Einzelkandidat, aber kein Einzelkämpfer: Stefan Buck kandidiert bei der Landtagswahl

Von Benno Haile

Es ist die mittlerweile dritte Wahl, bei der Stefan Buck antritt. Routine will sich jedoch noch keine einstellen; auch die Landtagwahl sei eine besondere Herausforderung. Im Wahlkampf hat sich der Einzelkandidat mit Robin Gerhardt alias Dizzepticon einen Rapper ins Boot geholt.

Einzelkandidat, aber kein Einzelkämpfer: Stefan Buck kandidiert bei der Landtagswahl

Stefan Buck (rechts), der bei der Landtagswahl als Einzelkandidat antritt, wird im Wahlkampf von Rapper Dizzepticon (bürgerlich Robin Gerhardt) unterstützt.

Sein Markenzeichen ist die schwarze Bomberjacke: „Auch wenn ich in den Landtag gewählt werden würde, einen Anzug würde ich niemals anziehen“, sagt Stefan Buck. Wozu verkleiden, fragt Buck: „Die Leute sollen einen lieber so sehen, wie man ist.“

Der selbstständige Kfz-Mechaniker ist der einzige Einzelkandidat, der sich im hiesigen Wahlkreis bei der Landtagswahl zur Wahl stellt. Vor zwei Jahren bei der Kreistagswahl war das anders: 2019 wurde er noch mit AfD-Parteibuch zusammen mit drei weiteren Parteigenossen ins Kreis-Gremium gewählt: „Ich war da politisch komplett unbeleckt und hatte gar nicht damit gerechnet, gewählt zu werden“, sagt er.

Der AfD hat der 45-Jährige infolge des Rechtsrucks in der Partei mittlerweile den Rücken gekehrt und sitzt mit zwei weiteren ehemaligen AfD-Mitgliedern als Parteiloser in der Fraktion der Konservativ-Bürgerlichen Vereinigung im Kreistag.

AfD-Mitgliedschaft ein Schandfleck in der Vita

„Wir haben alle unsere Schandflecke im Lebenslauf. Meiner ist die AfD“, sagt er rückblickend. „Ich bin der Partei damals nicht wegen ihrer Flüchtlingspolitik beigetreten, sondern weil mich das Thema Altersarmut und Rentenkonzepte beschäftigt hat und die AfD da ein gutes Programm geboten hat.“

Allgemein trenne er Flüchtlings- von Zuwanderungspolitik: „Es ist unbestritten, dass man Flüchtlingen helfen und eine Zuflucht bieten muss“, erklärt Buck. „Ich habe in Jugoslawien mit eigenen Augen das Leid der Menschen in Kriegsgebieten gesehen.“ Für Zuwanderung müsse es laut Buck jedoch Beschränkungen geben.

„Die Landeserstaufnahmestellen für Flüchtlinge sind wie Konzentrationslager“, sagt Buck: „Da werden Leute unter Bewachung zusammen eingepfercht und sich selbst überlassen.“ Man müsse dagegen mit den Menschen arbeiten: „Dann wird auch etwas daraus.“

Buck spricht sich für Umweltschutz aus. Aber gegen die – wie er es nennt – Klimahysterie: „Ich leugne den Klimawandel nicht, aber ich sage: Wir brauchen den Klimawandel“, so Buck: „Wo wären wir ohne den Klimawandel? Dann würden hier noch Dinosaurier leben.“

Kritik an Corona-Politik – und an Corona-Leugnern

An der Corona-Politik der Regierung spart Buck nicht mit Kritik, aber er garniert sie mit etwas Verständnis: „Ich verzeihe es und gestehe es der Regierung zu, dass sie überfordert ist. So eine Situation kennt man einfach nicht“, sagt er. Aber: „Die Lockdowns schaden teilweise mehr als sie nutzen.“

Als Beispiel nennt Buck die gebeutelte Gastronomie: „Da gab es Hygienekonzepte und kaum nachgewiesene Infektionen – und die müssen nun zumachen, während sich das Geschehen unkontrolliert in illegale Kellerbars verlagert.“

Für Corona-Leugner und Maßnahmenverweigerer hat der Wahl-Kandidat dagegen wenig Verständnis: „Die Krankheit muss man ernst nehmen, ich kenne einige, die schwere Verläufe hatten oder die es nicht überlebt haben.“

Aktionen wie die „Lichtspaziergänge“ in Balingen verurteilt er: „Wir haben überall Pflegenotstand und die laufen durch die Stadt und verhöhnen die Opfer, das medizinische Personal und alle, die finanziell unter den Maßnahmen leiden“, erklärt Buck.

