Es fehlt an klaren Vorgaben: Einzelhändler und Gastronomen im Zollernalbkreis sind ratlos

Von Nicole Leukhardt, Volker Schweizer, Gudrun Stoll

Noch ist ein Großteil der einschränkenden Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus‘ nichts weiter als eine dringende Empfehlung der Landesregierung, doch der Einzelhandel und die Gastronomen im Kreis sind auf alles vorbereitet. Das ist wörtlich zu nehmen.

Es fehlt an klaren Vorgaben: Einzelhändler und Gastronomen im Zollernalbkreis sind ratlos

Statt Tischerücken reservieren manche Gastronomen (wie hier im Balinger Hirschgulden) einfach jeden zweiten Tisch und schaffen so auch den nötigen "Corona"-Abstand zwischen den Gästen.

„Eigentlich ist es mein Job, am Herd zu stehen“, sagt Markus Holweger. Doch daran ist für den Kreisvorsitzenden des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands grade nicht zu denken. Bei ihm laufen die Telefone heiß. „Die Verunsicherung unter den Gastronomen und Hoteliers ist groß“, sagt er. „Es fehlt eine klare Linie, keiner weiß, was er noch darf“, kritisiert er.

Keiner weiß, was er darf

Nur eines sei jetzt schon klar: Für die Restaurants und Speisegaststätten, aber auch für die Hotels bedeuten die Einschränkungen erhebliche finanzielle Verluste. Außerdem, so befürchtet Holweger, würden einige die Gelegenheit nutzen, unliebsame Pächter loszuwerden. „Wer keine Einnahmen mehr hat und trotzdem seine Pacht bezahlen muss, ist ruckzuck raus, da werden schmutzige Dinge passieren“, so seine Befürchtung.

Das trifft jeden hart

Hier hofft Bernd Flohr, Balingens HGV-Vorsitzender, auf Verständnis und Miteinander. „Wenn Einzelhändler im Pachtverhältnis stehen, sollte der Vermieter in einer Zeit des möglichen Umsatzausfalls solidarisch sein“, sagt er. Die Balinger Einzelhändler, die nicht auf der Liste der notwendigen Infrastruktur stehen, wüssten angesichts der Entwicklungen im Ausland, dass ihnen der Verkaufsstop bevorsteht. „Ich habe alle per Mail informiert über die Lage, keiner hat bisher Unverständnis geäußert. Das trifft jeden hart, aber da führt nichts dran vorbei, das ist allen bewusst“, so Flohr.

Viele offene Fragen

Der Handel und die Gastronomie stehen noch vor vielen offenen Fragen, sagt der Vorsitzende des HGV Meßstetten, Jörg Bandle. Im Moment handle es sich um eine Leitlinie der Bundesregierung und diese müsse auf Landesebene erst noch umgesetzt werden. Durch die erste Verordnung des Landes und die Allgemeinverfügung der Stadt gebe es aber schon bedeutende Einschnitte.

Einbußen sind zu erwarten

Die Gastronomen und Caterer würden über erhebliche Einbußen klagen „Durch die Absage von Veranstaltungen sind nicht nur unzählige Vorbereitungen und ideelle Werte auf Zeit aufgeschoben, sondern auch die ganzen Bewirtungen“, so Jörg Bandle. Diese Entwicklung führe sicherlich bei dem oder anderen zu Existenzängsten. Eine Entscheidung darüber, ob das Frühlingsfest am letzten April-Wochenende stattfinde, wolle der Vorstand in Kürze treffen.

Alle sind total verunsichert

Bei der Ebinger HGV-Chefin Manuela Früholz steht das Telefon nicht mehr still. Es rufen Mitglieder und auch Nichtmitglieder an, die eines vereint: Sie alle sind total verunsichert, was nun eigentlich zu tun ist. Manuela Früholz hat darauf auch keine Antwort, gibt die Schuld an der unklaren Situation aber nicht der Stadtverwaltung Albstadt. „Die Stadt schwimmt auch“, betont die Vorsitzende des 60 Mitglieder zählenden Handels- und Gewerbevereins.

Wir brauchen klare Vorgaben

Die schwammigen Vorgaben von Bund und Land machen es den Betroffenen an der Basis schwer, Empfehlungen zu geben. Früholz bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen klare Vorgaben, was geht, wer schließen muss und vor allen Dingen auch warum“. Es fehle auch an Ansprechpartnern, die wissen, welche finanziellen Hilfen die Einzelhändler und Gastrononem in Anspruch nehmen können und wo man diese beantragen muss.