Balingen

Eine Frau und ihr Weg: Christine Thürmer spricht in Balingen vom Wandern als Lebensglück

16.11.2022

Von Jessica Binder

Eine Frau und ihr Weg: Christine Thürmer spricht in Balingen vom Wandern als Lebensglück

© Jessica Binder

Christine Thürmer bei ihrem Multivisionsvortrag in der Balinger Stadthalle.

Sie hat auch in Balingen Fans: Am Montagabend war mit Christine Thürmer die weitgewandertste Frau der Welt in der Stadthalle zu Gast. Der Multivisionsvortrag war gut besucht und die 55-Jährige unterhielt gut zwei Stunden lang mit Geschichten von ihren Trails und ihrem außergewöhnlichen Leben im Allgemeinen.

Zu Beginn zeigte sie ein Kinderbild und schmunzelte: „Da sah man noch nicht, dass ich einmal die meistgewanderte Frau der Welt werde, ich war ein ganz normales Kind“. So macht sie nach der Schule Karriere als Managerin, bis sie von zwei schweren Schicksalsschlägen getroffen wird: Christine Thürmer wird gekündigt und nur kurz darauf erleidet ein enger Freund einen Schlaganfall.

Die wichtigste Ressource ist Zeit

Durch diese Ereignisse erkennt sie: Die wichtigste Ressource ist nicht Geld, sondern Zeit. „Wenn du etwas wirklich machen willst, dann musst du es jetzt tun. Du weißt nämlich nicht wie viel Zeit du noch hast“, mahnt sie eindrücklich. So macht sich Thürmer gänzlich untrainiert auf, um den Pacific Crest Trail zu wandern, ein Trail, der auf 4.277 Kilometern von Mexiko nach Kanada führt. Etwa 30 bis 35 Kilometer legt sie dabei auf ihren Wanderungen täglich zurück und hat so inzwischen mehr als 60.000 Kilometer angesammelt.

Als „German Tourist“ unterwegs

Eine inspirierende Geschichte, die Thürmer mit lustigen Anekdoten versüßt. So erzählt sie, dass jeder Wanderer und jede Wandererin auf den Trails einen Spitznamen bekommt. Thürmers Spitzname sorgt für Lacher und Applaus: „Mein Spitzname ist ‚German Tourist‘, können Sie sich jetzt selbst überlegen warum.“

Doch das Langstreckenwandern hat ihr nicht nur diesen neuen Spitznamen eingebracht, Christine Thürmer erzählt von einem völlig neuen Körpergefühl. Man sei einfach stolz auf den eigenen Körper, berichtet sie, denn „diese Beine haben mich gerade 4000 Kilometer durch das Land getragen, da kann man schon mal stolz sein.“

„Ich habe mein Glück gefunden“

Nach einer Pause, in der sie Bücher signiert und sich mit Fans austauscht, beantwortet Thürmer noch Fragen aus dem Publikum. Zum Schluss fasst sie zusammen: „Ich war neugierig, habe gar nicht mein Glück gesucht. Aber ich habe es gefunden. Und so kann ich nun sagen, das ist mein Leben: laufen, essen, schlafen.“ Kein Wunder, dass der Abend in tosendem Applaus endet.

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