Landtagswahl ist eine neue Herausforderung

Auch wenn es bereits die dritte Wahl ist, bei der Buck antritt – nach der Kreistagswahl trat er 2020 als parteiloser Bürgermeisterkandidat in Zimmern unter der Burg an und holte knapp 20 Prozent – so etwas wie Routine hat sich noch nicht eingeschlichen: „Das ist etwas völlig Neues, eine neue Herausforderung.“

In Zeiten von Corona müssen sich die Kandidaten sowieso etwas einfallen lassen, weil herkömmlicher Wahlkampf kaum möglich ist: „Ich wollte mal etwas anderes ausprobieren und mich von anderen Kandidaten abheben“, erklärt Buck.

Kooperation mit Rapper

Er habe deshalb Kontakt zu Rapper Robin Gerhardt alias Dizzepticon aufgenommen. Gerhardt stammt wie Buck aus Ennetach, einem Teilort von Mengen: „Wir sind aus Ennetach und keine Mengener“, stellt Buck klar: „Da gibt es eine Rivalität wie zwischen Baden und Württemberg.“

Gerhardt wird Buck im Wahlkampf musikalisch mit einem Rap-Video unterstützen. „Wir haben lange und intensiv diskutiert und dabei Ideen gesammelt“, erklärt Buck. Gerhardt habe daraus dann den Text ausgearbeitet. „Ein Grund, warum ich ihn unterstütze, ist, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt“, sagt Gerhardt über Stefan Buck: „Das schätze ich und vermisse ich sonst.“

Mit dem Video will Buck vor allem junge Leute ansprechen und solche, die politikverdrossen sind: „Die, die sagen, dass es auf ihre Stimme eh nicht ankommt“

Keine Wahlkampfspenden

Musikalische Wahlhilfe: ja; finanzielle Unterstützung: nein, danke. „Ich möchte keine Wahlkampfspenden. Die Leute sollen lieber an Hilfsorganisationen spenden“, sagt Buck, der den Wahlkampf aus eigener Tasche bestreitet und die aus seiner Sicht zu hohen Politikergehälter kritisiert.

„Ich kandidiere nicht aus finanziellen Motiven. Sollte ich gewählt werden, werde ich meine ersten beiden Politikergehälter an eine Initiative zur Unterstützung in Not geratener Gastronomen spenden.“

Die Chancen darauf, tatsächlich in den Landtag gewählt zu werden, schätzt Buck recht realistisch, niedrig ein: „Um in den Landtag zu kommen, bräuchte man wohl das beste Ergebnis im Wahlkreis – und das werde ich kaum holen“, sagt er.

„Aber jede Stimme für mich ist schon mal eine weniger für die AfD.“ Und: In den Kreistag ist Stefan Buck schließlich auch wider Erwarten eingezogen.

Zur Person

Stefan Buck ist 45 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Seit 2019 ist er Kreistagsmitglied. Er lebt in einem alten Bauernhaus in Stockenhausen: „Eines der ältesten im Ort“, sagt er. Ursprünglich stammt Buck aus dem Mengener Teilort Ennetach. Die Wurzeln im Nachbarlandkreis Sigmaringen spiegeln sich auch in seinem Autokennzeichen wider: „In Sigmaringen sagt man, dass man ein BL-Kennzeichen bekommt, wenn man dreimal durch die Prüfung fällt: Darum fahr ich HCH“, erklärt Buck scherzhaft und schiebt hinterher: „Ich mag einfach alte Dinge, alte Traditionen und die Altkennzeichen. In Sigmaringen würde ich wohl mit dem Saulgauer Kennzeichen rumfahren.“