Heizmann verwies auf dessen zentrale Lage, die große Entwicklungsfläche (von allen Seiten erschließbar!), auf das Fehlen eingetragener Baulasten und ein bereinigtes Grundbuch. Andererseits aber auch auf die zu erwartenden enormen Abbruch- und Entsorgungskosten, auf die hohen Erhaltungskosten bei der Nachnutzung von Gebäudeteilen, auf den erhöhten Grundwasserspiegel unterm Kesselhaus, auf mögliche Schadstoffe in den Gebäuden und im Außenbereich, auf drei Altlastflächen sowie eine abzuklärende Kampfmittelbelastung.

Frei von Bombenabwürfen

Für letztere konnte Thomas Schatz, Projektleiter der Firma Berghof, Entwarnung geben. Eine Luftbildauswertung habe ergeben, dass das Maute-Areal frei geblieben sei von Bombenabwürfen. Schadstoffe indes seien natürlich gefunden worden –allerdings nichts „super Alarmierendes“, sondern nur solche, wie sie auf jeder anderen Industriebrache auch zu finden seien.

Asbestisolierungen nicht unbenklich

Zum Beispiel Asbest. Seien die Asbestzementdächer auf dem Hauptgebäude noch unbedenklich („die tun niemandem weh, so lange sie nicht zerbröseln“), stellten die asbesthaltigen Rohrisolierungen im ehemaligen Kesselhaus und in der Färberei durchaus eine Gefahr dar. Weil diese schwach gebunden seien, bestehe die Gefahr, Asbestfasern freizusetzen. Hier sei, so Schatz, unmittelbarer Handlungsbedarf geboten. Will heißen: Die Keller der Gebäude müssen so gesichert werden, dass sie nicht mehr betreten werden können. Die Rohleitungen erstrecken sich auf eine Länge von sage und schreibe 3000 bis 4000 Meter.

Ofen ersteckt sich über mehrere Etagen

In seinem Innern mit Asbest ausgekleidet ist auch der Ofen von 1938, der sich über mehrere Stockwerke erstreckt. Des Weiteren wurden bei den bisherigen Untersuchungen teerhaltige Dachpappe, mit teerhaltigem Kleber verbundenes Parkett und Wandverkleidungen aus Teerkork festgestellt. Dazu kamen Verunreinigungen durch Mineralöle. Noch keine Aussage machen konnte Thomas Schatz zur Grundwassersituation: „Die ist noch nicht erkundet.“

Statik muss genau in den Blick genommen werden

Vage gab sich der Berghof-Projektleiter mit seiner Einschätzung zum Teilerhalt von Gebäuden. Zwar verfügten sie teilweise über eine gute Bausubstanz, doch gelte es im gegebenen Fall Tragsystem und Statik genau zu untersuchen. Wie’s mit dem Kamin aussieht? Ist er standfest? Auch das müsste überprüft werden, wozu es einen ausgewiesenen Spezialisten brauche. Das Angebot eines solchen soll, wie oben ausgeführt, eingeholt werden. Im Juni steht das Maute-Areal also wieder zur Diskussion.

Für Fördermittel braucht’s ein Entwicklungskonzept

Am 24. April dieses Jahres gab es einen Vor- Ort-Termin mit Vertretern des Wirtschaftsministeriums, berichtete Bürgermeister Roman Waizenegger. Deutlich wurde dabei, dass die auf 2020 befristete Laufzeit für das Sanierungsgebiet Maute-Areal gegebenenfalls verlängert werden könnte. Ganz klar gemacht worden sei ihm, Waizenegger, jedoch, dass Bisingen ein Gemeindeentwicklungskonzept erarbeiten muss: „Das braucht es für weitere Landes- und Fördermittel. Da müssen wir jetzt einsteigen.“ Wobei der Fokus auf das Maute- Areal, das vom Land „positiv begleitet“ werde, gelegt werde.

Diesen Artikel teilen: