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Eine Sternenlänge Abstand: Geislinger und Rosenfelder Sternsinger kommen auch in Corona-Zeiten

Von Claudia Renz

Am 6. Januar ist Dreikönigstag. Traditionell werden dann in den katholischen, aber auch in einigen evangelischen Kirchen die Sternsinger ausgeschickt, um den Segen in die Häuser zu bringen und für einen guten Zweck zu sammeln. 2022 ist es ähnlich wie 2021 – und total anders als 2019 und 2020.

Im Januar 2020 waren in Geislingen rund 150 Sternsinger im Einsatz. In diesem Jahr wird die Aktion völlig anders aufgezogen.

Wie bereits im vergangenen Januar bremst die Corona-Pandemie auch 2022 die Sternsinger-Aktion aus. Und zwar nicht nur allein in Geislingen, sondern in allen Kirchengemeinden. In der Seelsorgeeinheit Am Kleinen Heuberg hat man sich allerdings einiges einfallen lassen, um der Aktion trotzdem Leben einzuhauchen.

Im Januar 2020 sah alles noch ganz anders aus, die Pandemie hatte uns noch nicht erreicht. Somit konnte der Geislinger Pfarrer Pater Augusty Kollamkunnel am Ende des Gottesdienstes allein in der Geislinger Kirche 105 Sternsinger, davon zwei Erwachsenengruppen, quer durch die Gemeinde schicken. Sie brachten den Segen Gottes in die Häuser und baten um eine Spende für notleidende Menschen.

Eine Sternenlänge Abstand

Die gute Nachricht: Die Sternsinger kommen auch in Corona-Zeiten. In den Gottesdiensten am Dreikönigstag, 6. Januar, werden in Binsdorf, Erlaheim und Geislingen Segenspakete von Pater Augusty gesegnet, die anschließend kontaktlos an die Haushalte verteilt werden. Diesmal mit Mundschutz, einer Sternenlänge Abstand und unter den aktuell geltenden Corona-Bestimmungen.

Mit dem Segensspruch „20*C+M+B+“22“, das ist die Abkürzungfür den lateinischen Segensspruch „Jesus Christus mansionem benedicat“ und bedeutet „Jesus Christus segne dieses Haus“. Die Mädchen und Jungen bringen also in der Nachfolge der Heiligen Drei Könige den Segen für ein ganzes Jahr in die Häuser. Irrtümlich geht man immer wieder davon aus, dass die drei Buchstaben die Abkürzungen für die biblisch nicht überlieferten Namen der Weisen aus dem Morgenland sind: Caspar, Melchior und Balthasar.

Gebeine im Kölner Dom

Die Gebeine der Heiligen drei Könige sollen der Überlieferung nach übrigens im prachtvollen Dreikönigsschrein im Kölner Dom liegen. Das dürfte allerdings nichts anderes als eine fromme Legende sein. Die Gebeine sind 1164 in die Stadt am Rhein gekommen. Aufgefunden worden sollen die Reliquien bereits Anfang des 4. Jahrhunderts in Palästina von der Kaiserin Helena. Von dort kamen sie nach Mailand und wurden schließlich von Kaiser Friedrich Barbarossa geraubt und nach Köln verfrachtet.

Wessen sterblichen Überreste letztlich im Schrein im Kölner Dom ruhen, ist unbekannt. Weise aus dem Morgenland allerdings eher nicht – zumal auch die Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium eher symbolisch zu verstehen sein dürfte. Der Evangelist schrieb auch nicht von Königen, sondern von Sterndeutern.

Tatsache ist, dass sich im Laufe der Jahrhunderte ein regelrechter Kult um die vermeintlichen drei Könige im Kölner Dom entwickelt hat.

Heute zählt die Geschichte aus der Bibel mit Krippe, Stern und den Sterndeutern aus dem Osten zu einer der beeindruckendsten und schönsten Erzählungen der Bibel. Der Brauch des Sternsingens geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die erste Sternsingeraktion in Deutschland fand im Jahr 1959 statt und wird heute vom Kindermissionswerk getragen.

