Eine Sache der Psychologie: TSG Balingen zu Gast bei Martin Brauns früherem Klub VfR Aalen

Von Marcel Schlegel

Erster Spieltag der Rückrunde: Um 14 Uhr gastiert die TSG Balingen am Samstag beim VfR Aalen. Den bezwang die Braun-Elf im Hinspiel. Doch die Regionalliga-Fußballer von der Ostalb haben seither eine Wandlung vollzogen.

Eine Sache der Psychologie: TSG Balingen zu Gast bei Martin Brauns früherem Klub VfR Aalen

Ausgerechnet vor dem Spiel gegen seinen Ex-Klub kassierte Balingens Lukas Foelsch (Mitte) die 5. Gelbe.

Von einer grandios motivierenden Mannschaftsansprache, die Balingens Trainer Martin Braun vor dem wichtigen Elversberg-Heimspiel offenbar gehalten hat, war am Dienstag von Funktionären und Fußballspielern der TSG Balingen zu hören gewesen. Wovon diese handelte und was an dieser so motivierend war, darauf wollte Braun selbst im Anschluss an das Balinger 1:1 gegen den Regionalliga-Vierten SV Elversberg gar nicht en detail eingehen.

Balingens Trainer Martin Braun spielte schon selbst für den VfR Aalen und war zudem einst Geschäftsführer des Ostalb-Klubs. Lesen Sie hier ein ausführliches Porträt.

Viel wichtiger: Die Ansprache hat die gewünschte Wirkung offensichtlich nicht verfehlt. Denn nach zuvor zwei Niederlagen, die sich die Schwaben zu einem erheblichen Teil selbst ankreiden müssen, holte die TSG ausgerechnet gegen die vielleicht beste Mannschaft, die sich in dieser, am Dienstag beschlossenen Hinrunde in der Bizerba-Arena vorstellte, einen nicht unverdienten Punkt. Und obwohl die Kreisstädter, für die es am Samstag (14 Uhr) im Rahmen des ersten Spieltags der Rückrunde zu Brauns Ex-Klub VfR Aalen geht, den Gegentreffer erst sieben Minuten vor dem Ende kassierten, sprach der TSG-Coach von einem „gewonnenen Punkt, der uns sehr gut tut“. Der Grund: Die „Elv“ machte in der Schlussphase ordentlich Betrieb und hatte auch zuvor schon überlegen auf-, sich allerdings nur zwei zwingende Möglichkeiten herausgespielt.

Alte Defensivstärke wieder zurück

Darüber wiederum freute sich Braun. Das Team um Kapitän Matthias Schmitz, das die Hinrunde mit nicht zu erwartenden 32 Punkten aus 21 Saisonspielen im oberen Tabellendrittel beschloss, brachte jene Eigenschaften zurück auf den Platz, die die Balinger nach dem Restart der Südweststaffel im Dezember zunächst stark gemacht hatten, die ihnen dann jedoch nach und nach etwas abhanden kamen. „Wir haben wieder diszipliniert, konzentriert und ruhig agiert“, erklärt Ex-Bundesliga-Profi Braun. Sicher habe der Tabellenvierte aus dem Saarland mehr vom Spiel und mehr Abschlüsse gehabt, „aber wir haben sehr gut gestanden und gepunktet, das zählt“, meinte Innenverteidiger Schmitz. Sein Nebenmann in der Fünferkette vom Dienstag, Außenverteidiger Fabian Kurth, ergänzte: „Elversberg ist einer der Top-Mannschaften dieser Liga, da dürfen wir mit einem Punkt zufrieden sein und den haben wir uns auch verdient.“ Auch Braun lobte, „dass wir konsequent und gewissenhaft verteidigt und keine Nachlässigkeiten gezeigt haben“.

Diese nämlich hatten die Balinger in Walldorf (1:3) und Homburg (0:1) zuvor um Zählbares gebracht. Dass die Braun-Schützlinge nun also wieder auf den Punkt genau laufen und leiden konnten, fokussiert, motiviert und diszipliniert auftraten und in den entscheidenden Aktionen nicht mehr so schludrig wie zuvor waren – das könnte auch an Brauns Ansprache gelegen haben.

Martin Braun – der Psychologe

Fußball ist eben auch Psychologie. Und damit kennt sich der TSG-Trainer durchaus aus. Der 52-Jährige, der im Hauptjob Bauprojekte organisiert, studiert seit gut drei Jahren nebenher Psychologie, rund zwei Drittel des Fernstudiums habe er schon durch, interessant und aufschlussreich sei es und den Mehraufwand wert, der beim Löffinger mit Hauptberuf und Fußball-Nebenjob nun durch ein zusätzliches Studium doch erheblich sein dürfte.

Warum tut man sich das an, immerhin steht in Brauns Vita bereits ein abgeschlossenes kaufmännisches Studium, der ein oder andere Führungsjob bei Lizenzvereinen oder in der Wirtschaft – und eine fast 15-jährige Profikarriere natürlich? Als er vor einigen Jahren beim FC 08 Villingen in den Trainerjob einstieg, da sei ihm klargewesen, „dass ich das nur mit einer fundierten Basis machen werde“, sagt der frühere SC-Freiburg-Spieler und -Pressesprecher. Die psychologische Komponente hält Braun, nebst den Trainerscheinen, dabei für elementar.

Ziel der TSG: Nachlegen auf der Ostalb

Das Studium helfe ihm zum Beispiel dabei zu verstehen, wie „Konzentrations- und Leidensfähigkeit oder Motivation“ einer Gruppe zu steigern sind. Und genau darüber kommen die Balinger Amateure in einer größtenteils professionellen Spielklasse, in der die Gegner meistens die besser ausgebildeten Spieler in ihren Reihen haben.

Das dürfte auch für den VfR Aalen gelten, der am Mittwoch 0:0 beim Bahlinger SC spielte und als Zwölfter fünf Punkten und fünf Plätzen hinter der Kreisstadtelf rangiert. Das Hinspiel gewann die TSG mit 4:1. Doch der VfR, bei dem Braun schon Spieler und Geschäftsführer war, der letzten Wochen ist nicht mehr das Aalen vom Saisonbeginn, nicht nur, weil die Ostälbler personell ordentlich nachlegten. „Wir wollen punkten“, sagt Braun, der erneut erhebliche personelle Ausfälle zu kompensieren hat. „Und dafür werden wir hart arbeiten müssen.“ Eine Motivationsrede ihres Trainers käme der Mannschaft sicher auch ein weiteres Mal zugute.

Lukas Foelsch fehlt gegen seinen früheren Verein

Personell sieht es bei der TSG Balingen erneut nicht optimal aus. Die beiden „Sechser“ Lukas Foelsch, der selbst schon für den VfR Aalen spielte, und Leander Vochatzer sind beide gelbgesperrt, die Einsätze von Tim Wöhrle (Ferse) und Felix Heim (Hüfte) fraglich. Damit fehlen dem Kreisstadtklub am Samstag in Aalen womöglich vier Leistungsträger. Zu diesen gehörte vor seiner Oberschenkel-Verletzung auch Sascha Eisele, der wie Marco Gaiser (Rücken), Tom Schiffel (Knie) und Jonas Fritschi (Oberschenkel) seit Kurzem wieder im Mannschaftstraining ist. Trainer Martin Braun rechnet mit der baldigen Rückkehr von Eisele und dem Comeback von Schiffel. Gaiser und Fritschi würden noch etwas Zeit brauchen, sagt Braun. Länger ausfallen werden Keeper Marcel Binanzer (Schulter, evtl. OP) und Luca Kölsch (Reha nach Kreuzband-OP).