Fussball

Entscheidung gefällt: Saison in der Fußball-Regionalliga Südwest unterbrochen

04.11.2020

Von Marcel Schlegel

Entscheidung gefällt: Saison in der Fußball-Regionalliga Südwest unterbrochen

© Jan Huebner/Imago

Geschäftsführer Sascha Döther und Co. haben beschlossen, den Regionalliga-Spielbetrieb auszusetzen.

In der Fußball-Regionalliga Südwest wird mindestens bis Ende November nicht gespielt. Am Ende gab Rheinland-Pfalz, das seine Klubs dem Amateursport zuordnet und ihnen somit die Aufrechterhaltung von Trainings- und Spielbetrieb untersagt, den Ausschlag.

Mit reichlich Verspätung traf am Mittwochvormittag jene Nachricht schließlich ein, die schon für vergangenen Samstag angekündigt gewesen war. Der erste Satz darin, gleich der entscheidende: Die laufende Saison in der Fußball-Regionalliga Südwest ist bis mindestens Ende November unterbrochen. Schlussendlich stufte das Kultusministerium von Rheinland-Pfalz seine vier Regionalliga-Klubs als Amateurmannschaften ein und verwehrt ihnen damit, auch während des aktuellen „Lockdown Light“ zu trainieren oder Spiele auszutragen. Und das gab den Ausschlag. Denn anders als Rheinland-Pfalz hatten die zuständigen Ministerien der anderen Länder die Regionalliga Südwest dem Profisport zu- (Hessen, Baden-Württemberg) oder ihren Vereinen Ausnahmegenehmigungen (Saarland) erteilt – und ihnen somit theoretisch erlaubt, auch im laufenden November Spiele auszutragen.

Geht es im Dezember überhaupt weiter?

Ob es im Dezember weitergeht, wo die viertklassige Südweststaffel noch drei Spieltage zu absolvieren hätte, hängt nun daran, ob in den Bundesländern, aus denen die 22 Klubs stammen, bis zum 17. November „ein Mannschaftstraining unter Wettkampfbedingungen zulässig ist“, schreibt die Regionalliga Südwest GbR um deren Geschäftsführer Sascha Döther. Wahrscheinlicher ist, dass die Spielklasse in die vorzeitige Winterpause gehen wird.

Die Erklärung der Ligaleitung im Wortlaut.

Bei der TSG Balingen hat man mit dieser Entscheidung gerechnet, wie Geschäftsführer Jan Lindenmair erklärte. Nach wie vor haben die Balinger eine zwiegespaltene Meinung, da beide Varianten letztlich vor allem Nachteile mit sich bringen. Aus wirtschaftlicher Sicht sei man froh, nicht vor Geisterkulissen spielen zu müssen, was finanzielle Einbußen zur Folge hätte, so Lindenmair. Aus sportlicher Sicht stellt sich nun die Frage, wie diese Saison bis Mitte Juni 2021 überhaupt zu Ende gebracht werden soll. Schließlich sind Stand jetzt noch über 30 Spiele offen. „Wir müssen jetzt über den Spielplan nachdenken und darüber, ob es alternative Modelle gibt“, sagte Lindenmair.

Döthers Gruppenmodell wäre nun geeignet

Schon vor der Saison hatte die Ligaleitung aufgrund der Erfahrung der vergangenen, wegen der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochenen Spielzeit ein Gruppenmodell vorgeschlagen, dass die Runde von 42 auf 34 Spieltage reduziert hätte – das war damals am Veto der Profivereine gescheitert. Und ausgerechnet diese hätten nun gerne weitergemacht. Wie und ob die Balinger um Trainer Martin Braun im November den Trainingsbetrieb fortsetzen, ist laut Lindenmair ebenfalls noch nicht geklärt. „Wir haben uns bewusst nicht vorbesprochen, sondern wollten die Entscheidung abwarten“, erklärte er.

Profis oder Amateure – zur Vorgeschichte.

Theoretisch dürfen die Balinger Amateurspieler trotz Quasi-Lockdown trainieren, weil die Liga vom Land dem Berufssport zugeteilt wurde. Allerdings gehen die Spieler der Schwaben fast ausnahmslos einem Hauptberuf oder Studium nach – und sind zusätzlich fußballspielende Minijobber. Sie würden sich also durch die Kontakte im Training einer vermeidbaren Corona-Infektionsgefahr aussetzen, die sich wiederum auf den Hauptberuf auswirken könnte. Nicht zu trainieren, würde auch einen Gehaltsverzicht möglich machen, wie ihm die Balinger Spieler schon im Frühjahr nach dem Saisonabbruch zustimmten.

Rheinland-Pfalz als Zünglein an der Waage

Nochmals zur abweichenden Entscheidung von Rheinland-Pfalz: Fakt ist, dass es sich beim TuS RW Koblenz, Aufsteiger TSV Schott Mainz und dem FK 03 Pirmasens tatsächlich um Amateurteams handelt, auch die U 23 des Bundesligisten 1. FSV Mainz 05 war am Dienstag nach mehrstündigen Beratungen nicht als reine Profimannschaft charakterisiert worden.

„Eine Fortsetzung des Spielbetriebs ohne die in Rheinland-Pfalz ansässigen Teilnehmer, denen unverschuldet aus öffentlich-rechtlichen Gründen die Austragung von Heimspielen am Vereinssitz unmöglich ist, würde zu massiven Verzerrungen des Wettbewerbs führen“, erklärten die Verantwortlichen der Ligaleitung und der Gesellschafterversammlung, die sich aus Vertretern der beteiligten Länderverbände zusammensetzt. Sie überließen damit der Politik die finale Entscheidung. Und die war sich uneins. Nur, wenn alle Bundesländer zugestimmt hätten, hätten Döther & Co. für die Saisonfortsetzung entschieden.

Auch dem, insbesondere von Seiten der Kickers Offenbach vertretenen Argument, dass auch die Fußballer der Amateurvereine mit Arbeitsvertrag und gegen Entgelt spielen und deshalb Quasi-Profis wären, widersprach die Ligaführung. Stattdessen sei es eine Spielklasse, „in der überwiegend zwar Vertragsspieler zum Einsatz kommen, von wenigen Ausnahmen abgesehen aber nur im Rahmen einer Nebentätigkeit“. Der OFC um Präsident Joachim Wagner spricht sich vehement für eine Fortsetzung der Saison ohne Zuschauer aus und hat für den jetzt eingetretenen Fall der Unterbrechung auch mit rechtlichen Schritten gedroht. Markant: Im Frühjahr hatten die Hessen sich mal für, mal gegen Geisterspiele ausgesprochen.

Diesen Artikel teilen: