Balingen

Eins neu, zwei fallen lassen: Kirchengemeinde strickt ihr Immobilienkonzept zu Ende

12.11.2019

Von Nicole Leukhardt

Eins neu, zwei fallen lassen: Kirchengemeinde strickt ihr Immobilienkonzept zu Ende

© Klaus Irion

Ein Interessent ist schon da, weitere dürfen kommen: Die Kirche verkauft das Johann-Tobias-Beck-Haus.

Nun ist es beschlossene Sache: Die Gesamtkirchengemeinde Balingen gibt das Johann-Tobias-Beck-Haus zum Verkauf frei, gleichzeitig beginnen die Planungen für ein neues Gemeindehaus in der Balinger Stadtmitte. Der Kirchengemeinderat hat in öffentlicher Sitzung einem entsprechenden Eckpunktepapier mehrheitlich zugestimmt.

Keine konkreten Zahlen, keine konkreten Zeitangaben: „Wir fassen unser Konzept so grob, dass uns nachher nicht die Hände gebunden sind“, erklärte Balingens Dekan Beatus Widmann in der Beratung am Dienstagabend. Denn ohne ein solches Konzept blockiere der Oberkirchenrat jedwede Baumaßnahme. „Wir müssen priorisieren, wo wir unsere Mittel zur Substanzerhaltung hinlenken“, erklärte er.

Ende Oktober hatte Beatus Widmann das Konzept bereits in einer öffentlichen Gemeindeversammlung im Gemeindehaus Stadtmitte präsentiert. Zahlreiche Balinger waren gekommen, um sich die Ideen ihrer Gesamtkirchengemeinde anzuhören. Diese sehen ein Pfarrhaus, eine Kirche, ein Gemeindehaus und einen Kindergarten an allen drei Standorten Balingen, Heselwangen und Engstlatt/Auf Schmiden vor.

21 Gebäude sind ein paar zuviel

„Denn seit der Fusion verfügen wir über 21 Gebäude, die wir nicht alle in die Zukunft mitnehmen können“, erklärte Beatus Widmann. Und gab damit das Stichwort für Pfarrer Christof Seisser. Der sprach aus, was wohl für viele Gemeindemitglieder bei der Versammlung schwere Kost gewesen war. „Dass wir die Friedhofskirche nicht behalten können, das war ein schwerer Satz für mich“, erklärte er. Tatsächlich hatte Dekan Widmann im Oktober von einem Verkauf der historischen Kirche gesprochen. „Das könnt ihr nicht machen, haben viele zu mir gesagt“, reflektierte Seisser am Dienstagabend.

Andere Kirchengemeinderäte berichteten ähnliches. Damit die Gesamtkirchengemeinde sich nicht für oder gegen die Friedhofs- oder Stadtkirche entscheiden muss, schlug Dekan Widmann auf Anregung aus den Ratsreihen vor, die Friedhofskirche nicht zusätzlich ins Eckpunktepapier aufzunehmen. Dennoch soll ihr Erhalt angestrebt werden. „Wir zapfen alle Fördertöpfe an, die wir finden“, versprach er. Auch ob die überzähligen Pfarrhäuser verkauft oder vermietet werden sollen, wird später entschieden.

Räte stimmen dem Eckpunktepapier mehrheitlich zu

Mit einer Enthaltung schließlich stimmten die Kirchengemeinderäte dem ausgearbeiteten Papier zu. Es sieht vor, sich an den drei Standorten der Gesamtkirchengemeinde auf jeweils eine Kirche, ein Gemeindehaus, ein Pfarrhaus und einen Kindergarten zu beschränken. Das Johann-Tobias-Beck-Haus, darüber herrschte Konsens, ist obsolet und soll auf dem Markt angeboten werden. „Und ich kann heute schon sagen, dass es dafür bereits einen ernsthaften Interessenten gibt“, verkündete Beatus Widmann.

Und sollte der Verkauf wirklich so flott über die Bühne gehen, darf zumindest die Hausmeisterwohnung noch bis Ende 2020 vom bisherigen Mieter bewohnt werden, auch darin waren sich die Räte einig. Das Schmidener Gemeindehaus soll ebenso veräußert werden, dies allerdings erst bis zum Jahr 2030.

Kirchenpfleger Jürgen Sting wurde mit dem Beschluss beauftragt, beim Oberkirchenrat einen Antrag auf Mittel aus dem Ausgleichstock für den Neubau des Gemeindehauses Stadtmitte zu stellen, als auch den Antrag einzureichen, den Verkaufserlös der Häuser nicht zurückzahlen zu müssen. „Damit können wir nun starten“, bedankte sich Dekan Beatus Widmann bei seinem Gremium.

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