Entscheidung ist gefallen: Ehemalige Meßstetter Kaserne wird Kreisimpfzentrum

Von Gudrun Stoll

Die Zeit drängt. Bis 15. Dezember sollen die geplanten zentralen Impfzentren in den vier Regierungsbezirken von Baden-Württemberg einsatzbereit sein. Ab 15. Januar folgen die Kreisimpfzentren. Für den Zollernalbkreis wird dieses Zentrum auf dem ehemaligen Kasernengelände in Meßstetten eingerichtet.

Entscheidung ist gefallen: Ehemalige Meßstetter Kaserne wird Kreisimpfzentrum

Im Gebäude Nummer 7 befand sich der Wirtschaftsbereich, in der Zeit als Nutzung der LEA die Mensa. Hier wird wohl das Kreisimpfzentrum eingerichtet.

Seit Tagen wird nicht nur in Meßstetten darüber gerätselt, ob das Land auf dem ehemaligen Kasernengelände ein Impfzentrum einrichtet. Das Landratsamt in Balingen hat jedenfalls nur die ehemalige Luftwaffenkaserne nach Stuttgart als geeignete Immobilie gemeldet, da sie langfristig zur Verfügung stünde und eh dem Bund gehört. Das Sozialministerium des Landes hat am Mittwochnachmittag die Standorte für die geplanten 50 Kreisimpfzentren bekannt gegeben. Nun steht auch offiziell fest: Geimpft wird in Meßstetten.

Zentrale Zentren in Tübingen und Ulm

Bereits vorige Woche wurden das Uniklinikum Tübingen und die Messe in Ulm als Standorte für die Zentralen Impfzentren im Regierungsbezirk Tübingen benannt. Diese sollen ab 15. Dezember startklar sein. Die Kreisimpfzentren folgen bis 15. Januar. Die Entscheidung über die Standorte der Kreisimpfzentren sei in Zusammenarbeit des Landes mit dem Städtetag, dem Landkreistag und dem Gemeindetag Baden-Württemberg unter Beteiligung der jeweiligen Kommunen erfolgt, heißt es in der Pressemitteilung des Sozialministeriums.

Minister spricht von stabilem Fundament

„Unsere Impfstrategie steht auf einem stabilen Fundament“, wird Sozialminister Manne Lucha zitiert. Es gibt neun Zentrale Impfzentren in Freiburg, Offenburg, Karlsruhe, Heidelberg, Stuttgart (2), Rot am See, Tübingen und Ulm, in den Landkreisen werden 50 Impfzentren eingerichtet. Für den Zollernalbkreis in der ehemaligen Zollernalbkaserne in Meßstetten, für den Landkreis Sigmaringen in Hohentengen (Kaserne, Sporthalle). Für Rottweil wird die Stadthalle in der Kreisstadt zum Impfzentrum.

Mobile Impfteams besuchen Pflegeheime

Flankierend zu den Impfzentren wird es laut Pressemitteilung des Ministeriums mobile Impfteams geben, die als sogenannte aufsuchenden Angebote in die Pflegeheime gehen. Zudem werde derzeit ein Konzept zur Impfung in Kliniken erarbeitet, in denen das dort beschäftigte Personal geimpft wird.

Wer koordiniert, wird noch geklärt

Wer koordiniert das Kreisimpfzentrum? Aktuell sind das Land, der Städtetag, der Landkreistag und der Gemeindetag Baden-Württemberg über die möglichen Betreibermodelle im Austausch und in Abstimmung. Der Betreiber soll das Kreisimpfzentrum koordinieren.

Landratsamt flankiert Aufbau

Das Landratsamt in Balingen hat am Nachmittag in einer eigenen Stellungnahme begründet, warum die Wahl auf das ehemalige Kasernengelände gefallen ist: Es stehe dauerhaft zur Verfügung und biete ausreichend Platz. Parkprobleme dürften jedenfalls nicht auftreten.

Keine Mietkosten

Es handle sich außerdem um eine bundeseigene Liegenschaft, weshalb keine Mietkosten anfallen, informiert Pressesprecherin Marisa Hahn und bestätigt, dass der Aufbau des Zentrums im ehemaligen Wirtschaftsgebäude erfolgen wird.

Im Vergleich zu einer Mehrzweckhalle verfüge das Gebäude über eine sehr gute räumliche Aufteilung. Die entsprechenden Planungen würden bereits seit mehreren Wochen laufen, konkrete Vorbereitungen seit über einer Woche.