„Gesund werden – gesund bleiben“

Das Motto der diesjährigen Sternsinger-Aktion lautet: „Gesund werden – gesund bleiben. Ein Kinderrecht weltweit“. Die Sternsinger aus Binsdorf und Rosenfeld sammeln dieses Jahr für Projekte des Kinderhilfswerks. In diesem Jahr steht vor allem die Gesundheitsvorsorge von Kindern in Afrika im Vordergrund.

Die Erlaheimer unterstützen erneut das Projekt Bethesda Child Care Oudtshoorn in Südafrika. In Geislingen gehen die Spenden an drei Einrichtungen. Das erste Projekt ist die Ignatius-von Loyola-Schule in Tetes, Mosambik. 16 Jahre lang tobte in diesem ostafrikanischen Land ein blutiger Konflikt zwischen kommunistischen Regierungskräften und dem vom Westen unterstützten Rebellen. Der Bürgerkrieg und die Hungersnöte forderten 900.000 Menschenleben.

Spenden gehen an mehrere Einrichtungen

Selbst 30 Jahre nach dem Bürgerkrieg leidet die Bevölkerung noch immer unter den Folgen. In den armen Regionen im Nordwesten des Landes gibt es keinerlei Perspektiven für junge Menschen. Diese Schule und berufliche Bildung sollen der Jugend Tetes eine Zukunft vor Ort ermöglichen. Mit den Spenden sollen die laufenden Kosten gedeckt und Schul- und Internatsstipendien finanziert werden.

Auch in der Mbinga Loreto, einer Schule für körperbehinderte Kinder, wird jede Hilfe gerne angenommen. Loreto ist ein Heim für körperbehinderte Kinder und Kinder aus schwierigen Verhältnissen, die ab dem Schulalter, manchmal aber auch schon früher, in der Einrichtung wohnen. Die Schwestern, Kinder und Mitarbeiter bauen auf eigenen Feldern und im Garten Obst, Gemüse und Getreide für den Eigenbedarf an.

Schwester Marione Ginter wird unterstützt

Schon viele Jahre unterstützen die Geislinger Schwester Marione Ginter und die Kindertagesstätte „Creche Raio de Sol in Brasilien. Das Erziehungszentrum „Sonnenstrahl“ für vorschulpflichtige Kinder wurde im Jahr 1998 in Atibaia im Bundesstaat Sao Paulo eröffnet und gehört zu den Aufgabengebieten der Schönstätter Marienschwestern.

Schwester Marione Ginter begleitet die Kindertagesstätte von Anfang an und wird von der lokalen Bevölkerung sehr geschätzt, denn oft besucht sie Familien, deren Kinder in diese Einrichtung für die Kleinsten kommen, und hilft auch anderen Familien in Notsituationen. Die Verantwortlichen freuen sich auf jeden Jugendlichen oder Erwachsenen der bereit ist bei der Aktion mitzumachen.

Anmelden zum Mitmachen

Anmeldezettel zum Mitmachen bei den Sternsingern liegen hinten in den Kirchen aus. Per Mail nehmen in Erlaheim Christine Wiget (christine.wiget@gmx.de), in Binsdorf Simone Hutt (Simone.Hutt@web.de) Anmeldungen entgegen. Unter der Mailadresse StUlrich.Geislingen@nbk.drs.de können sich die Kinder und Erwachsenen anmelden.

In Rosenfeld werden die Segenspakete verschickt. Auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit am kleinen Heuberg hat Moritz Wolf von der letzten Sternsinger-Aktion einen sehr interessanten Beitrag unter den Videos des Jahre 2021 eingestellt. Der Aussendungsgottesdienst findet am 6. Januar mit der Segnung des Dreikönigswassers, von Salz und Sternsinger-Segenspakete statt und kann ausschließlich von den Sternsingern besucht werden.