Handball

Emotionaler Drahtseilakt: TVB Stuttgart und HBW Balingen-Weilstetten im Schwaben-Derby

14.10.2021

Von Marcus Arndt

Emotionaler Drahtseilakt: TVB Stuttgart und HBW Balingen-Weilstetten im Schwaben-Derby

© Herl

Nach dem Erfolg gegen Hannover-Burgdorf hat der HBW Balingen-Weilstetten (im Bild Jona Schoch) nun vier Pluspunkte auf dem Konto.

Mit dem zweiten Saisonsieg verschafften sich die „Gallier“ etwas Luft im Tabellenkeller. Den TVB Stuttgart spülte es hingegen nach der Klatsche bei den Körperkulturellen unter den Strich. Die Sanchez-Schützlinge müssen liefern.

Das frostige Oktober-Wetter passt zum Stimmungsbild in Stuttgart. Ambitioniert in die Saison gestartet, reihen sich die Bittenfelder an vorletzter Stelle ein. Allein im Süd-Gipfel gegen die Rhein-Neckar Löwen (Endstand: 35:30) punktete der TVB in sieben Begegnungen.

„Trotz vieler Ausfälle haben sie einen guten Kader“, sagt Jens Bürkle über den schwäbischen Rivalen, „aber ohne Linkshänder im Rückraum ist es schon sehr schwierig.“ Die personellen Probleme, der Trainerwechsel (Roi Sanchez für Jürgen Schweikardt) sowie der Abgang von Torhüter „Jogi“ Bitter erklären mitunter die (Ergebnis-)Krise des Tabellen-17.

Viel Qualität aus der Distanz

Mit Torjäger Viggo Kristjansson und Jerome Müller fallen beide Linkshänder im rechten Rückraum aus. „Vielleicht kommt einer früher als erwartet zurück“, sagt der Balinger Coach unaufgeregt, „darauf sind wir vorbereitet.“ Ende September wurde der 24-Jährige wegen einer Schleimbeutelentzündung im Knie operiert, der Isländer fehlt aufgrund einer Daumenverletzung schon länger.

Eine unglaubliche Qualität macht Bürkle dennoch bei den Distanzschützen der Wild Boys aus: mit dem Ungarn Egon Hanusz in der Mitte sowie dem wurfgewaltigen Schweden Adam Lönn auf Halblinks. „Wir müssen es schaffen, Lönn eine ähnliche Quote aufzudrücken wie es Leipzig getan hat“, fordert der Sportwissenschaftler, welcher vor einer „extremen Vielseitigkeit“ des TVB warnt. „Das ist schon sehr kreativ und schwer ausrechenbar“, gesteht der frühere Erstliga-Kreisläufer ein, „aber gefühlt fehlt ihnen in allen Bereichen noch ein wenig. Sie machen viele Details bereits gut, aber noch passt nicht alles zusammen.“

„Haben dem Druck standgehalten“

Wie bei den Balingern in den vergangenen Wochen. Erst gegen die Recken aus Hannover stoppte der Kreisstadt-Klub seinen Abwärtstrend. „Wie schon so oft in diesem Jahr haben wir dem Druck standgehalten“, betont der 41-Jährige, „sind sehr kämpferisch und geschlossen aufgetreten.“ Mit 28:26 setzte sich der Aufsteiger von 2019 verdient durch.

Nach einem freien Tag am Mittwoch hat Bürkle sein Team gewohnt akribisch auf die Bittenfelder vorbereitet. Gegen die konterstarken Stuttgarter Patrick Zieker und Sascha Pfattheicher sollten die „Gallier“ verantwortungsvoll mit dem Spielgerät umgehen und vorne nicht allzu viel liegen lassen. Auch nach der Hamburg-Rückkehr von Bitter ist der TVB exzellent zwischen den Pfosten aufgestellt. „Thulin und Prost können das Tor zunageln“, meint der Balinger Kommandogeber.

Emotionalität und Kampfgeist

Dieser kann im schwäbischen Derby am Sonntagnachmittag (16 Uhr, Porsche-Arena) auf den kompletten Kader zurückgreifen – allein die beiden Langzeitverletzten (Oddur Gretarsson und Marcel Niemeyer) fehlen weiter. „Emotionalität und Kampfgeist“, verlangt Bürkle von seinen Spielern, „aber wir dürfen den Kopf nicht verlieren.“

Ein emotionaler Drahtseilakt für die Kreisstädter – mit zwei Siegen aus sechs Spielen 15. im Klassement. Die wissen um die Bittenfelder Defizite. „Da sind einige Dinger offen“, verrät der erfahrene Übungsleiter, „wir müssen sie allerdings unter Stress erkennen und dann auch nutzen...“

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