Albstadt

Elternprotest: Der Streit ums Lautlinger Schulessen geht weiter

23.10.2019

Von Peter Franke

Elternprotest: Der Streit ums Lautlinger Schulessen geht weiter

© Peter Franke

Eltern von Nichtganztagskindern machten im Ortschaftsrat ihre Position deutlich, Amtsleiter Jo Triller (vorne rechts) stellte die Sichtweise der Stadt dar.

Der Lautlinger Ortschaftsrat befasste sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Forderung von Eltern, die wollen, dass alle Schüler in die Mensa der Ignaz-Demeter-Schule essen dürfen.

Missverständnis? Fehler in der Kommunikationskette? Jo Triller, Leiter des Amtes für Familie, Bildung, Sport und Soziales in Albstadt, konnte jedenfalls bei der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates Lautlingen nicht erklären, wie es zu der Information gekommen sein könnte, die jetzt die Elternschaft der Grundschüler des Ortes in Unruhe versetzt hat.

Elternschaft durch Fehlinformationen in Unruhe versetzt?

Eine Gruppe von Kindern besucht den Ganztagesunterricht in der Ignaz-Demeter-Schule. Jene Kinder, deren Eltern dieses Angebot nicht wahrnehmen, haben aktuell an einem Tag in der Woche, dem Dienstag, auch am Nachmittag Unterricht.

Elternprotest: Der Streit ums Lautlinger Schulessen geht weiter

© Peter Franke

Die Lautlinger Räte stärken den Eltern den Rücken.

Diese Kinder können nicht am Mittagessen in der Mensa teilnehmen.

Sie müssten nach dem Informationsstand der Eltern ihre Mittagspause in unterschiedlichen Gebäuden verbringen, ein Unding, wie sie in einem Schreiben an den Ortschaftsrat zum Ausdruck gebracht haben.

Versicherungstechnische Gründe

Jo Triller war der Einladung zur jüngsten Sitzung des Lautlinger Ortschaftsrats am Dienstag gefolgt. Er habe nicht angeordnet, dass die Kinder ihre Mittagspause in unterschiedlichen Gebäuden verbringen müssten, wohl aber in unterschiedlichen Räumen. Rechtliche und versicherungstechnische Gründe, vor allem bezüglich der Aufsichtspflicht, seien die Grundlage dieser Verwaltungsanweisung.

War bauliche Trennung in früheren Gesprächen Thema?

Die Schule könne allerdings eigene Regelungen zur Aufsicht dieser Kinder schaffen, beispielsweise in einer AG, die durchaus auch „Spiele-AG“ heißen könne.

Diana Leibold war vom Ortschaftsrat als Sprecherin der Elternschaft bestimmt. Sie war sich sicher, dass es auch um die bauliche Trennung bei einem früheren Gespräch mit Triller gegangen war.

Diskussion um Grundsatzfrage

Allerdings wendete sich der Wortwechsel in der Sitzung hin zur Grundsatzfrage, ob es pädagogisch verantwortet werden könne, dass Gruppen von Kindern entstehen, die sich gegenseitig ausgrenzen oder sich ausgegrenzt fühlen. Es sollte im Interesse der Stadt liegen, gerade den Kindern größte Aufmerksamkeit zu widmen, seien sie doch die Zukunft der Gesellschaft.

Entscheidung für Eltern unverständlich

Ein Ortschaftsrat sprach von einem Armutszeugnis, gar von einem Skandal, wenn die Stadt sich bei der Verpflegung der Kinder eine Blöße gäbe und Entscheidungen treffe, die weder die Kinder noch deren Eltern wirklich verstehen könnten. Die zu erwartenden Beträge seien angesichts hoher Aufwendungen für andere Bereiche des öffentlichen Lebens eher gering, schätzte er ein.

Gleichbehandlung aller Schüler

Triller wollte das nicht gelten lassen, sprach von Gleichbehandlung aller Schüler und dass die zu erwartenden Belastungen für die Stadt ermittelt werden müssten, bevor sie dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden könnten.

Neben den reinen Kosten für das Essen müssten auch andere Punkte bedacht werden, wie Aufwendungen für die Logistik oder die Bereitstellung von Räumlichkeiten. Triller sicherte zu, bis zum ersten Quartal des kommenden Jahres diese Daten ermittelt zu haben. Früher gehe es nicht, weil ihm dazu das Personal fehle. Danach könne entschieden werden.

Situation war nicht registriert worden

Das bisher gut funktionierende System der Kinderbetreuung unabhängig von der Ganztagsschule sei nur möglich gewesen, weil die Situation in der Ignaz-Demeter-Schule von der Stadtverwaltung schlicht nicht registriert worden sei.

Eltern ziehen am Tag nach der Sitzung ein Fazit

Am Tag nach der Sitzung hat Diana Leibold als Sprecherin die Forderung der Eltern zusammengefasst: „Die Kinder der Ignaz-Demeter-Schule müssen an dem einen Tag mit zeitnahem Nachmittagsunterricht (hier dienstags) in der Schule gemeinsam im selben Raum essen können. Und zwar alle Kinder, egal welchen Status sie gewählt haben. Wer ein Essen erwerben will, muss dieses bezahlen.

‚Nichtganztagskinder‘ müssen eventuell einen höheren Betrag leisten. Das Aufsichtsproblem wird über die weitere Einstellung einer AG über die Deputatsschiene der Schule gewährleistet. Diese Regelung muss sofort umgesetzt werden. Die pädagogisch-psychologische Begründung wurde in der Ortschaftsratssitzung weitgehend diskutiert und abschließend bewertet.“

Diana Leibold: Ortschaftsrat steht hinter den Eltern

Laut Leibold ist die Spiele-AG eine vorübergehende Lösung gewesen. Der Ortschaftsrat stehe hinter der Forderung der Eltern und werde dies an den Gemeinderat weitergeben.

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