Pro Tag 800 Impfungen

In jedem Kreisimpfzentrum sollen pro Tag etwa 800 Impfungen durchgeführt werden. „Hier ist ein klar strukturierter Ablauf das A und O“, betont Kreisbrandmeister Stefan Herman, zugleich Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz. „Wir erarbeiten gerade ein Konzept mit mehreren Impfstraßen unter anderem für die Anmeldung, die ärztliche Aufklärung und Impfung. Gleichzeitig stehen wir im engen Austausch mit den ehrenamtlichen Hilfsorganisationen und Kräften – DRK, THW und Freiwilligen Feuerwehren“, benennt Hermann jene Gruppen, aus denen Helfer wohl rekrutiert werden.

Landrat: Halten Zeitfenster ein

„Dass sich die Impfstoffforschung auf der Zielgerade befindet, ist ein wichtiger Schritt zur Bewältigung der Corona-Pandemie hin zur Normalität“, so Landrat Günther-Martin Pauli. „Wir setzen alles daran, dass wir an dem vom Sozialministerium vorgegebenen Termin zum 15. Januar mit den ersten Impfungen auf dem Geißbühl beginnen können“, fügt der Kreischef an.

Kreis geht in Vorleistung

Wer das Impfzentrum betreiben wird, steht derzeit noch nicht fest. Trotzdem gehe die Landkreisverwaltung in Vorleistung und bereite logistisch und organisatorisch soweit alles vor.

Wer wird zuerst geimpft?

Die Priorisierung nimmt der Bund vor auf Empfehlungen der Ständigen Impfkom-mission, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Deut-schen Ethikkommission. Diese würden nach Zulassung der Impfstoffe weiter konkretisiert, informiert das Sozialministerium in Stuttgart. In einem ersten Schritt sollen neben medizinischem Personal und Personal in kritischen Infrastrukturen vor allem vulnerable (anfällige, vorerkrankte) Personengruppen geimpft werden. Daher werden zusätzlich mobile Impfteams eingesetzt, die beispielsweise Pflegeheime oder Wohneinrichtungen für Behinderte sowie private Haushalte mit pflegebedürftigen Personen aufsuchen.

Verteilung über Zentrallager

Das Land ist in der Zeit vor einer Überleitung der Impfung in die Regelversorgung durch die Hausarztpraxen für die Impfstofflogistik zuständig. Die Verteilung erfolgt über ein Zentrallager. Die Sicherheit an den Impfzentren obliegt grundsätzlich den Betreibern. Begleitend werden die Ortspolizeibehörden sowie – auf Anordnung des Innenministeriums – der Polizeivollzugsdienst für Sicherheit und Ordnung sorgen.

Wer stellt das Personal?

Es werde wohl nicht ausreichen, dass Personal aus nur einem Bereich, also Kran-kenhäusern, eingesetzt werde, betont das Sozialministerium. Kassenärztliche Vereinigung, Landesärztekammer, die baden-württembergische Krankenhaus-Gesellschaft, der medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) sowie die verschiedenen Hilfsorganisationen werden Hand in Hand arbeiten.

Ärztinnen und Ärzte, die sich in einem Impfzentrum engagieren möchten, können sich bei der Landesärztekammer oder bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg melden. Für medizinische Fachkräfte und freiwillige Helfer wird derzeit eine Lösung erarbeitet, wo diese sich melden können.

Wie erfolgt die Anmeldung?

Es ist laut Ministerium in Stuttgart geplant, dass die Anmeldung telefonisch über eine spezielle Weiche der Telefonnummer 116 117 erfolgt. Allerdings sollen in größeren Zentren auch telefonische Anmeldungen direkt entgegengenommen werden können. Auch über eine App sollen Anmeldungen ermöglicht werden.

Impfzeit von 7 bis 21 Uhr

Die Impfzeiten sind sieben Tage die Woche in zwei Schichten von 7 Uhr bis etwa 21 Uhr geplant. Die Kreisimpfzentren sind aktuell bis Juni 2021 eingeplant. Sofern notwendig, wird deren Tätigkeit darüber hinaus auch verlängert werden.

Mittelfristig ist die Impfung für die Gesamtbevölkerung mit zunehmender Anzahl an verfügbarem Impfstoff im Laufe des Frühjahrs/Sommers über die Haus- und Facharztpraxen vorgesehen.

Zwei Impfungen wohl notwendig

Derzeit sei von einer Verimpfung auf zwei Dosen im Abstand von 21 bis 28 Tagen auszugehen, heißt es im Ministerium in Stuttgart. Die gleichzeitige Vergabe von zwei Impf-Terminen sei sinnvoll und werde angestrebt.

Stadt sichert Unterstützung zu

„Wir in Meßstetten unterstützen den Aufbau eines Impfzentrums für den Zollernalbkreis gerne“, meldet sich auch Bürgermeister Frank Schroft zu Wort und sichert Unterstützung zu. Die Einrichtung des Kreisimpfzentrums komme den Planungen der Stadt und des Zweckverbandes, auf eine anderen Teil des Geländes einen Industrie- und Gewerbepark aufzubauen, nicht in die Quere.