Zollernalbkreis

Ohne Arzt geht es mit einer Gemeinde bergab: Was der Zollernalbkreis dagegen tun will

05.05.2019

von Jennifer Dillmann

Ohne Arzt geht es mit einer Gemeinde bergab: Was der Zollernalbkreis dagegen tun will

© Jennifer Dillmann

Dr. Ullrich Mohr vom Ärztenetz Zollern e.V. diskutiert mit Kollegen und Politik, um den Landkreis für Mediziner attraktiver zu machen.

Angehende Ärztinnen und Ärzte kamen am Samstagvormittag mit wichtigen Vertretern des Zollernalbkreises im Landratsamt zusammen. Bei der Veranstaltung „Arzt im Zollernalbkreis“ ging es sowohl um berufliche Perspektiven, als auch um die Lebensqualität im Landkreis.

„Der Hausarzt steht an erster Stelle“, erklärte Claudia Thannheimer vom Ministerium für Ländlichen Raum, „Er trägt erheblich zum Lebensgefühl der Bürger bei. Wenn ein Arzt fehlt, geht es auch mit der Gemeinde bergab.“ In ihrer Begrüßung bezog sich die Regierungsdirektorin auf eine Umfrage zur Bedeutung verschiedener Infrastruktureinrichtungen vor Ort. Demnach steht der Hausarzt bei den Bürgern an oberster Stelle, weit vor anderen Aspekten, wie beispielsweise der Internetanbindung.

Ein Wochenende lang Ärzte-Werbung

Die Veranstaltung „Arzt im Zollernalbkreis“ hatte eine klare Botschaft: Sie als Hausarzt sind wichtig und wir, der Zollernalbkreis, wollen euch. Es waren rund zwanzig Medizinstudenten im Landratsamt anwesend. Die öffentlichen Impulsvorträge am Samstagvormittag waren Teil eines ganzen Werbewochenendes, an dem 15 geladene Studierende aus ganz Deutschland teilnahmen. Finanziert und unterstützt wurde die Aktion vom Landkreis, dem Ministerium für Ländlichen Raum, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der „Perspektive Hausarzt“.

Mit welchen Problemen Ärzte zu kämpfen haben, zeigte beispielsweise der Albstädter Neurologe und Psychiater Dr. Holger Reimann in einem Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER auf, über das wir dieser Tage bereits berichtet haben.

„Wir haben hier alles im Landkreis“

Dr. Gabriele Wagner vom Landratsamt zeigte sich als begeisterte Landkreis-Bewohnerin. „Ich bin selbst keine Schwäbin, komme ursprünglich aus der Großstadt“, berichtete sie, „Aber ich liebe den Zollernalbkreis inzwischen. Wir haben hier alles im Landkreis, klein und fein.“ Dabei bezog sie sich auf alle wünschenswerte Aspekte rund um Kultur, Natur, Aktivitäten und Berufschancen. Auch Carina Mayer von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Zollernalbkreis präsentierte die Vorzüge der Region.

Konzepte für Mediziner

Dr. Gerhard Hinger vom Zollernalb Klinikum und Kaspar Pfister von der Benevit Holding als regionaler Dienstleister in der Altenpflege stellten ihre konkreten Konzepte vor, in denen die Mediziner eine Beschäftigung finden könnten. Hinger versprach, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation in den Strukturen des Zollernalbklinikums einen hohen Stellenwert hätten.

„Wir sind sehr offen für eine Flexibilisierung fernab traditionell starrer Vorgaben“, so Hinger, „Wir öffnen uns gegenüber Modellen wie Job-Sharing und Teilzeitarbeit. Ich bekomme jetzt bei meinen Enkeln mit, was ich bei meinen eigenen Kindern verpasst habe. Wir wollen dafür sorgen, dass sich Familie und Beruf für unsere Angestellten gut kombinieren lassen und ich befürworte diese Entwicklung.“

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Der Hausarzt steht an erster Stelle. Claudia Thannheimer

Ich bin selbst keine Schwäbin ... Aber ich liebe den Zollernalbkreis inzwischen. Dr. Gabriele Wagner

Wir öffnen uns gegenüber Modellen wie Job-Sharing und Teilzeitarbeit. Dr. Gerhard Hinger

Selbst Großeltern und Kinder können durch unser generationenübergreifendes Konzept in Kontakt treten. Kaspar Pfister

Mit 31 Standorten und 2000 Mitarbeitern in fünf Bundesländern und einem aktuellen Umsatz von hundert Millionen Euro positionierte sich Benevit ebenfalls als attraktiver Arbeitgeber.

Auch Pfister sprach davon, wie wichtig in seinem Arbeitskonzept das Zusammenkommen von Beruf und Familie sei. „Die Angestellten können ihre Großeltern direkt mit in die Tagespflege bringen und ihre Kinder schnell in unseren anliegenden Kindertagesstätten erreichen“, berichtete er, „Selbst Großeltern und Kinder können durch unser generationenübergreifendes Konzept in Kontakt treten.“

Aktion soll nun jährlich stattfinden

Die Impulsvorträge von Dr. Ullrich Mohr (Ärztenetz Zollern), Dietmar Dieter (DRK-Kreisverband Zollernalb) und Johannes Ertelt (Apothekerverband Zollernalb) klärten die Medizinstudierenden über weitergehende Strukturen auf, in denen sich Ärzte wiederfinden. Die Resonanz der Teilnehmenden war derart positiv, dass eine jährliche Fortsetzung der Aktion bereits feststeht.

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